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Nachtgeboren - Sinclair, A: Nachtgeboren

Nachtgeboren - Sinclair, A: Nachtgeboren

Titel: Nachtgeboren - Sinclair, A: Nachtgeboren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Sinclair
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zusammen prallten sie gegen die Tür, aber er hatte immer noch den Schlüssel. Mit der Schulter stieß er Tercelle auf sehr unhöfliche Weise zurück; sie taumelte ein paar Schritte, krümmte sich und presste sich die Hände auf den Bauch.
    Er holte tief Luft und versuchte verzweifelt, einen klaren Kopf zu bekommen. »Denk über Folgendes nach«, sagte er und hatte Mühe, die Worte in der richtigen Reihenfolge vorzubringen. »Dir ist bestimmt … du wirst die Herzogin Mycene sein. Ich bin ein Niemand. Würde irgendjemand mir glauben … wenn ich behauptete, dies seien deine Kinder?«
    Sie sondierte ihn erbarmungslos und spürte, wie nah er dem Zusammenbruch war. »Balthasar, mach wenigstens die Tür auf, damit wir in Sicherheit darüber reden können.«
    »Nicht«, sagte er, »bevor du versprisch … versprichst …«
    »Wenn du diese Tür nicht öffnest, werden sie ebenfalls sterben.«
    »Sie, du, ich. Alle gemeinsam.« Er brauchte es nicht weiter auszuführen. Sie konnte sich den bevorstehenden Skandal viel besser ausmalen als er.
    »Du warst schon immer sentimental.« Er erwiderte nichts, aber was immer ihre Peilung ihr über sein Gesicht sagte, ließ sie mit zusammengepressten Zähnen sagen: »Verdammt seist du, ich verspreche es. Jetzt gib mir den Schlüssel!«
    Irgendetwas war falsch an diesem Vorschlag, und obwohl er nicht begriff, was, folgte er einfach seinen Instinkten. »Du holst sie«, sagte er. »Ich werde die Tür aufschließen.« Er lehnte sich dagegen. Wieder sondierte sie ihn und seine Umgebung, und er hatte das Gefühl, ihr Gehirn arbeiten zu hören. »Hol sie«, sagte er, »sonst werfe ich den Schlüssel in die Senke.« Die Senke war ihm ebenso nah wie ihr die großen Steine, die die Blumenbeete einfassten. Sie drehte sich um, torkelte zum Vogeltisch und nahm die Zwillinge mit schwerfälligen Bewegungen auf. Sie hatte sie ausgewickelt, um sie nackt der aufgehenden Sonne auszusetzen. Angesichts dessen blieb ihm sein Lachen über ihrer beider hilflose Bewegungen im Halse stecken.
    Während sie zurückkam, drehte er den Schlüssel im Schloss und fiel über die Schwelle. Falls er zugelassen hätte, dass sie vor ihm ins Haus gelangte, würde sie ihm möglicherweise die Tür vor der Nase zuschlagen. Er zog sich an der Türkante hoch, als sie über die Schwelle schritt – mit einem Ultraschallimpuls, stark genug, um jeden, der nüchtern war, zu betäuben, geschweige denn jemanden, der unter Drogen stand. Er zog sich ein Stückchen um die Türkante und warf die Tür zu, indem er sich mit seinem ganzen Gewicht dagegen sinken ließ. Der Schlüssel fiel klirrend zu Boden.
    Die Babys rührten sich kaum, als sie sie nebeneinander in die Wiege steckte und sich zu ihm umwandte, eine Hand an der Wand hinter dem Herd, um sich zu stützen, die andere auf ihrem Bauch. »Wie soll ich wissen, ob ich dir trauen kann?«
    »Das macht ja gerade das Vertrauen aus«, sagte er bissiger, als er es beabsichtigt hatte. »Dass man es nicht weiß.«
    Er wünschte sich, sie wäre ein Mann. Er wusste nicht, wie er ihre wohlkalkulierte Verdrießlichkeit einschätzen sollte. Wenn sie ein Mann wäre, würde er ihr das nicht erklären müssen – aber wenn sie ein Mann wäre, hätte sie ihn im Garten überwältigen und aussperren können, damit er zusammen mit den Zwillingen verbrannte.
    Er musste in Bewegung bleiben, damit er nicht wieder einschlief. Er schob sich bis zur Wiege vorwärts, um die Babys zu sondieren. »Hast du ihnen dasselbe gegeben wie mir?«
    Sie stand reglos da, schweigend und zornig.
    »Es hätte sie umbringen können.«
    Sie warf den Kopf zurück. »Hätte das eine Rolle gespielt?«
    Es kostete ihn solche Anstrengung, sich aufrecht zu halten, dass ihm davon schwindelig wurde. Er hatte sie zwar fürs Erste aufgehalten, aber sie war immer noch eine Gefahr für die Säuglinge.
    »Ferdenzil würde mich in der Hochzeitsnacht erwürgen, wenn er davon erführe«, sagte sie mit leiser, zitternder Stimme.
    »Das ist nicht recht«, sagte er ernsthaft. »Genauso wenig, wie die Kinder umzubringen. Deshalb verspreche ich dir, ich werde es niemals verraten. Niemals.«
    »Und wie willst du erklären, dass du sie hast? Hast du daran gedacht?«
    »Auf der Türschwelle gefunden. Alte Sitte. Sind eben Babys«, sagte er mit der Logik eines Betrunkenen. »Ich hatte schon mal Babys.«
    Das Läuten der Glocke zu Sonnenaufgang war verstummt; sie saßen ein weiteres Mal zusammen im Haus fest. Mit bitterem Ton sagte Tercelle: »Du bist ein

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