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Nachtgefieder • Laura Gottbergs siebter Fall

Nachtgefieder • Laura Gottbergs siebter Fall

Titel: Nachtgefieder • Laura Gottbergs siebter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felicitas Mayall
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wem war denn das Gedicht? Sicher nicht von Guerrini, oder?»
    «Es war von Petronius.»
    «
Welch eine Nacht! Ihr Götter und Göttinnen!
War es das?»
    Laura zog eine Grimasse. «Natürlich kennst du es. Als begeisterter Anhänger der römischen Kultur.»
    «Soll ich dir mal was sagen, Laura! Dieses Gedicht habe ich einmal für deine Mutter aufgeschrieben. Sie hat es ewig mit sich herumgetragen. Dichtung gehört allen. Liebesgedichte großer Dichter gehören allen Liebenden, nicht nur einem allein.»
    «Aber der Tote war kein Liebender. Er hat das Gedicht benutzt, um die Gefühle anderer zu missbrauchen.»
    «Zumindest hatte er eine gewisse Bildung. Wieso also zerreißt du Angelos Gedicht? Weil es nicht exklusiv seit zweitausend Jahren für dich reserviert wurde?»
    «Nein», murmelte Laura, «ich hatte nur plötzlich Angst, dass auch meine Gefühle missbraucht werden könnten.»
    Emilio Gottberg schüttelte den Kopf, stocherte dann grimmig mit der Gabel im Topf herum, auf der Suche nach seiner dritten Wurst.
    «Die Trennung von Ronald hat also doch Wunden hinterlassen, was? Dabei bist du immer so souverän damit umgegangen. Ich hab dir das nie wirklich geglaubt, Laura. Na ja, jetzt ist es immerhin rausgekommen. Was raus ist, kann man von allen Seiten ansehen, und dann ist es nicht mehr so gefährlich.» Triumphierend spießte er eine Weißwurst auf und hob sie hoch.
     
    Keines der weiblichen Opfer von Sir Benjamin Sutton hatte sich gemeldet, als Laura am Nachmittag in ihr Büro zurückkehrte. Auch vom Gerichtsmediziner gab es keine Neuigkeiten. Peter Baumann und Claudia suchten noch immer nach vergleichbaren Fällen – es schien ihnen Spaß zu machen, denn als Laura am Dezernatsbüro vorbeiging, hörte sie lautes Gelächter. Sie winkte den beiden durch die Glasscheibe zu, sah, wie Baumann aufsprang und zur Tür lief.
    «He, willst du nicht reinkommen? Es ist ja unglaublich, mit welchen Tricks Männer arbeiten, um Frauen übers Ohr zu hauen. Da kann man wirklich was lernen!»
    «Über Männer oder Frauen?»
    «Über beide. Aber vor allem, wie man mühelos an Geld kommt!»
    «Mühelos?»
    «Na, ganz mühelos vermutlich nicht. Man muss wahrscheinlich schon was draufhaben. Jedenfalls die Nummer ‹Überzeugender Liebhaber›.»
    «Mhm.»
    «Wo willst du denn hin?»
    «Ich bin auf dem Weg in die Technik. Wollte mir die Anrufe von Donatella Cipriani anhören. Macht ihr nur weiter. Ich komm dann gleich.»
    «Soll ich mitkommen?»
    «Wenn du Lust hast. Aber ich glaube, es ist nicht nötig. Eure Recherche bringt sicher mehr.»
    «Bist du sicher?»
    «Sicher.»
    «Na, dann …» Baumann nickte, hob grüßend eine Hand und kehrte zu Claudia an den Bildschirm zurück. Langsam ging Laura weiter, nickte abwesend ein paar Kollegen zu, stieß beinahe mit ihrem Vorgesetzten Becker zusammen, der zu schnell aus seinem Zimmer in den Flur stürmte.
    «Ah, Laura! Können wir uns nachher kurz über diese Geschichte im
Vier Jahreszeiten
unterhalten? In einer halben Stunde?»
    Seine Krawatte sitzt zu eng, dachte Laura. Wie er das nur aushält … sie sitzt immer zu eng. Und sie ist hässlich.
    «Ja, ungefähr in einer halben Stunde», erwiderte sie und wich ihm aus, weil er ihr körperlich zu nahe war, sie ihn sogar riechen konnte. Und sie mochte seinen Geruch nicht besonders.
    «Kommen Sie weiter, Laura?», rief er ihr nach.
    «Wir haben gerade angefangen zu ermitteln. Es wird schon.» Sie ging rückwärts, winkte ihm zu. Kriminaloberrat Becker zuckte die Achseln und eilte davon.
    Als Laura die Räume der Kriminaltechniker betrat, schaute Andreas Havel auf und schien sich zu freuen.
    «Geht’s gut?», fragte er.
    «Geht schon.»
    «Na ja … also, Laura. Ich habe mir die Anrufe der Signora Cipriani ein paarmal angehört. Ich sag jetzt mal nichts dazu. Hör du sie an, und dann tauschen wir unsere Eindrücke aus, ja?»
    «Okay.»
    Havel hatte die Anrufe kopiert und spielte sie nun auf einem CD -Player ab. Der erste Anruf war, eine knappe Stunde nachdem Donatella das Polizeipräsidium verlassen hatte, aufgezeichnet worden. Laura lauschte der dunklen zärtlichen Stimme, die Sutton eine gute Nacht wünschte, fragte, ob er mit Geschäftsfreunden ausgegangen sei, und sagte, dass sie sich auf das Frühstück am nächsten Morgen freue.
    «Spiel es bitte nochmal», sagte Laura.
    Havel nickte, und wieder erklang diese beinahe drängende Stimme.
    «Und jetzt weiter.»
    «Anruf zehn nach elf am nächsten Tag.»
    Diesmal bebte Donatellas Stimme,

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