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Nachtgesang

Nachtgesang

Titel: Nachtgesang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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Liste von Dingen, die er mit sich nehmen wollte. Aber es war mitten in der Nacht und es war nur noch die Notbesetzung da; und ich ... ich befand mich schon auf dem Weg in die Zentrale, fuhr wie der Teufel durch die leeren, kalten, nächtlichen Straßen. Gott weiß, wie viele rote Ampeln ich überfuhr.
    Warum hatte ich es so eilig? Wegen eines Traums – eines verdammten Albtraums –, eines Gefühls, das mir sagte, dass etwas nicht stimmte. Nein, es war mehr als nur ein Gefühl: das sichere Wissen darüber, dass etwas definitiv nicht in Ordnung war. Meine ESPer: Wie oft hatte ich von ihnen gehört, dass ihre Talente ein Fluch waren? Meins war das auch, wenn ich dasitzen und Vergewaltigern, Pädophilen und Mördern zuhören musste, die versuchten, sich durch ein freundliches Gespräch aus dem Gefängnis zu befreien, dort sitzen musste und ihre Lügen hörte und wusste, dass sie in Wirklichkeit kaltblütige Mörder, Schänder oder Vergewaltiger waren. Aber nicht einmal, bis zu dieser Nacht, war mir mein Talent wirklich wie ein Fluch vorgekommen. Ich kann mir gut vorstellen, wie du dich gefühlt hast, Ian, als du die Zukunft im Traum gesehen hast, aber nicht wusstest, dass es mehr war als nur ein Traum!
    Denn so ist es bei mir gewesen: nur ein Traum, aber es war ach-so-viel mehr als nur ein Traum. Und ich ... es war ein ›harter Arbeitstag‹ gewesen ... ich hatte schon im Bett gelegen, mich im Schlaf hin- und hergewälzt, die gottverdammte Wahrheit erkannt, aber ich war unfähig aufzuwachen, bis sie es mir befahl. Gott ...!« Wieder hielt er inne.
    Aber dieses Mal platzte er heraus, bevor Goodly ihn wieder unterbrechen konnte: »Es war Zek, meine Frau! Sie war in dem Kinderheim in Rumänien, wo seit 14 Tagen der unterirdische Fluss fast vollkommen versiegt war. Das Personal in Radujevac konnte das nicht verstehen, aber da es zeitgleich mit dem Wintereinbruch passierte, in dem gewöhnlich in ganz Europa wenig Regen fiel, vermutete man, dass das der Grund war.
    Jedenfalls war sie nicht deswegen dort. Zek ist – sie war – eine Telepathin der Spitzenklasse. Aber sie war auch mehr als nur das. Niemand, der sie je gesehen hatte, konnte sich dem Bann meiner schönen Zek entziehen. Selbst Harry Keogh, Jazz Simmons, Lardis Lidesci ... sogar Lady Karen, sie alle hatte Zek um den Finger gewickelt. Und sie versuchte, diesen armen, rumänischen Kindern im Heim, von denen manche inzwischen zu Männern herangewachsen sind, zu helfen, ihre tiefen psychologischen Wunden zu heilen, die während der Ceausescu-Zeit entstanden sind. Sie konnte in ihr Gehirn eindringen, ihre Probleme finden und sie sogar vernichten. Manchmal funktionierte es, manchmal weinte sie nur.
    Sie weinte sogar in meinem Traum, weinte vor mir, ihrem Mann, der wusste, dass es nur ein Albtraum war, zur gleichen Zeit wusste, dass es mehr war, aber verdammt noch mal nichts dagegen tun konnte. Und trotz dem, was mit ihr geschah oder bald geschehen würde, kommunizierte Zek auf die einzige für sie mögliche Weise mit mir.
    Es war nicht das erste Mal. Sie hatte mich schon einmal zuvor telepathisch kontaktiert. Im Mai 2006, als sie mit Nathan im Mittelmeer war, genauer gesagt im Ionischen Meer. Sie befanden sich auf Zakynthos, der Insel, auf der Zek geboren wurde, von der sie ihren Namen hatte – um, nun, um das Grab von Jazz Simmons, der dort beerdigt worden war, zu besuchen. Jazz war Zeks erster Mann gewesen ... und eines natürlichen Todes gestorben. Aber Turkur Tzonovs Leute jagten Nathan, um ihn zu töten. Da Zek bei ihm war, wollten sie sie auch umbringen. Sie kontaktierte mich, während sie versuchten, sie zu töten, und einen Moment lang fühlte ich alles, was sie fühlte. Ich erfuhr, wie es sich anfühlt, wenn man stirbt. Aber sie starb nicht, denn Nathan hatte das Möbius-Kontinuum entdeckt und benutzt und sie so zurück zum E-Dezernat gebracht.
    In meinem Albtraum war das Gefühl wieder da. Zek wusste – Gott, welche Angst sie hatte! –, dass es vorbei war, und versuchte trotzdem zu mir durchzukommen, mir mitzuteilen, was geschah. Auf der einen Seite war es ein Hilfeschrei, von dem sie wusste, dass ich wahrscheinlich nicht darauf reagieren konnte, auf der anderen Seite war da diese unglaublich mutige Frau, die alles weitergab, was sie erfahren hatte über, über ...
    Die Information kam geballt und schnell; so funktioniert Telepathie, verrät viel mehr als bloße Worte. Ihr kennt dieses Sprichwort, das besagt, dass ein Bild mehr sagt als 1000 Worte? Nun,

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