Nachtglut: Roman (German Edition)
praktisch schon. Delray hätte sich keinen besseren Zeitpunkt für sein Ableben aussuchen können.« Er warf einen triumphierenden Blick in die Runde. »Mit allem Respekt gesagt natürlich.«
»Was ist mit Mrs. Corbett?« fragte eine der Marionetten. »Hat sie geerbt?«
»Alles, ja.«
»Und da wird’s keine Probleme geben?« fragte Connaught. »Sie sagten mir doch, sie sei genauso gegen den Verkauf wie ihr Schwiegervater?«
Emory lehnte sich zurück. »Das war vielleicht vor seinem Tod der Fall. Sie wollte ihrem Schwiegervater nicht in den Rücken fallen.«
»Aber Sie glauben, daß sie jetzt einem Verkauf zustimmen wird?«
»Ich bin sicher«, antwortete er lässig. »Wie soll sie ganz allein die Ranch betreiben? Das schafft sie nie im Leben. Sie ist taubstumm und wird bestimmt nicht lang brauchen, um zu dieser Einsicht zu gelangen. Ich würde ihr eine Woche geben, allerhöchstens zwei – dann wird ihr klar sein, daß sie dem Job nicht gewachsen ist. Und selbstverständlich…« – er machte eine Pause, um ein kleines glucksendes Lachen einfließen zu lassen – »werde ich zur Stelle sein, um ihr zu verdeutlichen, was an Schwierigkeiten auf sie zukommt, wenn sie einen Alleingang versuchen sollte. Ich werd sie zum Verkauf überreden, bevor Sie sich’s überlegen und sich woanders nach einem passenden Stück Land umsehen kann.«
Der Mann, der ihm gegenüber saß, schob sein unberührtes Bier zur Seite. »Wieso sind Sie so überzeugt, daß Sie auf die Frau Einfluß haben?«
»Na ja, da ist immerhin der Kredit, den die Bank ihnen eingeräumt hat. Den kann ich zur Not als Druckmittel benutzen. Außerdem hat’s mit der Herde ja schon einen kleinen Schrecken gegeben.« Grinsend fügte er hinzu: »Einen weiteren unerfreulichen Zwischenfall sollte man nie ausschließen.«
»Können Sie sich denn auf diesen Mexikaner, den Sie da an der Hand haben, verlassen?« fragte der Mann, der neben ihm saß.
»Solang Jesse Garcia sein Geld bekommt, würde er seiner eigenen Großmutter den Kragen umdrehen.«
»Und auf Sie kann keinerlei Verdacht fallen?«
»Absolut nicht. Die Sache ist sogar die, daß man bereits jemand anderen unter dem Verdacht festgenommen hat, die Rinder auf Corbetts Ranch vergiftet zu haben.«
Emory hielt es nicht für sinnvoll, ihnen von diesem lästigen Ranchhelfer zu berichten, der ihm ganz und gar nicht geheuer war. Auf den ersten Blick hatte er den Cowboy als einen arroganten Mistkerl eingeschätzt, der mit Vorliebe seine Nase in anderer Leute Angelegenheiten steckte. Emory konnte es nicht riskieren, daß sich jemand in Anna Corbetts Nähe aufhielt, der die vernünftigen Ratschläge, die er ihr zu erteilen gedachte, untergraben würde. Ihm war klar gewesen, daß er den Typen aktionsunfähig machen mußte.
Garcia war ein ähnlicher Fall. Entgegen seiner Behauptung Connaught und dessen Leuten gegenüber, war er sich nämlich der Zuverlässigkeit des Mexikaners durchaus nicht sicher. Mal angenommen, jemand bot ihm fünfzig Dollar dafür, daß er denjenigen verriet, der ihn angestiftet hatte, Corbetts Rinder zu vergiften? Es war zwar nicht die Gewohnheit des Mexikaners, seine Auftraggeber zu verpfeifen, aber sicher sein konnte man sich nie. Er brauchte nur ein schlechtes Jahr zu haben und knapp bei Kasse zu sein.
Was also hatte Emory getan? In seiner Raffinesse zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen! In seiner Eigenschaft als Banker, der um sein Geld fürchtete, hatte er den Sheriff angerufen und ihm seine Besorgnis über die sinnlose Vernichtung wertvollen Viehbestands mitgeteilt, die fast genau auf den Tag mit der Anstellung eines neuen Helfers auf der Ranch zusammengefallen war. Man hatte ihm versprochen, der Sache nachzugehen.
So leicht hatte er jeden Verdacht, irgend etwas mit dem Anschlag auf die Corbett Ranch zu tun zu haben, von sich abgelenkt. Der Sheriff und seine Leute würden den Cowboy auf Trab halten, während sie ihre Ermittlungen betrieben. Das dauerte bestimmt lange. Und in dieser Zeit würde Emory ungestört Anna Corbett bearbeiten können.
Einfach genial, das mußte er sich selber bescheinigen.
»Verlassen Sie sich auf mich«, fuhr er fort. »Ich hab alles im Griff. Und Garcia hat viele Ideen. Es wäre denkbar, ihn
noch mal zu beauftragen. Anna Corbetts ganzer Lebensinhalt ist ihr kleiner Sohn. Da eröffneten sich gleich mehrere Möglichkeiten. Wenn der Preis stimmt, würde Garcia sich da sicher was einfallen lassen.«
Die drei Manager von EastPark tauschten
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