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Nachtgefieder • Laura Gottbergs siebter Fall

Nachtgefieder • Laura Gottbergs siebter Fall

Titel: Nachtgefieder • Laura Gottbergs siebter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felicitas Mayall
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Vielleicht sagen Sie ihm besser nicht, dass ich komme. Ich meine, wenn Sie ihm helfen wollen, aus diesem Mist rauszukommen!»
    Angela Piselli starrte Guerrini so angestrengt forschend an, dass er lächeln musste.
    «Ihr Mann hat sich nicht strafbar gemacht, Signora. Sie müssen keine Angst um ihn haben. Ich finde, dass Sie sehr mutig sind … aber das fand ich schon bei unserer letzten Begegnung.»
    All das Runde, Lockige an Angela Piselli war etwas Drahtigem, Hartem gewichen. Selbst der Händedruck, mit dem sie sich nach kurzem Zögern verabschiedete, war rau und hart. Guerrini brachte sie nach draußen, begleitete sie bis zum Ausgang der Questura. Als er wieder in sein Büro zurückkehrte, empfand er eine so intensive Welle von Trauer und Wut, dass er mit aller Kraft gegen seinen Papierkorb trat. Der flog in hohem Bogen durch das Zimmer und knallte gegen die Wand. Ein beinahe kreisrundes Stück abgeplatzter Farbe blieb dort zurück, wie eine kleine Wunde.

ALS LAURA ins Präsidium zurückkehrte, saßen Claudia und Peter Baumann dicht nebeneinander vor dem Bildschirm des Kommissars. Claudia trug einen grünen Schal um den Hals, und Laura musste lächeln. Die junge Frau hatte also ihren Rat befolgt und den Knutschfleck züchtig bedeckt.
    «Na, was macht ihr da? Computerspiele?»
    «Nä, Pornos!» Baumann sah kurz auf.
    «Ach so. Dann will ich nicht stören!»
    Claudia hob die Augen zur Decke und streckte die Zunge heraus. «Ich steh nicht auf Pornos!»
    «Das ist aber schade», maulte Baumann. «Und ich dachte schon … bei euch Frauen weiß man nie, woran man ist!»
    «Total witzig!» Claudia stand auf und kehrte zu ihrem Schreibtisch zurück. «Wenn du’s genau wissen willst, Laura, wir haben versucht, irgendwas über diesen Sutton/Tennison rauszukriegen. Es ist gar nicht so einfach. Vielleicht hat der noch andere Namen benutzt. Jedenfalls haben wir bisher nur zwei Fälle gefunden, in die er offensichtlich verwickelt war. Beide Frauen haben ihn vor ein paar Jahren wegen Erpressung angezeigt, doch es ist nie zur Anklage gekommen, weil sie ihre Anzeigen wieder zurückgezogen haben.»
    «Habt ihr die Namen der Frauen?»
    «Ja, aber es wird sicher nicht einfach, mit denen zu reden. Sie sind sehr reich, gehören zur besseren Gesellschaft und so. Ich nehme an, dass sie die Angelegenheit nicht bis zur Gerichtsverhandlung betrieben haben, weil sie kein Aufsehen wollten. Das ist ihnen auch gelungen, und so konnte Sutton/Tennison trotz einiger Unannehmlichkeiten weitermachen.»
    «Ich werde versuchen, mit diesen Frauen Kontakt aufzunehmen. Schreibt ihr mir bitte alle Daten auf, ja? Außerdem interessiert mich diese Ehefrau. Um die werde ich mich kümmern!»
    «Nicht nötig!» Peter Baumann stand auf und dehnte seine Arme. «Haben wir auch schon erledigt. Aber sie ist nicht zu erreichen. Vielleicht weiß sie noch gar nicht, dass ihr Mann tot ist.»
    «Die Hamburger Kollegen sind aber benachrichtigt, oder?» Lauras Hand lag auf der Türklinke.
    «Natürlich. Sag mal, wo willst du denn schon wieder hin? Können wir uns nicht mal in Ruhe über diesen Fall unterhalten und einen Kaffee trinken? Musst du unbedingt sofort in deinen Elfenbeinturm verschwinden?»
    «Nein, muss ich nicht.» Laura nahm die Hand von der Türklinke.
    «Na, also. Ich mach sogar selbst Kaffee. Echten italienischen. Und jetzt erzählst du erst mal, was der Doktor gesagt hat.»
    Laura setzte sich auf Baumanns Schreibtisch und betrachtete ihre Beine, die in hohen Lederstiefeln steckten.
    «Nichts hat er gesagt. Todesursache unklar. Sutton hatte K .-o.-Tropfen genommen.»
    «Na, sicher nicht freiwillig, oder?»
    «Vermutlich nicht. Hast du Kopfweh?»
    «Nein, der Whisky war sauber. Ich hab nur verschlafen. Danke übrigens, dass du mich nach Hause gefahren hast.»
    Laura nickte abwesend. Ihre Hand steckte in der rechten Tasche ihrer Lederjacke, mitten in den Papierfetzen, die von Guerrinis Gedicht übrig geblieben waren. Sie redeten über Sutton/Tennison, Donatella Cipriani, einen Flug nach Hamburg zu Suttons Frau, Ermittlungshilfe von Scotland Yard, und die ganze Zeit hielt Laura die Papierschnipsel fest umschlossen. Die Kaffeetasse, die Kommissar Baumann ihr reichte, nahm sie mit der Linken entgegen.
    Später, in ihrem Büro, verriegelte sie wieder die Tür, warf die Papierstücke auf ihren Schreibtisch und betrachtete lange das Buchstaben- und Silbengewirr. Irgendwie passte es zu ihrer Situation. Sorgsam sammelte sie alle Fetzen wieder ein, steckte sie

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