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Nachtgefieder • Laura Gottbergs siebter Fall

Nachtgefieder • Laura Gottbergs siebter Fall

Titel: Nachtgefieder • Laura Gottbergs siebter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felicitas Mayall
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entgegenflog. Es erschien ihr wie rasender Beschuss, der eigentlich die Scheibe zertrümmern und sie selbst durchsieben müsste. Mit geschlossenen Augen duckte sie sich in den Beifahrersitz, hoffte, dass es aufhören möge, alles.
     
    Als Laura Gottberg an diesem Abend ihre Wohnungstür öffnete, trat sie nur zögernd über die Schwelle. Es war später geworden als sie beabsichtigt hatte. Peter Baumann wohnte so ziemlich am anderen Ende der Stadt, es hatte zu schneien begonnen, und nach kurzer Zeit war der Verkehr zusammengebrochen. Zum Glück hatte sie endlich Luca und Sofia erreicht, und beide hatten – unabhängig voneinander – versprochen, dass sie ein Abendessen zubereiten würden.
    Leise durchquerte Laura den langen Flur, hängte ihre Jacke an die Garderobe und lauschte. Beide waren in der Küche, unterhielten sich laut und unbefangen, Teller klapperten, offensichtlich war auch das Radio eingeschaltet. Jetzt lachte Sofia, und Luca schimpfte über irgendwas. Es klang wie immer, als hätte es den gestrigen Abend nicht gegeben. Laura versuchte sich vorzustellen, dass nur Sofia auf sie warten würde. Oder niemand.
    Was hatte ihr Vater einmal über die Zeit gesagt, als sie selbst ausgezogen war? Es sei ein Stück Lebensfreude mit ihr gegangen, damals. Dabei sei ihm völlig klar gewesen, dass sie habe gehen müssen. Er sei ja auch gegangen, alle müssten gehen … und trotzdem bereite es Schmerzen. Für alle Beteiligten, früher oder später.
    Das Telefon klingelte, Laura nahm den Hörer so schnell auf, dass kein zweiter Ton erklang. Sie hatten es nicht bemerkt, redeten weiter, wie zuvor.
    «Ja?»
    «Laura?»
    «Sì.»
    «Wo steckst du denn die ganze Zeit? Ich fing schon an, mir Sorgen zu machen.»
    Es war gut, Angelo Guerrinis Stimme zu hören.
    «Keine Sorge, Angelo! Come stai?»
    «Abbastanza bene. Aber wie geht es dir?»
    «Abbastanza bene. Es war nur ein bisschen anstrengend heute. Ich bin gerade erst nach Hause gekommen und habe noch nicht einmal meine Kinder begrüßt.»
    «Was hast du gemacht?»
    «Eine Landsfrau von dir beschattet, dann ein Schließfach bewacht, eine Leiche betrachtet und zuletzt einen betrunkenen Kollegen nach Hause gefahren. Ich glaube, das war’s.»
    «Wer war der Kollege?»
    «Mi dispiace, Angelo. Auf Fragen, die Klischees bedienen, antworte ich nicht!»
    «Welche Klischees?»
    «Die vom eifersüchtigen Italiener!»
    «Beh! Ich wette, es war Baumann!»
    «Natürlich war es Baumann, warum fragst du, wenn du es ohnehin weißt?»
    «Weil ich das Klischee vom eifersüchtigen Italiener bedienen muss.»
    «Ist das jetzt ernst gemeint oder ein Witz?»
    «Du kannst es dir aussuchen! Warum war Baumann betrunken?»
    «Was weiß ich! Wahrscheinlich, weil er einmal Whisky in einem Luxushotel trinken wollte. Außerdem war er sauer auf mich, weil ich ihn zu spät abgeholt habe.»
    «Was macht Baumann denn in einem Luxushotel?»
    «Da wurde die Leiche gefunden.»
    «Warum muss ich dir eigentlich jedes Wort aus der Nase ziehen, kannst du nicht ein bisschen erzählen, Laura?»
    «Jetzt nicht, Angelo. Jetzt möchte ich mit meinen Kindern zu Abend essen. Wir haben ein paar wichtige und ernste Dinge zu besprechen. Bitte sei nicht böse. Ich rufe dich später an.»
    Guerrini antwortete nicht sofort.
    «Bist du noch da, Angelo?»
    «Jaja. Ist alles in Ordnung bei dir? Ich meine die ernsten und wichtigen Dinge? Du kommst mir plötzlich so weit weg vor …»
    «Ich erzähl dir alles später, Angelo. Wirst du zu Hause sein?»
    «Vermutlich, falls D’Annunzio nicht anruft und mich zu irgendeiner Leiche ruft. In letzter Zeit geschehen bei uns merkwürdige Dinge. Aber das kann ich dir auch nachher erzählen. Ich vermisse dich, Laura. Te voglio, te cerco, te sonno …»
    «Was sagst du da?»
    «Es ist ein altes Volkslied aus dem Süden. Fiel mir nur gerade ein.»
    «Ich vermiss dich auch, Angelo, te manco. Bis später.»
    Laura stand im dunklen Flur und legte behutsam das Telefon zurück. Als Sofia unerwartet die Küchentür aufriss und herausstürmte, stießen sie und Laura gleichzeitig einen Schreckensschrei aus.
    «Was machst du denn im Dunkeln, Mama?»
    «Ich bin gerade nach Hause gekommen, und das Telefon klingelte. Da hab ich vergessen, Licht zu machen.»
    «Wir haben gekocht!»
    «Wunderbar! Warte, es riecht … nach Pizza?»
    Sofia schüttelte den Kopf. «Gemüselasagne! Selbst gemacht, und Salat! Du bist ganz schön spät dran. Ich wollte dich gerade anrufen.»
    «Ohne Handy?»
    «Das hängt

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