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Nachtgefieder • Laura Gottbergs siebter Fall

Nachtgefieder • Laura Gottbergs siebter Fall

Titel: Nachtgefieder • Laura Gottbergs siebter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felicitas Mayall
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ihm zu reden. Warum sollte sie überhaupt hinter all den anderen hertelefonieren? Schließlich war sie es, die verlassen werden sollte. Wie blitzschnell Sofia gesagt hatte, sie würde mit Luca gehen. Spontan, ohne nachzudenken, als wäre es die naheliegendste Sache der Welt. Aber dann hatte sie sich wie ein Baby in Lauras Bett geflüchtet.
    Loslassen, dachte Laura. Wahrscheinlich schenkt Ronald mir zu Weihnachten ein Buch über das Loslassen. Wenn er das macht, dann werf ich’s aus dem Fenster.
    Plötzlich war sie ganz erleichtert, dass ihre Familie nicht zu erreichen war, stöhnte zweimal laut – auch das tat ihr gut – und schaltete ihren PC ein: Sutton, Benjamin.
    Es gab mehrere davon, was Laura fast vermutet hatte. Unter anderen einen Sutton, Benjamin senior samt junior, beide ohne Adelstitel, wohnhaft in London, Besitzer eines Herrenbekleidungsgeschäfts mit Maßanfertigung. Mit dem Titel Sir konnte Laura die Suttons schon enger eingrenzen. Davon fand sie nur zwei: Sir Benjamin Sutton, London, ohne weitere Angaben, und einen zweiten Sir Benjamin, der einen seiner Wohnsitze in Deutschland hatte. Aber vielleicht handelte es sich dabei um ein und denselben. Laura konnte es nicht herausfinden.
    Eine Weile überlegte sie, ob sie in den Erpressungsfällen reicher Frauen herumsuchen sollte, ließ es dann aber bleiben. Das konnten Baumann oder Claudia, die Dezernatssekretärin, morgen übernehmen. Laura fand Computerrecherche zwar ganz nützlich, hatte aber meist nicht die Geduld dazu. Sie mochte die direkten Wege lieber. Deshalb sah sie auf die Uhr, und als sie sicher war, dass Donatella Cipriani in Mailand gelandet war, griff sie zum Telefon und wählte ihr Handy an.
    Doch auch Donatella antwortete nicht, immerhin hatte sie eine Mailbox. Laura bat sie um Rückruf in einer dringenden Angelegenheit.
    Draußen war es inzwischen stockdunkel, nur die Türme der Frauenkirche leuchteten, als wären sie vergoldet. Nicht besonders nett von mir, dass ich Baumann im Hotel habe stehenlassen, dachte Laura. Vielleicht sollte ich nochmal im
Vier Jahreszeiten
vorbeifahren und fragen, ob sie was gefunden haben. Ich könnte meinen eigenen Wagen nehmen und Peter nach Hause fahren. Das wäre dann nett von mir.
    Sie wählte seine Nummer, und er meldete sich sofort.
    «Bist du noch im Hotel?»
    «Ja.»
    «Bist du sauer?»
    «Ja.»
    «Okay. Ich hol dich gleich ab und fahr dich nach Hause. Gibt’s was Neues?»
    «Nein.»
    «Wartest du also?»
    «Vielleicht.»
    Laura beendete das Gespräch und machte sich auf den Weg. Diesmal war sie nicht sicher, dass er auf sie warten würde.
     
    Er hatte gewartet. Als Laura die Eingangshalle des Hotels betrat, entdeckte sie ihn sofort. Kommissar Baumann lümmelte in einem tiefen Polstersessel und hielt ein Glas mit goldbrauner Flüssigkeit in seiner rechten Hand. Laura nahm an, dass es sich bei dieser Flüssigkeit nicht um Tee handelte.
    «Setz dich doch!» Er machte mit der Linken eine einladende Geste und winkte dann einem Kellner, der gerade Getränke zu anderen Polstersesseln trug.
    «Ich will dich eigentlich nach Hause fahren.»
    «Und ich will jetzt mit dir einen Whisky trinken, sonst erzähle ich dir gar nichts über Sir Benjamin.»
    «Wenn ich mit dir einen Whisky trinke, dann kann ich dich nicht mehr nach Hause fahren. Du musst dir eine andere Revanche ausdenken!»
    «Ach, Laura. Musst du eigentlich immer so vernünftig sein? Vorhin wolltest du doch immer weitergehen, weil das Licht gerade so besonders war. Es ist doch auch etwas Besonderes, in der Lounge eines tollen Hotels zu sitzen und einen Whisky zu trinken. Einen ganz kleinen, Laura.»
    «Du klingst, als hättest du schon mehr als einen ganz kleinen intus.»
    «Du irrst dich, es ist mein erster, und ich habe ihn noch nicht mal ausgetrunken. Setzt du dich jetzt oder nicht?»
    Widerwillig ließ sich Laura in den Sessel neben Baumann fallen, schlug die Beine übereinander und lehnte sich zurück. «Und jetzt?»
    «Jetzt bekommst du einen klitzekleinen Whisky, und ich erzähl dir was. Danach sehen wir weiter.»
    «Okay.»
    Baumann bestellte den Whisky, irischen, wie er ausdrücklich betonte, und nickte zufrieden. Dann trug er seinen Bericht vor, nicht besonders sachlich, eher wie eine Sammlung von Anekdoten, kreiste die Verdachtsmomente ein und beschrieb die gute Stimmung der Kollegen von der Spurensicherung, die ihren Imbiss sehr genossen hatten. Eigentlich hätten sie nichts gefunden. Auffällig sei nur gewesen, dass das Whiskyglas ganz

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