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Nachtglut: Roman (German Edition)

Nachtglut: Roman (German Edition)

Titel: Nachtglut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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zurückzuziehen. Daher nahmen nur die wenigen, die sich ihm noch irgendwie verpflichtet fühlten, an dem Trauergottesdienst teil. Und noch weniger folgten dem Sarg auf den Friedhof.
    Anna, die mit David im Schatten einer Markise saß, ließ ihren Blick über die Handvoll Menschen gleiten, die heute an der Beerdigung teilnahm. Einige der Männer, mit denen Delray früher regelmäßig Domino gespielt hatte, waren unter ihnen. Und sie erkannte überrascht einen von Deans Freunden, der bei ihrer Hochzeit gewesen war, den sie aber seit Deans Begräbnis nicht mehr gesehen hatte.
    Damals verstand sie nicht, warum Delray nach Deans Tod jeden Kontakt zu den jungen Männern, die trauerten wie er, abbrach. Erst später war ihr klargeworden, daß Delray sich von ihnen bedroht gefühlt hatte. Abgesehen davon, daß er sie nicht sehen wollte, weil sie ihn an Dean erinnerten, lehnte er ihretwegen diese Verbindungen ab. Er hatte in jedem Mann einen möglichen Verehrer gesehen und die Konkurrenz gefürchtet.
    Marjorie Baker war der einzige, ihr freundschaftlich verbundene Mensch am Grab. Nicht einmal Jack Sawyer erwies Delray die letzte Ehre. Er hatte sich mit der Begründung entschuldigt, daß er auf der Ranch nützlicher wäre als auf einer Beerdigung und im übrigen nicht die passende Kleidung habe. Aber Anna fragte sich, ob er diese Gründe nur vorschob.
    Nachdem der Geistliche seine kurze Ansprache beendet hatte, klappte er die Bibel zu und wandte sich an Anna. »Meine Gebete werden Sie und David begleiten, Anna.« Mit Marjories Übersetzungshilfe dankte sie ihm, und er ging seiner Wege.
    David war während der beiden Trauerfeiern sehr ernst und ungewöhnlich still gewesen, vermutlich überwältigt
von der Fremdheit der gedämpften Stimmen und der feierlichen Orgelmusik, vom Anblick der Blumen und des mit gelben Chrysanthemen geschmückten Sargs.
    Jetzt kniete Anna vor ihm nieder, um ihm zu sagen, daß es vorbei sei. Sie fragte, ob er seinem Großvater noch Lebwohl sagen wolle. Er sah zu dem Sarg hinunter und schien zum erstenmal die Verbindung zwischen den Feierlichkeiten, die er soeben erlebt hatte, und seinem Großvater herzustellen. Überkommen von der Realität des Abschieds, drückte er sein Gesicht an Annas Schulter und begann zu weinen. Innig umarmte sie ihn. Sie drängte ihn nicht – sondern ließ ihn sich ausweinen.
    Nach einer Weile hob er den Kopf und wischte sich mit dem Handrücken die Nase.
    »Möchtest du jetzt gehen?« fragte sie mit kurzen Zeichen.
    »Fahren wir zu McDonald’s?«
    Anna lächelte unter Tränen und nickte. Hand in Hand gingen sie zu der schwarzen Limousine, die das Bestattungsinstitut der Familie zur Verfügung gestellt hatte. Aber ehe sie sie erreichten, trat Emory Lomax auf sie zu.
    Er war doch ein echtes Sonntagskind. Anders konnte er sich diesen unglaublichen Glücksfall nicht erklären. Er war ein Liebling der Götter, des Schicksals, der guten Feen oder wer sonst eben seinen Segen über die Menschen ausschüttete.
    Als der Geistliche an Delray Corbetts Grab das letzte Gebet zu sprechen begann, senkte Emory den Kopf. Aber die Augen hielt er offen und sah in sich hineingrinsend zum grünen Friedhofsrasen hinunter. Corbett war tot. Besser hätte es nicht laufen können. Genau in dem Moment, als Connaught und Genossen drüben bei EastPark kribbelig geworden waren und Ergebnisse sehen wollten, hatte Emory ihnen triumphierend mitteilen können, daß das größte Hindernis auf ihrem Weg zum Erwerb des begehrten Stück Lands an diesem Morgen zu Grabe getragen würde.
    Sofort setzte man für den übernächsten Tag eine Besprechung an.
    »Amen«, sagte er im Chor mit dem Geistlichen und den anderen Trauergästen.
    Der Junge flennte. Anna Corbett hielt ihn im Arm. Ehrerbietig entfernte sich Emory zusammen mit den anderen, um der Familie noch einige ungestörte Augenblicke des Gedenkens zu gönnen. Den Kopf leicht geneigt, schritt er langsam und feierlich zu den geparkten Autos, ganz Respekt und Schicklichkeit – obwohl er am liebsten auf den Gräbern getanzt hätte.
    Er würde der Held von EastPark sein. Der Kopf schwamm ihm, wenn er nur daran dachte, welchen Kick das seiner Karriere versetzen würde. Mit einem Riesensatz landete er demnächst ganz oben! Die ganze Bande von Möchtegerns, die sich in den unteren Etagen abrackerten und Emory Lomax nicht das Wasser reichen konnten, würde er überflügeln.
    Die Bank von Blewer samt ihrem spießigen Präsidenten und dessen Erben, diesem Geizhals,

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