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Nachtglut: Roman (German Edition)

Nachtglut: Roman (German Edition)

Titel: Nachtglut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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übersetzte ihre Antwort. »Danke, aber Mr. Corbett wird sich darum kümmern.«
    »Ist er da?«
    »Da hinten.« David zeigte mit dem Finger in die Richtung. »Die Stiere haben einen Teil vom Zaun eingerissen. Mein Opa ist gerade dabei, ihn wieder zu richten.«
    »Dein Opa?«
    »Ja.«
    »Warum nicht dein Dad?«
    »Er ist tot.«
    »Tot?«
    »Ja. Er ist vor meiner Geburt gestorben.«
    Jack sah die Frau an, deren Blick zornig auf ihren Sohn gerichtet war. Sobald sie die Aufmerksamkeit des Jungen hatte, begann sie zu gestikulieren.
    »Sie sagt, ich rede zuviel.«
    »Mein Angebot steht. Müssen Sie dringend in die Stadt?«
    Vielleicht zermürbte seine Hartnäckigkeit sie schließlich, obwohl sie nicht den Eindruck machte, als gäbe sie leicht klein bei. Oder es gefiel ihr die Aussicht auf ein schattiges Plätzchen. Wie auch immer, sie war nahe daran, sein Angebot anzunehmen, als ihr Blick sein Gürtel streifte.
    David, der den Blick bemerkte, sagte: »Kann sein, daß dein Messer ihr angst macht.«
    »Ach so. Wenn das alles ist.« Jack öffnete die lederne Scheide. Die Frau erstarrte. Er zog das Messer langsam heraus und legte es auf seine offene Hand. Dann ging er vor David in die Hocke, um den Jungen das Messer genauer betrachten zu lassen.
    »Das hat ein indianischer Krieger gemacht, David. Ein Comanche. Vor langer, langer Zeit.«
    »Wau!« rief der Junge ehrfürchtig. Er streckte die Hand aus, um die Waffe zu berühren, zog sie aber gleich wieder ängstlich zurück.
    »Du kannst es ruhig anfassen.«
    »Wieso ist es so holprig?«
    »So haben die Indianer damals ihre Messer gemacht.«
    David strich mit dem Finger über die bläuliche, gewellte Klinge. »Cool«, sagte er im gleichen andächtigen Ton.
    Jack richtete sich langsam auf. Ohne seinen Blick von der Frau zu wenden, schob er das Messer wieder in die Scheide. Dann hob er kapitulierend beide Hände.
    Sie fand die spielerische Gebärde nicht witzig; doch sie trat zur Seite, wenn auch mit abweisendem Blick, und bedeutete ihm, er könne sich den Motor ansehen.
    Er nahm seinen Cowboyhut aus Strohgeflecht und seine Sonnenbrille ab, deponierte die Sonnenbrille in der Höhlung seines Huts und legte diesen auf den Kotflügel. Dann kroch er unter die Kühlerhaube und beugte sich über den Motor. Ein Schweißtropfen fiel von seiner Stirn auf das heiße Gehäuse und verdampfte mit einem kurzen Zischen.
    Das war ja mal eine ganz neue Erfahrung! Noch nie hatte er mit einer Gehörlosen zu tun gehabt. Obendrein mit einer, die so einen Riesenkomplex hatte.
    Er drehte sich kurz um und bat sie, den Motor anzulassen und aufs Gas zu treten. Jack war kein großer Automechaniker, aber in diesem Fall lag die Diagnose auf der Hand. Die Benzinleitung war verstopft. Er machte sich an die Arbeit.
    David bezog Posten an seiner Seite. Offensichtlich in dem Bestreben, Jack zu beeindrucken, prahlte er: »Wir haben eine ganze Ranch.«
    »Ja, das sehe ich.«
    »Nur wir drei. Mama, Opa und ich. Ich hätte gern einen
Bruder oder eine Schwester – aber Mama sagt immer, ich mach ihr allein schon genug zu schaffen, und außerdem kann man ohne einen Daddy keine Kinder bekommen. Magst du Pfirsichkuchen, Jack? Meine Mama kann prima Pfirsichkuchen backen. Und Opa macht Vanilleeis, und ich darf auf dem Faß sitzen, wenn er kurbelt. Das Eis kann man zum Pfirsichkuchen essen, aber ohne alles schmeckt’s auch gut. Kannst du schwimmen? Opa hat gesagt, wenn er mal Zeit hat, lernt er’s mir. Aber Mama hat Angst, daß im Fluß Schlangen sind. Wir haben hier einen Fluß, und ich hab schon viele Fische gefangen. Opa und ich haben sie ausgenommen, und Mama hat sie dann gekocht, und wir haben sie gegessen. Ein bißchen paddeln kann ich schon, so wie ein Hund, weiß du. Magst du dir nachher mal mein Zimmer anschauen? Ich habe ein Poster von den Dallas Cowboys an der Schranktür. Hast du auch einen Sohn?«
    »Nein, ich habe nie einen Sohn gehabt. Und auch keine Tochter.« Er lächelte zu dem kleinen Jungen hinunter, während er einen Filter aus der Benzinleitung entfernte.
    Die Frau wartete in ihrer Nähe. Sie machte irgendwelche Zeichen. David übersetzte mit bekümmerter Miene: »Sie sagt, du hast wahrscheinlich schon ganz heiße Ohren, weil ich so viel – das letzte hab ich nicht mitgekriegt.«
    »Quaßle?« meinte Jack.
    »Vielleicht«, gestand David. »Opa nennt mich manchmal Quasselstrippe.«
    »Mich stört’s nicht, wenn du mir was erzählst. Ich hab gern Leute um mich.«
    »Zu uns kommt nie jemand.«
    »Und

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