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Nachtgefieder • Laura Gottbergs siebter Fall

Nachtgefieder • Laura Gottbergs siebter Fall

Titel: Nachtgefieder • Laura Gottbergs siebter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felicitas Mayall
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Hause und musste sich dringend umziehen. Ricardo wartete bereits ungeduldig auf sie. Die Ausstellung, zu der sie geladen waren, sollte um sieben Uhr eröffnet werden. Es war kurz vor halb sieben. Ricardo bestand auf Pünktlichkeit. In dieser Angelegenheit hatte er nichts für die übliche italienische Lässigkeit übrig.
    «Eines der Übel in diesem Land», so verkündete er allen, ob sie es hören wollten oder nicht, «eines der Übel ist die Unpünktlichkeit!»
    Seine Kinder hatten stets die Augen verdreht, wenn sie diesen Satz hörten, seine Parteifreunde nickten, und Donatella blendete ihn einfach aus.
    Das Taxi vom Flughafen hatte beinahe eine Stunde bis zu ihrem Anwesen gebraucht, das etwas außerhalb der Stadt lag. In Mailand war bereits zum zweiten Mal in dieser Vorweihnachtszeit ein geradezu arktisches Schneechaos ausgebrochen. Zwar hatte die lange Fahrt im Taxi Donatella Zeit gegeben, aus ihrem zweiten Leben zurückzukehren, trotzdem war sie noch immer nicht angekommen. Sie fühlte sich fremd in ihrem eigenen Badezimmer, obwohl ihre Hand von selbst zu wissen schien, wo ihr Parfüm stand, wo das Make-up, der Lidschatten, die Lippenstifte in verschiedenen Rottönen.
    Endlich schaffte sie es, ihr Ohrläppchen zu durchstoßen. Ein kurzer Schmerz durchzuckte sie, und sie schrie leise auf.
    «Ich warte, Donatella!» Ricardos Stimme klang gedämpft zu ihr ins Badezimmer. Er musste sehr laut gesprochen haben, denn die Tür war geschlossen, und sie konnte ihn trotzdem deutlich hören. Plötzlich hasste sie ihn. Bisher hatte sie ihn eher ertragen, war ihm häufig aus dem Weg gegangen, hatte sich irgendwann über jede seiner vielen Geschäftsreisen oder politischen Verpflichtungen gefreut. Gehasst hatte sie ihn nicht. Jetzt aber hasste sie ihn so sehr, dass sie leise keuchte. Sie betrachtete sich verwirrt in den riesigen Spiegeln, die zwei Wände ihres Badezimmers einnahmen. Von allen Seiten starrte ihr das eigene Bild entgegen. Das Bild einer nicht mehr ganz jungen Frau in engen schwarzen Hosen, hochhackigen Stiefeln, in einem langen, schmal geschnittenen Jackett, dessen Revers mit dunkelblauen Pailletten bestickt waren. Tiefer Ausschnitt, der mehr als nur den Ansatz ihrer Brüste zeigte, blaugoldener Ohrschmuck hing fast bis auf ihre Schultern herab.
    So unvermutet, wie sie Ricardo hasste, kam sie sich selbst lächerlich vor, ebenso fremd wie ihr eigenes Badezimmer.
    «Donatella! Wenn du nicht in zwei Minuten unten bist, fahre ich allein!»
    Ja, sie hörte ihn, ganz genau hörte sie ihn. Sie würde in zwei Minuten unten sein, wie immer. Vielleicht würde er sie auf dem Weg in die Stadt mit Schweigen strafen. Vielleicht auch nicht. Man wusste es nie genau bei Ricardo.
    Donatella Cipriani richtete sich auf, strich ihr Haar zurück und sammelte ihre Kräfte, um als die blühende Frau aufzutreten, die stets mindestens zehn Jahre jünger aussah, als sie tatsächlich war. Halbwegs gelang es ihr, nicht so gut wie sonst.
    Dann fiel ihr das blinkende Telefon wieder ein. Sie warf einen Blick auf das Display, die Nummer sagte ihr nichts. Auf dem Weg nach unten in die Eingangshalle der Villa hörte sie die Nachricht ab. «Signora Cipriani, hier spricht Laura Gottberg. Rufen Sie mich bitte zurück. Es ist dringend.»
    Donatella stolperte über eine Treppenstufe, fing sich im letzten Moment, klammerte sich ans Geländer. Das stehe ich jetzt nicht durch, dachte sie. Ich werde sie nicht zurückrufen, einfach abwarten.
    Und dann hörte sie die Stille.
    Das Haus erschien ihr auf einmal zu groß, zu hoch. Die Eingangshalle war leer. Wieder stolperte Donatella, erreichte endlich das Ende der Treppe, rannte über die roten Marmorfliesen, schrie: «Ricardo!»
    Ihre Stimme hallte. Draußen fielen die Schneeflocken so dicht, dass sie kaum etwas erkennen konnte. «Ricardo!», schrie sie ein zweites Mal, und diesmal kam es ihr vor, als verschluckte der Schnee ihre Worte und sie selbst.
    Als kurz darauf rote Lichter im weißen Gestöber auf sie zukamen, erschrak sie. Der Wagen hielt knapp vor ihr, die Beifahrertür öffnete sich wie von Geisterhand. Heftig empfand Donatella eine Art Fluchtimpuls, zuckte zurück, wollte rennen und stieg trotzdem ein.
    «Ich bin nur zurückgekommen, weil wir heute Abend gemeinsam auftreten müssen. Es ist wichtig. Mehr muss ich dir nicht sagen. Also reiß dich zusammen, meine Liebe.»
    Donatella antwortete nicht. Er fuhr zu schnell. Sie starrte durch die Windschutzscheibe auf das Schneetreiben, das ihnen

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