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Nachtglut: Roman (German Edition)

Nachtglut: Roman (German Edition)

Titel: Nachtglut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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warum nicht?« Jack richtete die Frage an David, sah aber die Frau dabei an.
    »Ich glaub, weil meine Mama nicht hören kann.«
    »Hm.« Jack hob den Filter an seinen Mund und blies kräftig hindurch. Dann setzte er ihn wieder ein und bedeutete ihr, den Wagen noch einmal anzulassen. Sie stieg ein und
drehte den Zündschlüssel. Nachdem sie mehrmals das Gaspedal durchgetreten hatte, sprang der Motor an.
    Jack ließ die Kühlerhaube herunter und wischte sich die Hände. »Na also.« Er setzte Hut und Sonnenbrille wieder auf. »Jetzt müßte er eigentlich laufen wie geschmiert. Ihr hattet ein bißchen Dreck im Filter.«
    »Du bist echt gescheit!«
    »So gescheit auch wieder nicht, David. Mir ist das gleiche mal mit meinem Auto passiert. Ich mußte fünfzig Dollar dafür blechen, daß ein Mechaniker den Schmutz rausgeblasen hat.« Er wandte sich der Mutter des Jungen zu. »Jetzt würde ich gern mit Mr. Corbett sprechen.«
    »Darf ich ihm zeigen, wo Opa ist, Mama?«
    Sie schüttelte den Kopf und bedeutete dem Jungen einzusteigen.
    »Wenn du mir nur die Richtung verrätst, dann find ich ihn schon«, sagte Jack.
    »Er ist da drüben, an den Bäumen vorbei«, erklärte David. »Aber ich bring dich hin. Es ist nicht weit.«
    Davids Mutter stampfte mit dem Fuß, um ihn auf sich aufmerksam zu machen. Mit blitzschnell fliegenden Fingern erteilte sie ihm einen Befehl.
    »Ach, Mama, bitte! Warum darf ich nicht hierbleiben, bei Opa und Jack? Ich mag nicht zum Einkaufen fahren.«
    Den Arm in Schulterhöhe pfeilgerade ausgestreckt, wies sie auf die Mitfahrertür des Wagens.
    Jack klopfte David auf die Schulter. »Folg lieber.«
    »Bist du noch hier, wenn ich zurückkomme?«
    »Mal sehen.«
    »Hoffentlich. Also dann, tschüs, Jack!«
    »Tschüs!«
    David trottete hinten um den Wagen herum. Als er an seiner Mutter vorbeikam, senkte er den Kopf, so daß sie seinen Mund nicht sehen konnte, und schimpfte leise: »Du bist eine ganz gemeine Mama.«
    Jack hatte Mühe, sich ein Lächeln zu verkneifen. Er tippte sich an die Hutkrempe. »Auf Wiedersehn, Madam!«
    Sie setzte sich hinter das Steuer und schlug die Tür zu. Nachdem sie ihren Gurt festgemacht und sich vergewissert hatte, daß auch David angeschnallt war, wandte sie sich Jack zu. Durch das offene Fenster teilte sie ihm mit Fingerzeichen etwas mit, was vermutlich ›Danke‹ hieß.
    Er sah dem davonfahrenden Wagen nach, der an der Hauptstraße in Richtung zum Ort abbog. Schmiedeeiserne Lettern, die sich zu dem Namen ›Corbett Ranch‹ zusammenfügten, überspannten in einem Bogen die Einfahrt. Nicht sehr originell, dachte Jack, aber Hinweis genug.
    Er drehte sich herum und musterte das Haus, einen adretten einstöckigen Holzbau, weiß, mit dunkelgrünen Läden an den vorderen Fenstern. Zu beiden Seiten der Haustür standen auf Podesten Farne; Schalen mit blühenden Blumen zierten rechts und links die drei Treppenstufen, die zur breiten Veranda unter dem von stabilen Säulen getragenen Dach hinaufführten. Es war ein hübsches Haus; aber es unterschied sich durch nichts von Tausenden anderer solcher Ranchhäuser, die man überall in den mittleren Südstaaten antraf.
    Jack überquerte den Hof und trat durch ein Tor, ging an einem langen Stallgebäude und einer Pferdekoppel vorüber, wo mehrere Pferde an einer Krippe Heu fraßen und mit ihren Schweifen nach Fliegen schlugen. Hinter der Koppel öffnete er das Tor zu einer Weide und achtete auf seinem Weg durch das Gras sorgsam auf Kuhfladen.
    Es gab, dachte er, eigentlich genug Gründe, auf der Stelle umzukehren, zum Wagen zurückzulaufen und wieder abzuhauen.
    Die Nachricht von dem Gefängnisausbruch in Arkansas war bis nach Corpus Christi hinunter gedrungen. Presse, Funk und Fernsehen der gesamten Region hatten darüber berichtet. Das Interesse der meisten, die davon hörten, war
wahrscheinlich nur flüchtiger Natur gewesen, ihn aber hatte die Story aufgeschreckt wie ein Donnerschlag. Beinahe ehe er sich’s versah, war er auf dem Weg nach Blewer. Er war um Mitternacht angekommen und hatte sich ein Zimmer in einem Motel genommen.
    In bezug auf Hotels war er nicht anspruchsvoll, und das Zimmer erwies sich als durchaus komfortabel; trotzdem hatte er den Rest der Nacht wach gelegen und sich auf einem Kabelsender das John-Wayne-Filmfestival angesehen, während er innerlich mit sich und dem zwanghaften Impuls haderte, der ihn einen guten Job hatte hinwerfen und hierherkommen lassen.
    Aber so lebte er im Grund genommen seit dem Tag, an dem

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