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Nachtflug Zur Hölle

Nachtflug Zur Hölle

Titel: Nachtflug Zur Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dale Brown
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funktioniert nach dem FFF-Prinzip – Fission, Fusion, Fission –, hat eine Sprengkraft von zehn Kilotonnen und gehört zu den kleinsten und wirkungsvollsten Geräten dieser Bauart, bei der ein Deuteriumkern von einer Implosionskapsel aus Uran 239 umgeben ist, die ihrerseits in einem Mantel aus Uran 235 steckt. Mit der Implosion der Plutoniumkapsel beginnt eine Kernverschmelzung, die ihrerseits…«
    Aber Woschtschanka winkte ab. »Von dem, was Sie da erzählen, verstehe ich kaum die Hälfte, Gabowitsch«, stellte er gereizt fest.
    »Können Sie das alles nicht so ausdrücken, daß ein altes Schlachtroß wie ich noch mitkommt?«
    »Selbstverständlich, General«, antwortete Gabowitsch etwas gönnerhaft, Woschtschanka war so dumm wie manche dieser idiotischen Litauer, die seine Soldaten vorgestern niedergeschossen hatten. »Das Ergebnis ist eine Detonation, die fast an die Hiroshimabombe herankommt – verursacht von einem Gerät, das Sie praktisch unter den Arm nehmen und wegtragen könnten. Liegt der Sprengpunkt in Bodennähe, werden in zwei Kilometer Umkreis alle nicht atombombensicher verbunkerten Ziele vernichtet. Bei einer Luftdetonation in fünftausend Meter Höhe steht in fünf Kilometer Umkreis kein einziges oberirdisches Ziel mehr.«
    »Und was ist mit dem Fallout?« knurrte Woschtschanka.
    »Der stellt ein geringeres Problem dar, als man erwarten könnte«, antwortete Gabowitsch nüchtern. »Die Sprengwirkung dieser Waffen ist verhältnismäßig gering – sie sollen das Zielgebiet ja nicht umpflügen –, deshalb entsteht bei hohen Luftdetonationen nur mini-217
    maler Fallout. Liegt der Sprengpunkt dagegen in Höhe null, breitet der Fallout sich je nach Wind und Wetter zwanzig bis dreißig Kilometer weit aus.«
    »Dreißig Kilometer! Litauen ist nur dreihundert Kilometer breit!«
    »Nun, Atomwaffen dürfen natürlich nur wohlüberlegt eingesetzt werden«, antwortete Gabowitsch leichthin. »Jedenfalls klingt die Radioaktivität schon nach zwei Tagen um neunundneunzig Prozent ab, so daß keine ABC-Schutzkleidung mehr getragen werden muß.«
    Er deutete auf einen in der Nähe stehenden Lastwagen und fügte hinzu: »Auf diesem Fahrzeug habe ich Ihnen fünfhundert komplette ABC-Schutzanzüge mitgebracht, die wir im Fisikus-Institut aus litauischem Material hergestellt haben. Weitere Lieferungen folgen, und Sie haben sicher auch noch alte sowjetische Lagerbestände. Nach zwei Wochen kann das Zielgebiet schon für begrenzte Zeit auch ohne Schutzkleidung betreten werden.«
    Aber Woschtschanka wirkte noch immer skeptisch. »General«, fuhr Gabowitsch mit schwachem Lächeln fort, »aus praktischen und politischen Gründen gehören alle mit der Führung von Atomkriegen zusammenhängenden Fakten zu den bestgehüteten Geheimnissen unserer Zeit, denn je mehr Generale eingeweiht wären, desto mehr könnten und würden sie Atomwaffen einsetzen. Tatsächlich kann der geschickte Einsatz nuklearer Gefechtsfeldwaffen sogar eine Minimierung von Verlusten bewirken. Voraussetzung dafür sind allerdings diese neuen Waffen, die kleiner, sauberer und präziser sind. Wozu ein ganzes Schlachtfeld kaputtbomben, wenn man nur ein paar Panzerkompanien vernichten will?«
    Woschtschanka rieb sich nachdenklich das Kinn.
    »Sehen Sie, bei entsprechender Planung können moderne Waffen wie dieser Sprengkopf KR-11 einen größeren Konflikt beenden, bevor er richtig begonnen hat. In unserer Welt, die von friedliebenden Liberalen und Umweltschützern regiert wird, ist ein atomarer Gegenschlag als Antwort auf einen begrenzten Nuklearangriff praktisch undenkbar. Deshalb kann man die ganze Welt in Geiselhaft nehmen, indem man sie davon überzeugt, daß man viele Atomwaffen hat und nicht zögern wird, sie notfalls einzusetzen. Dann wagt keiner mehr, gegen Sie aufzubegehren.«
    »Das klingt alles so einfach«, wandte Woschtschanka ein, »aber es ist nicht einfach – sondern eine gewaltige Aufgabe.« Er streckte die Hand nach einem der Gefechtsköpfe aus, konnte sich aber nicht dazu überwinden, das blanke Metallgehäuse zu berühren, als fürchtete er, dabei doch etwas Strahlung abzubekommen.
    Gabowitsch unterdrückte ein amüsiertes Lächeln. Das alte Schlachtroß erinnerte ihn an einen Neandertaler, der zum ersten Mal eine Glühbirne sieht. Wie zum Teufel befehligt dieser Mann auf einem Gefechtsfeld von heute Soldaten, wenn er Angst hat, einen leblosen Gegenstand zu berühren? Gabowitsch gab den Technikern ein Zeichen, die Verkleidungen wieder

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