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Nachtgefieder • Laura Gottbergs siebter Fall

Nachtgefieder • Laura Gottbergs siebter Fall

Titel: Nachtgefieder • Laura Gottbergs siebter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felicitas Mayall
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Regen der vergangenen Nacht. Über den Sandbänken der Isar kreisten Möwenschwärme, und im schrägen Novembersonnenlicht wirkte die Stadt frisch und einladend.
    Laura parkte auf dem Bürgersteig vor der Einfahrt zum
Hilton
. Von hier aus konnte sie die Eingangshalle ganz gut überblicken. Es war allerdings möglich, dass Donatella Cipriani genau wie Laura selbst den Hinterausgang nehmen würde und ein Taxi dorthin bestellte. Deshalb beschloss Laura, doch lieber in der Nähe der Rezeption zu warten. Sie setzte ihre Sonnenbrille auf und fasste ihr halblanges lockiges Haar zu einem kurzen Pferdeschwanz zusammen.
    Doch ehe sie die Wagentür öffnen konnte, trat die Signora auf die Straße. Ein Hoteldiener hielt ihr die große Glastür auf und verbeugte sich. Sie zog einen roten Rollkoffer hinter sich her, trug wie Laura eine große Sonnenbrille und das Haar streng zurückgekämmt, mit einem Knoten im Nacken.
    Laura fragte sich, woran sie Donatella Cipriani trotzdem sofort erkannt hatte. Es konnte nur die auffallende Eleganz dieser Frau sein und die Unruhe, die aus ihren Bewegungen sprach. Donatella Cipriani sah sich immer wieder um, ging nervös auf und ab, machte ungeduldige Handbewegungen Richtung Portier. Offensichtlich wartete sie auf ein Taxi und machte den Hoteldiener dafür verantwortlich, dass es nicht bereits da war.
    Der Mann verbeugte sich erneut und eilte nach drinnen. Kaum war er verschwunden, bog das Taxi in die Auffahrt ein und hielt genau vor der Wartenden. Der Fahrer verstaute den roten Koffer, die Signora nahm auf dem Rücksitz Platz, schon fuhren sie ab und Laura mit ihnen.
    Jetzt war Laura wirklich neugierig auf den Schauplatz des letzten Frühstücks einer Affäre. Welchen Ort würde sie selbst wählen? Überhaupt keinen! Sie hasste Abschiede. Aber man konnte ja mal überlegen. Laura mochte die kleinen, etwas merkwürdigen Cafés und Kneipen in Haidhausen. Allerdings ging sie nicht besonders oft aus – höchstens ab und zu mit den Kindern zum Italiener um die Ecke oder zum Griechen oder Türken. Manchmal auf einen Kaffee oder ein Bier mit ihren Kollegen.
    Das Taxi mit Donatella Cipriani fuhr zurück in die Innenstadt, folgte ein paar hundert Meter dem Altstadtring und bog dann in die Maximilianstraße ein. Jetzt tippte Laura auf das Hotel
Vier Jahreszeiten
, in dem möglicherweise der englische Liebhaber abgestiegen war. Doch das Taxi hielt nicht an, ließ die wehenden bunten Fahnen hinter sich, erreichte das Nationaltheater und bremste vor der Residenz. Donatella bezahlte und ging zu Fuß weiter, den roten Koffer hinter sich herziehend. Offensichtlich hatte sie es eilig, denn sie schaute auf ihre Armbanduhr und rannte beinahe.
    Auch Laura sah auf die Uhr. Zehn nach elf. Wahrscheinlich war Donatella um elf mit dem mysteriösen Benjamin verabredet und hatte sich verspätet. Ihr blieb nichts anderes übrig, als den Wagen stehen zu lassen und Donatella zu Fuß zu folgen. Sie legte das Schild «Polizeieinsatz» aufs Armaturenbrett und rannte los, vorüber an den Menschen, die auf den steinernen Bänken entlang der königlichen Residenz in der Wintersonne saßen.
    Die Italienerin schien sich gut auszukennen. Ohne zu zögern, bog sie in die Preysing-Passage ein und überquerte dann die Fußgängerzone zwischen Odeons- und Marienplatz. Laura hielt Abstand; es war leicht, den roten Koffer im Auge zu behalten, obwohl jetzt in der Vorweihnachtszeit viele Menschen unterwegs waren. Die Sonne schien inzwischen so kräftig, dass Laura den Reißverschluss ihrer Lederjacke öffnete, weil ihr bei der schnellen Verfolgung heiß wurde.
    Als Donatella Richtung Salvatorplatz abbog, nahm Laura an, dass sie zum Hotel
Bayerischer Hof
wollte, doch die Signora steuerte genau auf das Literaturhaus zu, schaute sich ein paarmal prüfend um und betrat kurz darauf die Brasserie
OskarMaria
.
    Laura ging jetzt langsamer, betrachtete die Auslage der Buchhandlung gegenüber der Brasserie und dachte, dass in Paris wohl niemand auf die Idee käme, ein Lokal auf Deutsch Gasthaus
JeanPaul
nach Jean-Paul Sartre zu nennen, und dass Oskar Maria Graf, der urbayerische Schriftsteller, angesichts dieser Brasserie vermutlich in dröhnendes Gelächter ausgebrochen wäre.
    Laura trieb sich eine Weile unter den niedrigen Kolonnaden und vor den Schaufenstern herum, behielt den Eingang der Brasserie aber stets im Blick. Gerade als sie sich dazu entschlossen hatte, die Straße zu überqueren und im Lokal nachzusehen – es mochten zehn Minuten

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