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Nachtflug Zur Hölle

Nachtflug Zur Hölle

Titel: Nachtflug Zur Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dale Brown
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erstaunlicherweise gelungen, das Triebwerk fünf anzulassen. Zwar rief der verunreinigte Treibstoff bei der Zündung gewaltige Explosionen hervor, aber das Triebwerk lief trotzdem weiter. Im Augenblick wurden weitere Triebwerke gestartet.
    Luger konnte sich denken, daß McLanahan als Copilot einsprang, nachdem Elliott ausgefallen war. Er setzte den Kopfhörer auf, um das schrille Heulen der Triebwerke auszusperren. Nun konnte er Ormack und McLanahan über den Bordfunk hören.
    »Wenn wir hier eine Schießerei anfangen…«, sagte Ormack gerade.
    »Vielleicht bleibt uns nichts anderes übrig«., antwortete McLanahan.
    Wir kämpfen uns frei! dachte Luger. Aber womit? Die halbe Besatzung war verwundet, ihr Flugzeug war an vielen Stellen durchlöchert, sie waren von sowjetischer Miliz umzingelt…
    »Er will, daß wir die Triebwerke abstellen«, hörte Luger Ormack über die Bordsprechanlage sagen. »Patrick, unsere Zeit wird knapp…«
    Dann ertönten von beiden Tragflächen her mehrere laute Detonationen, und die Old Dog begann rumpelnd zu zittern, als habe sie einen heftigen Hustenanfall. An seinem Platz auf dem Unterdeck der Megafortress kam sich Luger – allein, verwundet und halb erfroren – wertlos vor, wertlos für die Besatzung, die ihn am meisten brauchte.
    Aber das Anlassen der Triebwerke ging weiter, und Luger wurde klar, daß Ormack und McLanahan nicht aufgeben wollten. Sie würden die Megafortress in die Luft bringen – oder bei dem Versuch, das zu schaffen, den Tod finden. Er lächelte. Der gute alte McLanahan. Ein zäher Bursche, der sich auch von den Russen nicht einschüchtern ließ.
    Wenn man kämpfen wollte, war das die richtige Methode. So hatten sie’s gelernt. Niemals aufgeben!
    Auf dem Unterdeck flammten Lichter auf, als die Generatoren zugeschaltet wurden. Das Navigationssystem schien wider Erwarten in Ordnung zu sein. Das GPS (Global Positioning System) funktionierte, TDC (Geländedatencomputer) und COLA (Computer zur Errechnung der Mindesthöhe) waren betriebsbereit, auch die Anzeigen der Luft-Luft-Lenkwaffen AIM-120 Scorpion leuchteten grün. Wenn schon nicht aus Optimismus, dann aus alter Gewohnheit schaltete Luger seinen TDC von LOCK auf READ um und sah wenig später die Anzeige TERRAIN DATA LOCK OK auf seinem Bildschirm. Doch als die Generatoren Sekunden später wieder ausfielen, gab er es auf, das Navigationssystem in Betrieb nehmen zu wollen.
    Die Triebwerke heulten jetzt lauter als zuvor – fast schon mit Startleistung. Die Megafortress bewegte sich noch immer nicht.
    Aber Ormack und McLanahan gingen nach Checkliste vor und ließen weitere Triebwerke an, deren Generatoren das Bordnetz mit Strom versorgten…
    Plötzlich zerriß das unverkennbare Hämmern eines schweren MGs die eisige Luft.
    Sie schießen auf uns… diese Scheißkerle! fluchte Luger vor sich hin.
    Oben machte McLanahan mit dem Anlassen der Triebwerke weiter. »Können mich alle hören?« fragte Ormack über die Bordsprechanlage. »Meldung stationsweise.«
    Dann wurden die Triebwerke in Leerlaufstellung gebracht. »Besatzung, ungefähr hundert Meter von unserem linken Flügel entfernt steht ein russischer Schützenpanzerwagen«, berichtete der Oberstleutnant. »Die Russen haben ein Maschinengewehr. Sie haben uns befohlen, die Triebwerke abzustellen…«
    Auf seinem Platz auf dem Unterdeck kochte Luger vor Wut.
    Unsere Triebwerke abstellen? Kommt überhaupt nicht in Frage!
    Luger stemmte sich aus seinem Schleudersitz hoch, humpelte nach hinten und zog sein verwundetes rechtes Bein wie einen nassen Sandsack hinter sich her. Als er an der durch einen kreisrunden Ausschnitt nach oben führenden Leiter vorbeikam, hob er den Kopf und sah die ECM-Offizierin Wendy Tork auf dem Oberdeck neben General Elliott knien. Sie hatte ihre Fliegerjacke ausgezogen und über Elliott gelegt, um ihn damit zu wärmen. In ihrem Blick lag eine stumme Frage.
    Luger starrte sie ausdruckslos an, schlüpfte dann aus seiner Fliegerjacke, reichte sie Wendy hinauf und reckte dabei den linken Daumen hoch.
    Erstaunt riß sie die Augen auf.
    »Danke, Dave« sagte Wendy Tork, aber diese Worte gingen im Heulen der sechs arbeitenden Strahltriebwerke unter. Der Navigator lächelte trotzdem und verschwand jenseits des Lukenrandes. Sie sah sein gräßlich verwundetes Bein und fragte sich, wohin Dave unterwegs sein mochte. Um ein beschädigtes Relais auszuwechseln? Um das hintere Druckschott zu kontrollieren? Um die Verriegelung der Einstiegsluke zu

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