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Nachtgefieder • Laura Gottbergs siebter Fall

Nachtgefieder • Laura Gottbergs siebter Fall

Titel: Nachtgefieder • Laura Gottbergs siebter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felicitas Mayall
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nicht auf eine billige Anmache hereingefallen zu sein.
    Der seidene dunkelblaue Morgenmantel gab ein Stück glatter Brust frei, verhüllte aber diskret den Unterleib des Toten. Nur seine Beine ragten sehr steif und irgendwie unpassend hervor.
    «Geschlechtsverkehr vor dem Ableben?», fragte Baumann.
    Der Arzt hob abwehrend die Hände. «Nach der Obduktion, Kollege. Eins nach dem anderen. Kann ich jetzt gehen?»
    Laura nickte ihm zu. Er lächelte grimmig, drückte sein Köfferchen an sich, zögerte dann, ging zum Bett zurück und schloss mit einer sanften Bewegung die Augen des Toten. Im nächsten Augenblick war er verschwunden.
    Baumann und Laura nahmen sich das Zimmer vor. Neben der Whiskyflasche stand nur ein Glas. Es gab keinen ersichtlichen Hinweis darauf, dass eine zweite Person die letzten Stunden des Sir Benjamin geteilt hatte.
    Der Geschäftsführer stand die ganze Zeit schweigend neben der Tür, faltete nur ab und zu seine Hände, hob sie an die Lippen und schloss kurz die Augen.
    «Könnten Sie jetzt unsere Kollegen von der Spurensicherung hierherbringen?», fragte Laura.
    Er nickte und erwiderte mit beinahe verzweifeltem Gesichtsausdruck, dass er die Sache persönlich erledigen werde.
    «Es handelt sich doch um einen natürlichen Tod, nicht wahr?», fragte er.
    «Das können wir noch nicht sagen.» Laura warf wieder einen Blick auf Sutton, und jetzt schien er ihr auf einmal sehr tot zu sein. Vielleicht lag es an der Beleuchtung und dem Blickwinkel.
    «Aber es gibt doch keinen Grund …»
    «Holen Sie bitte unsere Kollegen, ja?»
    Er verstummte, deutete – wohl aus reiner Gewohnheit – eine Verbeugung an und ging endlich.
    «Ich muss dir etwas sagen, Peter», murmelte Laura.
    «Aha.»
    «Ach, hör auf! Dieser Benjamin Sutton ist möglicherweise der Liebhaber von Donatella Cipriani. Jetzt sind wir also doch zuständig, falls es dich beruhigt!»
    «Was? Seit wann weißt du das, Laura?»
    «Seit ich den Namen Benjamin gehört habe.»
    «Und du hast nicht sofort veranlasst, dass die Signora am Flughafen festgehalten wird?»
    «Nein.»
    «Wieso nicht?»
    Ich weiß es nicht, dachte Laura.
    «Wieso, Laura?»
    «Weil ich nicht sicher sein konnte, dass es sich tatsächlich um Sir Benjamin Sutton handelt. Ich kannte doch bisher nur seinen Vornamen und wusste, dass er ein Engländer mit hoher gesellschaftlicher Stellung sein soll.»
    «Wann geht der Flug von der Cipriani?»
    «Um halb drei. Sie ist weg!» Laura sagte sehr bewusst nicht die Wahrheit.
    «Verflucht!» Baumann raufte sich die nicht vorhandene Locke über seiner Stirn.
    «Warum verflucht? Glaubst du im Ernst, dass sie uns entkommt, wenn sie nach Mailand fliegt? Außerdem ist überhaupt nicht gesagt, dass sie etwas mit diesem Todesfall zu tun hat. Warten wir doch ab, was die Spurensicherung herausfindet, was der Gerichtsmediziner sagt, ob jemand nach dem Kofferschlüssel fragt. Meinst du, das geht?»
    Baumann steckte beide Hände in die Jackentaschen und blies die Backen auf.
    «Kennst du die Cipriani näher, oder ist das hier ein Frauending?»
    «Sie ist meine Cousine, und wir haben gemeinsam beschlossen, diesen Frauenschänder umzubringen. Das hast du ganz richtig erkannt! Sag mal, spinnst du?»
    «Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass mir diese ganze Geschichte total unprofessionell vorkommt. Es passt alles nicht zusammen. Nicht mal, dass die Spurensicherung einen Imbiss in einem Salon dieses Hotels einnimmt und du eine höchst verdächtige Person einfach nach Mailand fliegen lässt. So was machst du doch sonst nicht, Laura!»
    Laura antwortete nicht, sah noch einmal zu dem toten Benjamin Sutton hinüber und beschloss, sämtliche Erpressungsfälle von Frauen mittleren und älteren Semesters der letzten Jahre zu überprüfen.
    «Laura, hast du mich gehört?»
    «Nein!», antwortete sie und ging auf die Kollegen von der Spurensicherung zu, die in genau diesem Augenblick das Zimmer betraten. Sie gab ein paar Anweisungen und machte sich dann unbemerkt über die weichen Teppiche davon.
    Ein Frauending, dachte sie, als sie die breite Treppe hinunterlief. Welch seltsamer Zufall, dass Peter Baumann genau dasselbe Wort benutzt wie ich.
     
    Vom Büro aus rief Laura das Handy ihrer Tochter an, aber Sofia hatte die Mailbox eingeschaltet. Auch zu Hause meldete sich nur der Anrufbeantworter, und Luca war ebenfalls nicht zu erreichen. Sie wählte die ersten drei Zahlen der Telefonnummer ihres Exmannes, gab aber bei der vierten auf – sie hatte keine Lust, mit

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