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Nachtgesang

Nachtgesang

Titel: Nachtgesang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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Erkundungsgang zu machen; etwa jemand, der sich für alte Stollen interessierte? Aber vor so kurzer Zeit? Und wie viele Jemande? Es sah ganz danach aus, als könnte das der richtige Ort sein. Nur, dass Liz und er in dem Fall niemals getrennte Wege hätten gehen dürfen. Oh, er wusste, warum sie es getan hatte, okay, aber jetzt ...
    ... Was war denn das nun? Jake erstarrte.
    Die Seitentunnel waren nicht neu; sie stammten vermutlich aus der Zeit, in der die Goldsucher sich dort auf der Suche nach der offensichtlich schwer zu findenden »Mutterader« befanden. Sicher gab es Quarz an den Wänden, wo die Nebentunnel aus dem Fels gehauen oder gesprengt worden waren. Auch hier konnte man deutlich die Spuren auf dem Boden sehen – an manchen Stellen gab es sogar Fußabdrücke. Aus dem ersten dieser kleineren Tunnelabzweigungen war das Geräusch gekommen. Ein Geräusch wie ein Seufzen oder Gähnen, wie wenn jemand aufwacht.
    Jake wusste, dass es inzwischen im Tal der Gibsonwüste Nacht sein musste, draußen in der Außenwelt. Aber nicht annähernd so dunkel wie hier drinnen. Und Liz war irgendwo dort, allein mit dem alten Mann. Oder vielleicht auch nicht allein. War dieser »orstrylische« Akzent nicht ein bisschen zu dick aufgetragen gewesen, und hatte der Alte nicht etwas – vielleicht auch nur eine Spur – von einem Zigeuner an sich?
    Jesus! Jake hörte jetzt leise tastende Bewegungen in den Seitentunneln – in mehr als einem – und beschloss blitzschnell zu handeln. Aber zu so einer Zeit und an einem Ort wie diesem gab es nur eine Art zu handeln, nämlich die Flucht zu ergreifen!
    Hinter ihm bog sich der Haupttunnel in einer ganz leichten Kurve in Richtung des Eingangs. Jake hastete wieder zurück, darauf zu und hielt seine Taschenlampe gegen die Decke, um den herunterhängenden Balken-Enden dort auszuweichen, wo sie unter der Last herausgesprungen waren. Im Rennen tastete er nach seinem Pager, um so bald wie nötig einen Notruf loszuschicken. Nicht, dass ihn Panik ergriffen hatte oder er sich in unmittelbarer Gefahr befand, aber vielleicht erging es Liz anders. Wenn sie noch nichts von der Gefahr wusste, würde sie der Piepser rechtzeitig warnen. Er wollte ihn aber jetzt noch nicht benutzen, denn dadurch würde, wer auch immer bei ihr war, auch gewarnt werden, dass er sich auf dem Weg zu ihr befand, und das könnte vielleicht eine voreilige, nicht erwünschte Handlung einleiten.
    Nach etwa 20 Sekunden, als er den Perlenvorhang am Hintereingang der Hütte sehen konnte, stoppte Jake abrupt. Der Schatten einer Gestalt, die für einen Augenblick vom Licht der Hütte beschienen wurde, zeichnete sich auf der anderen Seite des Vorhangs ab; Jake erkannte den alten Besitzer. Er schaltete seine Taschenlampe aus, drückte sich an die Wand hinter einen Stützbalken, zog seine 9-mm-Browning und lud sie geräuschlos. Keinen Augenblick zu spät.
    Wie üblich vor sich hinmurmelnd schritt der alte Mann durch den Vorhang und kam direkt auf Jake zu; es gab keinen anderen Weg. Aber als dabei etwas Licht aus der Hütte in den Gang fiel, bemerkte Jake, dass die Bewegungen des anderen nicht länger die eines alten Mannes waren! Er bewegte sich leichtfüßig, fast beschwingt wie ein Jugendlicher und seine vormals trüben Augen waren nicht länger in dem runzligen Gesicht versteckt. Stattdessen leuchteten sie in einem wilden Gelb und seine Pupillen glühten rot wie Feuer!
    Jake brauchte keine weitere Warnung oder Überzeugungsarbeit. Er wusste jetzt sicher, was dieser Ort war, wenn auch nicht genau, was ihn erwartete. Er nahm eine professionelle Schusshaltung ein, zielte genau und drückte den Abzug.
    Aber der andere hatte Jakes Bewegungen in dem Moment, als er abdrückte, gesehen oder gespürt; er schien zur Seite zu schweben und drückte sich an die Wand. Jake wusste, dass er nicht getroffen hatte und feuerte erneut; die Kugel zischte als Querschläger von der Wand des Stollens, sprühte Funken und schleuderte Steinsplitter auf Gesicht und Hals des »alten« Mannes.
    Die aufprallenden Steinstücke ließen ihn schwanken, dann fand er das Gleichgewicht wieder und baute sich in seiner vollen Statur auf. Er bewegte eine Hand zu seinem Hals unterhalb des Ohrs, betrachtete sie dann neugierig und fragte: »Blut?« Das war alles. »Blut?« Aber seine Stimme war nicht mehr alt und seine feurigen Augen hatten sich purpurrot verfärbt.
    Jake wusste, dass er den anderen nicht ein drittes Mal verfehlen durfte, und bewegte sich auf ihn zu. Hinter ihm

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