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Nachtgefieder • Laura Gottbergs siebter Fall

Nachtgefieder • Laura Gottbergs siebter Fall

Titel: Nachtgefieder • Laura Gottbergs siebter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felicitas Mayall
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sauber und trocken war. Außerdem, dass der Tote vermutlich zwar Engländer, aber nicht Sir Benjamin Sutton sei. Er hätte zwei Reisepässe bei sich getragen. Einen mit dem Namen Sutton, einen zweiten mit dem Namen Henry Tennison. Außerdem ein paar Kreditkarten, alle ausgestellt auf Tennison. Was noch? Ein paar Gedichte.
    «Gedichte?» Laura nahm ihr Whiskyglas vom Tablett des Kellners und nickte ihm dankend zu. «Gedichte?», wiederholte sie.
    «Ja, Gedichte. Er muss ein sehr romantischer Typ gewesen sein. Scheint bei reichen Italienerinnen zu funktionieren. Ich bin inzwischen überzeugt, dass er ein Gigolo war. Vermutlich hätte er selbst das Geld aus dem Schließfach abgeholt, wenn er noch gelebt hätte. Damit wäre eines der Probleme unserer Signora schon gelöst. Falls er die Sache allein durchgezogen hat, natürlich. Falls nicht, dann dürften die Lösegeldforderungen noch höher werden. Und damit wären wir bei unserem Hauptpunkt: Wer hat ihn umgebracht?»
    «Das ist nicht dein erster Whisky!»
    «Es ist mein dritter, und ich habe berühmte Kollegen in der Kriminalliteratur, die das Zeug flaschenweise gesoffen haben. Philip Marlowe zum Beispiel, der hatte sogar eine Büroflasche! Hast du in meinem Schreibtisch schon mal eine Büroflasche entdeckt?»
    «Philip Marlowe ist ein amerikanischer Privatdetektiv, die können sich Büroflaschen erlauben. Münchner Polizeibeamte nicht.»
    «Bitte zerstör jetzt nicht meine Illusion, dass ich hier als Herr meiner selbst sitze, cool wie Philip Marlowe in den Romanen von Chandler, mir gegenüber eine schöne Frau, die mit einer anderen schönen Frau unter einer Decke steckt und trotzdem so tut, als würde sie mit mir zusammenarbeiten. Der Fall passt dazu, könnte von Chandler sein. Vermutlich sind die Gedichte des Opfers verschlüsselte Botschaften. Mir macht diese Geschichte inzwischen richtig Spaß!»
    «Was sind das denn für Gedichte?»
    «Na, was für welche wohl? Liebesgedichte natürlich!»
    «Hast du sie dabei?»
    «Natürlich nicht. Du kannst sie lesen, wenn die Kollegen sie genau untersucht haben. Seit wann interessierst du dich für Liebesgedichte, Laura?»
    «Ich interessiere mich ja gar nicht dafür», log Laura und nippte an ihrem Whisky, «überhaupt nicht.»
    «Na, dann bist du ja nicht in Gefahr, auf so einen Typ hereinzufallen. Auf dein Wohl!»
    «Auf deins! Wie geht es eigentlich deiner Freundin?»
    «Danke, gut. Wie kommst du plötzlich auf meine Freundin?»
    «Nur so, weil du heute in einer wirklich komischen Stimmung warst und offensichtlich noch immer bist.»
    «Das gebe ich mal einfach so zurück! Stimmt was nicht mit dem Commissario?»
    «Ach Quatsch! Luca will zu seinem Vater ziehen.»
    Wieso erzähle ich ihm das eigentlich, dachte Laura. Er ist angetrunken. Und ich … kaum trinke ich einen Schluck Whisky, fange ich an, über mein Privatleben zu reden.
    «Lass ihn doch!» Baumann drehte das Whiskyglas in seinen Händen. «Du hast dich lange genug um deine Kinder gekümmert. Soll ihr Alter doch mal ran, dann hast du mehr Zeit für deinen Commissario oder um mit mir Whisky zu trinken.»
    «Hast doch Schwierigkeiten mit deiner Freundin, oder?»
    «Messerscharf beobachtet! Ich bin solo und wieder zu haben!» Baumann leerte sein Glas in einem Zug.
    «Tut mir leid.» Laura stand auf und stellte ihr Glas auf einem kleinen Tisch ab. Sie hatte nur einen winzigen Schluck getrunken. «Ich fahr dich jetzt nach Hause, Peter.»
    «Ich will aber hier sitzen bleiben und mit dir reden.» Er zog ein Gesicht wie ein schmollendes Kind. Seine Wangen waren gerötet, und seine Augen glänzten.
    «Ich möchte nach Hause. Da gibt es auch eine Menge zu reden. Komm bitte mit. Ich finde es nicht besonders günstig, wenn du dich im Foyer eines Hotels betrinkst, in dem du einen Mordfall aufklären sollst.»
    «Aber vielleicht hat ihn gar keiner umgebracht!» Peter Baumann sprach undeutlich.
    «Bitte komm!»
    Plötzlich gab er nach, zahlte sogar, hatte allerdings Mühe, in seinen Mantel zu finden und seinen Schal um den Hals zu schlingen. Ziemlich aufrecht, mit dem konzentrierten Gesichtsausdruck Angetrunkener, folgte er Laura zum Ausgang.

DONATELLA CIPRIANI mühte sich gerade, den Stecker ihres Ohrrings durch das winzige Löchlein in ihrem linken Ohrläppchen zu schieben, als ihr das Blinken des Telefonino auffiel. Mit dem linken Ohrläppchen hatte sie immer Probleme, rechts konnte sie ihren Ohrschmuck auch nachts oder blind anlegen.
    Sie war erst seit zwanzig Minuten zu

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