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Nachtglut: Roman (German Edition)

Nachtglut: Roman (German Edition)

Titel: Nachtglut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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Rechte bietend. »Jack Sawyer.«
    Betont gemächlich zog Corbett den Arbeitshandschuh von seiner Rechten und gab Jack anstandshalber die Hand. Unter dem Schirm seiner Mütze hervor musterte er Jack mit unfreundlichem Blick.
    Jack wies mit einer Kopfbewegung zum Zaun. »Ich habe gehört, daß ein paar Stiere Ihren Zaun eingerissen haben.«
    »Und woher wissen Sie das?«
    »Von Ihrem Enkel.« Er deutete auf Corbetts Unterarm, durch den sich ein langer blutiger Riß zog. »Sind Sie am Stacheldraht hängengeblieben?«
    Corbett wischte mit einer wegwerfenden Bewegung über die Verletzung. »Das ist nichts. Wo haben Sie meinen Enkel getroffen?«
    »Vor dem Haus.«
    »Und Sie haben versucht, ihn auszuhorchen«, fragte er aufgebracht. »Verdammt noch mal. Ich hab Ihren Leuten doch schon gesagt, daß ich nichts weiß. Lassen Sie uns in Ruhe.«
    »Entschuldigen Sie, Mr. Corbett, Sie scheinen mich mit jemandem zu verwechseln. Ich habe keine Ahnung, wovon Sie sprechen.«
    Das war geflunkert. Natürlich gehörte Delray Corbett zu den Leuten, die man nach Herbolds Gefängnisausbruch als erste befragen würde. Und anscheinend hatten sich die Behörden schon bei ihm gemeldet. Er war wütend über die Belästigung. Oder fürchtete die Auswirkungen. Beides verständlich.
    »Ich weiß nicht, was Sie glauben, aber Sie täuschen sich«, versicherte Jack ihm. »Ich habe mit Ihren Angehörigen nur gesprochen, weil Ihre Schwiegertochter Schwierigkeiten mit ihrem Wagen hatte.«
    Corbett warf einen besorgten Blick zum Haus.
    »Es war nichts weiter«, erklärte Jack. »Nur ein bißchen Dreck in der Benzinleitung. Der Wagen läuft wieder.«
    Corbetts Blick kehrte zu ihm zurück. »Sie sind also von niemandem geschickt worden?«
    »Nein.«
    »Dann entschuldigen Sie!«
    »Schon gut.«
    Immer noch mißtrauisch, zog Corbett ein Taschentuch aus der Hüfttasche seiner Jeans und nahm einen Moment seine Mütze ab, um sich den Schweiß von der Stirn zu wischen. Er hatte sehr dunkles Haar, fast ohne Grau.
    »Hat Anna Ihnen was gegeben?«
    Anna. Sie hieß Anna. Diese Neuigkeit beschäftigte Jack so sehr, daß er nicht hörte, was Corbett weiter sagte. »Wie bitte?« fragte er.
    »Sind Sie hergekommen, weil Sie Geld von mir haben wollen? Ich meine, dafür, daß Sie den Wagen wieder in Ordnung gebracht haben«, ergänzte er, als er sah, daß Jack nicht verstand, was er meinte.
    »Nein, Sir«, entgegnete Jack beinahe schroff. »Das hab ich gern getan. Ich bin hier, weil ich mit Ihnen sprechen möchte.«
    Sofort war Corbett wieder auf der Hut. »Wollen Sie was verkaufen?«
    »So könnte man sagen.«
    »Tja, dann verschwenden Sie nur Ihre Zeit. Ich habe nichts nötig.«
    »Auch mich nicht?«
    »Was?«
    »Ich brauche Arbeit. Sie brauchen einen Helfer. Meine Arbeitskraft ist zu verkaufen.«
    Corbett machte ein Gesicht, als warte er auf die Pointe. Schließlich sagte er: »Soll das Ihr Ernst sein?«
    »Aber sicher. Ich könnte gleich jetzt anfangen und Ihnen mit dem Zaun da helfen.«
    Corbett trat einen Schritt nach rechts, genau zwischen Jack und die bereitliegende Rolle Stacheldraht, entweder um sie Jacks Blick zu entziehen oder vor seinem Zugriff zu schützen; es war nicht zu erkennen. Offenkundig war hingegen, daß Corbett Jacks Angebot nicht für bare Münze nahm.
    Er sagte mit frostiger Höflichkeit. »Bemühen Sie sich nicht, Mr. Sawyer. Trotzdem vielen Dank!« Er schob das Taschentuch ein, setzte seine Mütze auf und wandte sich wieder seiner Arbeit zu.
    »Sie haben mich gar nicht bis zu Ende angehört.«
    »Ich beschäftige keine Leute.«
    »Das sieht man.« Die Bemerkung traf, genau wie Jack gehofft hatte. »Nichts für ungut, Mr. Corbett! Aber hier gibt’s ganz schön was zu tun, soweit ich sehen kann. Wenn Sie mich fragen, muß der ganze Zaun erneuert werden, nicht nur das Stück da. Das heißt, Löcher ausheben, Pfosten aufstellen …«
    »Ich weiß, was es heißt«, fuhr Corbett ihn gereizt an.
    »Dann wissen Sie auch, daß das alles für einen allein zuviel ist, besonders da ja die täglichen Arbeiten auch erledigt werden müssen. Ihre Stalltür hängt. Die Krippe auf der Pferdekoppel
ist kurz vor dem Zusammenbruch, und zwei von den Pferden müssen beschlagen werden. Das nur mal für den Anfang. Einen Betrieb von dieser Größe können ja kaum zwei Männer schmeißen.«
    »Mein Sohn und ich sind gut zurechtgekommen.«
    »Aber Ihr Sohn ist nicht mehr hier, richtig?« Corbett warf ihm einen finsteren Blick zu. Ruhig fügte Jack hinzu: »Der Junge

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