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Nachtflug Zur Hölle

Nachtflug Zur Hölle

Titel: Nachtflug Zur Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dale Brown
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Sie den Soldaten Feuerbefehl gegeben? Warum haben Sie die Hubschrauber angreifen lassen …?«
    »Ich habe keinen dieser Befehle gegeben! Geschossen haben russische OMON-Soldaten, keiner meiner Männer!«
    »Ich habe selbst gesehen, daß die Granaten von Ihren Soldaten verschossen wurden!« Anna taumelte auf ihn zu und griff mit zitternden Fingern nach den Aufschlägen seiner Uniformjacke. »Sie sind ein Mörder, General. Sie haben Dutzende von unschuldigen Menschen umbringen lassen.«
    Kolginow, der das kleine Mädchen behutsam neben den Wagen gelegt hatte, sah sich hilfesuchend nach einem Sanitäter um, als sein Blick zufällig auf den Wachtturm über dem Reaktorgelände fiel. Zu seinem Entsetzen sah er dort Oberst Kortyschkow stehen, der mit seinem AK-47 auf Palcikas zielte. »General! Deckung!«
    Palcikas sah zu Kolginow hinüber, folgte seinem Blick zum Wachtturm hinauf und erkannte den Schützen, der auf ihn zielte. Er riß Anna im Sprung mit sich hinter den Funkwagen. Dann hörte er das Sturmgewehr loshämmern, warf sich herum und mußte zusehen, wie ein langer Feuerstoß Alexei Kolginow förmlich durchlöcherte.
    »Kortyschkow, du Schwein!« brüllte Palcikas. Er stemmte sich auf die Knie und wollte seine Pistole ziehen, aber im nächsten Augenblick war er von einem halben Dutzend Soldaten umstellt und wurde nach hinten umgerissen.
    »Keine Bewegung, General«, forderte ein Sergeant ihn auf. »Sie sind festgenommen. Wehren Sie sich, haben meine Männer Schießbefehl.«
    »Sie können mich gar nicht festnehmen, Sie Dummkopf! Ich bin ein litauischer Offizier! Dies ist mein Land!«
    »Ergeben Sie sich, General?«
    »Nein!«
    Fünf der Schwarzen Barette hatten Mühe, den großen Litauer zu bändigen, aber zuletzt wurde ihm seine Makarow doch noch entwunden. Einer der Männer kniete auf seinem Hals und drückte seinen Kopf auf den Asphalt, so daß Palcikas nur Kolginows blutigen Leichnam sehen konnte, während seine Hände auf den Rücken gefesselt wurden. Er stieß einen lauten Schrei aus und bäumte sich erneut auf.
    Im nächsten Augenblick traf ein Gewehrkolben seinen Hinterkopf und ließ Palcikas in qualvolles Dunkel stürzen.
Heeresflieger-Stützpunkt Smorgon im Norden der Republik Weißrußland
7. April, 18.40 Uhr
    Besonders eindrucksvoll sehen die Dinger nicht gerade aus, dachte Generalleutnant Woschtschanka. Irgendwie hatte er erwartet, daß sie wie in einem Sciencefiction-Film bläulich leuchten oder wenigstens wie Granaten oder ICBM-Gefechtsköpfe aussehen würden – mit spitzem Bug, Zündmechanismus, Steuerdüsen, Stabilisierungsflossen und dergleichen. Statt dessen erinnerten die drei vor ihm liegenden Objekte eher an Autogetriebe mit trichterförmigen Ansätzen, an denen wiederum kurze Zylinder mit mehreren Knöpfen und Röhren saßen. »Das sind die eigenartigsten Gefechtsköpfe, die ich je gesehen habe«, erklärte er General Wiktor Gabowitsch skeptisch. »Sie sehen nicht sehr gefährlich aus.«
    »Gefährlich?« Gabowitsch starrte den alten weißrussischen General verblüfft an. Konnte der wirklich so naiv sein? »General, die sind nicht bloß gefährlich – sondern vernichtend. Der Gefechtskopf Fisikus KR-11 verkörpert den neuesten Stand thermonuklearer Gefechtsfeldwaffen. Er vereinigt Sprengkopf, Führungssystem und Zündmechanismus in einem völlig unabhängigen und ultrakompakten Gehäuse. Ihre Trägerraketen brauchen kein eigenes Führungs- und Zündsystem mehr, sondern lediglich eine Schnittstelle zwischen Gefechtskopf und Flugregler.«
    Wie ein Gebrauchtwagenhändler, der einen rumänischen Wagen anpreist, trat Gabowitsch an einen der Gefechtsköpfe und tätschelte ihn fast liebevoll.
    »Das Führungssystem befindet sich hier hinten – annähernd im Schwerpunkt der Trägerrakete. Sein Kernstück ist ein Ringlaser-Kreisel, der immer und überall augenblicklich einsatzbereit ist. Selbst wenn der Raketentransporter nach stundenlanger Fahrt über schlechte Straßen schräg und mit laufendem Motor abgestellt wird, stellt sich der Kreisel binnen sechzig Sekunden auf rechtweisend Nord ein. Er hält viel aus und wird mit völlig wartungsfreien und extrem langlebigen Batterien betrieben. Das Trägheitsnavigationssystem benötigt vor dem Start nur zwei Minuten Stillstand, um voll betriebsbereit zu sein.«
    Woschtschanka war noch immer nicht überzeugt, das merkte man ihm an. Der alte Trottel! Deshalb erklärte Gabowitsch weiter: »Der eigentliche Gefechtskopf befindet sich hier im Mittelteil. Er

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