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Nachtgefieder • Laura Gottbergs siebter Fall

Nachtgefieder • Laura Gottbergs siebter Fall

Titel: Nachtgefieder • Laura Gottbergs siebter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felicitas Mayall
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für eine Münchnerin, Laura.»
    «Entschuldige, Babbo. Vielleicht liegt es daran, dass ich eine italienische Mutter habe?»
    «Blödsinn. Deine Mutter hätte nie Weißwürste gesagt. Es liegt daran, dass es in dieser Stadt kaum noch Münchner gibt.»
    Laura folgte ihrem Vater in die Küche. Das siedende Wasser für die Würste stand schon auf dem Herd bereit, er hatte den kleinen Tisch gedeckt, mit Tellern, Weißbiergläsern, Servietten und einem Brotkorb voller ungetoastetem Toastbrot.
    «Was machst du mit deinem Essen auf Rädern?»
    «Das ess ich heute Abend. War eh nur Linsensuppe. Die kann ich aufwärmen.» Er wickelte sorgsam die Weißwürste aus dem Papier und ließ sie behutsam ins heiße Wasser gleiten. «Meine ersten Weißwürscht als selbständiger Mensch habe ich gekocht!», kicherte er. «Vier Paar. Sie sind alle geplatzt und haben sich in ihre Bestandteile aufgelöst. Dabei wollte ich eine Studienkollegin beeindrucken. Es war eine Katastrophe.» Er schob den Topf von der heißen Platte, deckte ihn zu und drehte sich dann zu Laura um.
    «So, und jetzt möchte ich wissen, was los ist.»
    «Nichts Besonderes. Ich hab nur einen ganz blöden Fall. Tod eines Gigolos und lauter reiche Ladys.»
    «Klingt doch ganz lustig. Aus so was machen die ständig Fernsehfilme.»
    «Ich find’s nicht so lustig.»
    «Dann ist noch was anderes los!»
    «Luca will zu Ronald ziehen.»
    «Habt ihr euch gestritten?»
    «Nein, Babbo. Es hat mich aus heiterm Himmel getroffen.»
    «Wann macht er Abitur?»
    «Übernächstes Jahr.»
    Emilio Gottberg setzte sich langsam auf den weißen Holzstuhl gegenüber von Laura, rückte Messer und Gabel zurecht, den Teller, sah dann auf. «Hat er gesagt, warum?»
    «Er will mehr über seinen Vater wissen.»
    «Da hat er doch auch recht, oder? Willst du etwa einen mammone? Einen, der nie auszieht und dem du noch mit dreißig die Wäsche waschen musst?»
    «Würd ich eh nicht tun. Spätestens nach dem Abi hätte ich ihn rausbugsiert», murmelte Laura.
    Der alte Gottberg lachte los, hustete und lachte weiter. «Du warst genauso alt wie Luca, als du zum ersten Mal vom Ausziehen geredet hast. Immerhin hast du uns dann noch eine Frist bis zum zweiten Semester deines Studiums gelassen. Es geschieht dir ganz recht, wenn Luca dir nachfolgt!»
    «Sofia wollte auch gleich mit. Ich kam mir vor wie ausgemustert.»
    «So kamen wir uns damals auch vor, deine Mutter und ich.»
    «Glaubst du, dass das normal ist?»
    «Ja, das glaub ich, Laura. Völlig normal. Es geht auch vorbei … irgendwann.»
    «Danke für die Ermutigung.» Laura stand auf, nahm den Topf mit Weißwürsten vom Herd und stellte ihn auf den Tisch. «Ich kann höchstens zwei essen, sonst wird mir schlecht. Das war immer schon so. Ich liebe sie, aber ich kann höchstens zwei essen. Mit viel Senf, sonst geht’s überhaupt nicht!» Sie angelte ein Paar der prallen Würste für ihren Vater und eins für sich aus dem dampfenden Wasser. Dann aßen sie schweigend. Nachdem er die dünne Haut der ersten Wurst an den Tellerrand gelegt hatte, schaute Emilio Gottberg auf und betrachtete Laura nachdenklich.
    «Das ist immer noch nicht alles, oder?»
    «An Würsten?»
    «Blödsinn! Du weißt genau, was ich meine!»
    «Nein, weiß ich nicht.»
    «Da arbeitet noch mehr in dir, nicht nur Luca und dieser neue Fall. War irgendwas mit Guerrini?»
    «Nein.» Laura wich dem Blick ihres Vaters aus, schnitt ihre zweite Weißwurst schräg an, schlitzte sie dann der Länge nach auf und zog die Haut ab.
    «Also gut, dann eben nicht.» Der alte Gottberg nahm eine halbe Wurst in die Hand und begann daran zu saugen. «Erinnerst du dich noch, wie wütend deine Mutter wurde, wenn wir beide die Weißwürscht aus’zuzelt haben? Eigentlich zuzeln echte Münchner sie immer aus! Aber sie fand, dass nur Neandertaler und Barbaren so essen!»
    Laura ließ ein Stückchen Wurst, getränkt mit süßem Senf, auf der Zunge zergehen, trank dann einen Schluck alkoholfreies Weißbier.
    «Mir ist etwas Merkwürdiges zugestoßen. Ich habe ein Gedicht, das Angelo für mich ausgesucht hat, bei dem toten Gigolo gefunden.»
    «Ja, und?» Emilio Gottberg sprach undeutlich, denn er hatte noch immer die halbe Weißwurst im Mund.
    «Ich hab das Gedicht zerrissen.»
    «Du hast was?» Er legte die Wurst auf den Teller und starrte Laura an.
    «Ich habe es zerrissen.»
    «Warum denn?»
    «Weil ich das Gefühl hatte, dass es mir weggenommen worden ist, dass es irgendwie kaputt gemacht wurde.»
    «Von

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