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Nachtgesang

Nachtgesang

Titel: Nachtgesang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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ging einiges vonstatten: Stimmen riefen oder heulten Fragen und Füße stolperten durch die Gänge.
    »Blei, nicht wahr?«, erkundigte sich die tiefe, knurrende, gefährliche Stimme, als der Abstand zwischen ihnen sich verringerte. »Oh, ha! Ha! Ha! Dann komm schon, Sohn, schieß doch. Denn du wirst merken, dass ich ziemlichen Appetit auf Blei habe.«
    »Wie wäre es mit Silber?«, fragte Jake und drückte noch einmal den Abzug. Seine tapferen Worte waren nur gespielt, denn er fühlte sich keinesfalls so selbstsicher wie er tat, aber es klang zumindest gut.
    Vielleicht war es in allerletzter Sekunde, dass der Vampir sich sicher war, dass der Vorteil auf der Seite des Gegners lag. Was auch immer ihn diesmal warnte, er änderte nochmals seinen Standort, bediente sich dieser seltsamen Schwebebewegung, um auf die andere Seite zu gelangen. Aber nicht schnell und weit weg genug. Die Silberkugel traf ihn an der rechten Schulter, wirbelte ihn herum und warf ihn gegen die Wand. Mit einem gurgelnden Schmerzensschrei krallte er nach seiner Schulter und fiel auf sein rechtes Knie, während Jake einen Satz an ihm vorbei durch den Perlenvorhang machte und diesen dabei klirrend mit sich herunterriss.
    Vielleicht hätte er bleiben und seine Arbeit vollenden sollen. Sicherlich hätte er das getan, wenn er jemand anders – oder nur halb jemand anders – gewesen wäre, aber trotz der Gefahr war Jake immer noch nur Jake Cutter; er hatte den Punkt tiefster Verzweiflung noch nicht überschritten.
    Vom Vorhang befreit krachte er in die selbst gezimmerte Bar und riss dabei das Brett von den Fässern, die es stützten. Ohne die kleinste Pause einzulegen, rannte er hinaus in die Nacht, drehte nach links ab und sprintete auf die zweite Hütte zu. Dort war die vermeintliche »Krehatur«, und Jake hatte keinen Zweifel daran, dass er dort auch Liz finden würde ... wo der verlogene, intrigante, untote Herr dieses schrecklichen Ortes sie zurückgelassen hatte. Während er lief, griff er in seine Tasche, um den Pager zu aktivieren ...
    Die kalten Hände des Dings auf Liz’ Händen ... der Piepser, der weiterhin unablässig seinen ununterbrochenen Hilferuf ausstieß (oder seine Warnung, das wusste sie nicht so genau, aber falls es eine Warnung war, dann kam sie jetzt sowieso viel zu spät) ... und dieses Wesen aus ihren schlimmsten Albträumen, das sie hinter den stabilen Eisenstäben anlächelte. Aber die Stäbe hätten genauso gut aus Papier sein können, denn die Tür war nur angelehnt.
    Die Kreatur ließ ihre rechte Hand frei und drückte gegen die Tür. Liz stand wie versteinert; sie hatte das Untier so weit kommen lassen, aber sie erwachte Sekunden später aus ihrem Schockzustand, als sie Jakes Stimme hörte, die »Liz! Liz! Wo zur Hölle bist du?« schrie. Er hatte verdammt recht: Das war genau, wo sie war, in der Hölle! Aber sie vermutete, dass er das schon wusste.
    Es herrschte jetzt vollkommene Dunkelheit, bis auf das Glühen in den Augen ihres ungeheuerlichen Gegners. Sie verlor für einen Augenblick das Gleichgewicht, als sich die Tür zu ihr hin quietschend öffnete und sie mit sich zog, aber sie schaffte es irgendwie, die Baby Browning aus ihrer Tasche zu ziehen. Sie zwängte die Waffe zwischen die Stäbe, biss die Zähne zusammen und schoss.
    » Gah!?«, ertönte die schaurige Stimme, mit einem überraschten Unterton. Als das Ding sie losließ, schlug sie ihm die an den Angeln verrostete Tür vor der Nase zu, drehte sich um und tastete ungeschickt nach dem Schloss, hinter dem die Tür zur Hütte lag. Sie fand es, fand auch die Klinke und riss sie auf. Aber das Wesen war hinter ihr; sie konnte seinen heißen, stinkenden Atem in ihrem Genick fühlen, spürte, wie es in der Dunkelheit darauf wartete, anzugreifen.
    »Liz?«, hörte sie plötzlich Jakes Stimme wieder. Er hatte sie schießen hören und hielt vor der verschlossenen Außentüre an. Sie hörte ihn fluchen und an der Tür rütteln. Schließlich schrie er: »Tritt zurück!«
    Sie sollte zurücktreten? Wo genau hinter ihr etwas »Uh – ah! – Ah! «schrie, sogar gerade jetzt?
    »Herrgott!«, stöhnte Liz, drehte sich schnell herum und feuerte erneut, dann ein drittes Mal. Der groteske, schwarze Schatten der Kreatur wurde von den Füßen gerissen, warf sich mit dem ganzen Körper zur Seite, schlug mit den Armen um sich, spuckte Blut und wich schließlich in die hinteren Schatten zurück, wo er mit weiteren Schatten verschmolz, die Liz bisher noch nicht einmal bemerkt

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