Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nachtflug Zur Hölle

Nachtflug Zur Hölle

Titel: Nachtflug Zur Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dale Brown
Vom Netzwerk:
die MSB-Truppen beschossen, handelte es sich um amerikanische Gasgranaten Mk-23, die ein sofortige Atemnot bewirkendes Mittel enthielten. Der Abwind der Hubschrauberrotoren würde die Gasschwaden vom Reaktorgelände weg über die Demonstranten treiben.
    Sobald das Wachpersonal die weißlichen Schwaden beobachtete, setzte es seine Gasmasken auf, so daß nun alle Schwarzen Barette auf dem Gelände des Forschungsreaktors Denerokin geschützt waren.
    »Gas!« rief jemand laut.
    Kortyschkow griff wieder nach seinem Mikrofon. »Alle Einheiten – Feuer frei!«
    Das laute Krachen der Granatwerfer stürzte die Menge in Angst und Verwirrung. Eine der Gasgranaten zerplatzte im Rotorkreis einer Mi-24, so daß die hilflosen Menschen mit einem Tröpfchenregen überschüttet wurden. Obwohl das Gas nicht tödlich war und seine Wirkung rasch abklang, war es schlimmer als die von Tränengas, weil es augenblicklich beängstigend starke Atemnot hervorrief.
    Die vier Kampfhubschrauber stiegen weg und bildeten eine Kleeblattformation, um die Menge anzugreifen.
    Palcikas befand sich mit Kolginow bei ihrem Funkwagen in der Nähe des Haupttors, als er das schreckliche Hämmern eines auf Dauerfeuer gestellten Sturmgewehrs AK-47 hörte.
    Keine fünfzig Meter entfernt spritzten Asphalt und Steinchen in einer langen Spur auf, die schließlich mit der kleinen Gruppe unmittelbar vor dem Tor zusammentraf. Schreiende Menschen brachen blutüberströmt zusammen, als die 7,62-mm-Geschosse ihr Ziel fanden.
    »Feuer einstellen!« brüllte Palcikas, der hinter dem Fahrzeug in Deckung gegangen war. Dann wurde ihm klar, daß diese Schüsse nicht von seinen Männern kommen konnten. Ein Blick um die Stoßstange herum zeigte zu seinem Entsetzen, daß weitere Soldaten des Wachpersonals das Feuer eröffneten und in die Menge schossen.
    »Feuer einstellen, verdammt noch mal!« schrie der General mit sich überschlagender Stimme. »Das sind unbewaffnete Zivilisten!«
    Einige Soldaten hörten zu schießen auf, starrten Palcikas an und schienen zu überlegen, ob sie gehorchen sollten – immerhin war er ein General –, aber da er nicht ihr Vorgesetzter war, beschossen sie dann doch weiter die schreiende Menge jenseits des Zauns. Palcikas mußte wieder hinter dem Fahrzeug in Deckung gehen, als ein Querschläger gefährlich nahe an ihm vorbeisurrte.
    Dann erkannte Palcikas, daß auch seine eigenen Männer getroffen wurden – von Kortyschkows Leuten auf dem Reaktorgelände! Die OMON-Soldaten, auf die in der allgemeinen Verwirrung niemand achtete, waren zwischen dem Wachpersonal und der Menge in Stellung gegangen und schossen aus den Staubwolken heraus auf litauische Soldaten. Der General sah einen, der mit seinem auf Dauerfeuer gestellten AK-47 auf vier seiner eigenen Männer zielte, die sich flach zu Boden geworfen hatten.
    Jetzt mußte Palcikas eingreifen. Er zog seine 9-mm-Makarow, zielte auf eine Stelle dicht über den Kopf des Mannes, um ihn in Deckung zu zwingen, und drückte ab. Der Schweinehund ging zu Boden, versuchte nachzuladen, verlor dabei sein Reservemagazin und zog es dann vor, einfach liegenzubleiben und sich die Ohren zuzuhalten.
    Der Lärm um ihn herum ließ allmählich nach, und Palcikas wollte bereits aufatmen – bis ihm klar wurde, daß dieses Abflauen nur darauf zurückzuführen war, daß sich die Mi-24 entfernt hatten. Alle vier waren plötzlich abgedreht und nach Süden davongeflogen. Gegen die helle Aprilsonne war nur schwer zu erkennen, was die vier großen Kampfhubschrauber taten.
    Aber das sollte Palcikas bald merken.
    Die Mi-24 waren eingekurvt, bildeten eine Kleeblattformation und kehrten schnell zurück. Aus etwa einem halben Kilometer Entfernung begannen sie plötzlich mit ihren 30-mm-Maschinenkanonen auf die Demonstranten zu schießen. Dieser Angriff riß eine hundert Meter breite Schneise aus Tod und Verwüstung in die zusammengedrängte Menge. Mehrere Raketen aus dem Waffenbehälter UV-32-57 des Führungshubschraubers verfehlten das Gästepodium nur sehr knapp, setzten es aber in Brand und wirbelten Menschen wie Stoffpuppen durch die Luft.
    Kortyschkow beobachtete fasziniert, wie die Mi-24 nach Süden davonflogen, dann eindrehten und aus der Sonne herabstießen. Die angerichtete Zerstörung war unglaublich: Aus verhältnismäßig großer Entfernung wurden einzelne Menschen mit erstaunlicher Präzision getroffen, von den Beinen gerissen, in die Luft geschleudert und tot zu Boden geschmettert. Das war der aufregendste Anblick seines

Weitere Kostenlose Bücher