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Nachtgeboren - Sinclair, A: Nachtgeboren

Nachtgeboren - Sinclair, A: Nachtgeboren

Titel: Nachtgeboren - Sinclair, A: Nachtgeboren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Sinclair
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Mycene auf die Inseln, ihr Territorium und ihren Export exotischer Früchte und Gewürze bekräftigen sollten.
    »Das Kind ist nicht von deinem Zukünftigen«, sagte er mit ausdrucksloser Stimme.
    Es schien ihr zu missfallen, dass er es ausgesprochen hatte. Sie griff hinter sich und ließ sich vorsichtig auf einen Stuhl sinken, den er ihr nicht angeboten hatte. »Falls er je von diesem Kind erfährt, werden er und seine Familie mich bestenfalls verstoßen. Schlimmstenfalls wird er mich töten.« Sie verzog das Gesicht, als sie sich ihren Bauch auf dem Schoß zurechtrückte. »Ich wäre lieber tot, als zurückgewiesen zu werden.«
    »Wie ist es möglich«, fragte Balthasar, »dass ihm bisher noch niemand etwas gesagt hat?«
    »Sobald ich wusste, dass ich schwanger war, habe ich mit allen Mitteln versucht, das Kind loszuwerden. Ich habe alles ausprobiert, was mir in den Sinn kam. Selbst einen Sturz vom Pferd habe ich zuwege gebracht.« Er schwieg und dachte an die schreckliche Zeit nach Telmaines Fehlgeburt. Er und Telmaine waren rastlos durch das Haus geschlichen wie die gequälten Seelen durchs Fegefeuer. »Auch das hat nicht funktioniert. Aber meine Verletzungen dienten mir immerhin als Vorwand, mich für eine ganze Weile zurückzuziehen.«
    Sie drückte sich eine Faust auf den Bauch und verzog das Gesicht. »Ich … habe nur vier Mal das Lager mit ihm geteilt. Es war das letzte …« Er wusste, dass sie ihm das Datum und die genaue Stunde hätte sagen können. Sie tat ihm leid in ihrer verliebten Torheit, obwohl er sie nicht mochte und die Situation für ihn selbst nicht ungefährlich war. Denn Ferdenzil würde mit Sicherheit davon ausgehen, dass sie ihren Geliebten um Hilfe gebeten hatte.
    »Er klopfte jedes Mal an die Haustür, um mich wissen zu lassen, dass er da sei. Darauf gab ich ihm meinerseits ein Klopfzeichen, verließ den Flur, schloss mindestens eine Tür hinter mir und wartete … bis er im Haus war … Verschiedentlich dachte ich darüber nach, die Haustür vor ihm zu verriegeln, und einmal tat ich es auch, aber dann habe ich sie doch wieder aufgeschlossen … Ich konnte nicht anders. Und es war Tag, wenn er kam – er kam immer am Tag.«
    Balthasar runzelte die Stirn. Nur Balladen und Schundblätter berichteten von lichtgeborenen Dämonenliebhabern, die die Tageslichtgrenze überschritten und nachtgeborene Mädchen verführten. Doch diese Geschichten waren absurd, da die Lichtgeborenen ebenso wenig die Dunkelheit ertragen konnten wie die Nachtgeborenen das Licht; denn gerade das besagte ja Imogenes Fluch. Ein Teil seiner unregelmäßig abgehaltenen Praxis als Arzt bestand in der Behandlung von Patienten, für gewöhnlich jungen Frauen, die unter einer gefährlichen Leidenschaft für das Licht litten. Die Krankheit wurde Lichtsucht genannt, eine Wahnvorstellung, die dazu führen konnte, dass die erkrankte Person impulsiv und mit für sie fatalem Ende ins Sonnenlicht hinaustrat. Er fragte sich, warum Tercelle ihm eine Geschichte auftischte, von der sie beide ganz genau wussten, dass sie unmöglich war.
    Ihr entging die Skepsis nicht, die sich hinter seinem Schweigen verbarg. »Und ich sage dir, er kam aus dem Licht!«, rief sie. Sein Ultraschallsinn zeigte ihm, wie sie sich auf ihrem Stuhl nach vorn zog. »Genau deswegen bin ich ja zu dir gekommen. Du hast Freunde unter den Lichtgeborenen. Du kannst dich des Kindes annehmen, was auch immer es sein wird. Und wenn es nicht zurück ins Licht gehen kann, dann gibt es gewisse Orte, wo ein Bastard mehr kaum auffallen wird, Orte, die du kennst.«
    Aha, darum ging es also, wenn er einmal den ganzen Rest beiseiteließ. Die Halbwelt, die Flussmark, wo gefallene Mädchen, Magier und Kriminelle zusammenkamen und ihren schändlichen Gewerben nachgingen. Der Auswurf der Gesellschaft. Als Student hatte er an einer Klinik der Halbwelt gearbeitet und tat es noch immer, wenn Telmaines aristokratische Familie ihn und auch sie in Ruhe ließ …
    Der Arzt in ihm war jedoch zunächst einmal besorgt über Tercelles Verfassung. Er fragte sich, wie weit sie wohl zu Fuß hatte gehen müssen, um sein Haus zu erreichen. Denn die Kutscher bestanden normalerweise darauf, eine sichere Unterkunft zu finden, noch bevor die Glocke zum Sonnenaufgang zu läuten begann. Er erhob sich. »Tercelle, alles Weitere kann warten. Du bist jetzt hier, und für eine Dame in deinem Zustand hast du einen anstrengenden Marsch hinter dir. Du solltest dich jetzt ausruhen.«
    Er führte sie ins

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