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Nachtglut: Roman (German Edition)

Nachtglut: Roman (German Edition)

Titel: Nachtglut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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lehnte er ihre und Davids Bitte um eine Unterredung mit Jack ab und verriet ihnen lediglich, daß Jack Sawyer nicht zu sprechen sei und er selbst nicht wisse, wie lange man ihn festhalten werde.
    Zudem hatte sie den deutlichen Eindruck, daß er sie wegen ihrer Behinderung nicht für voll nahm. Sie hatte alles auf ihren Block geschrieben, weil sie sich in einer so wichtigen
Sache nicht allein auf Davids Hilfe verlassen wollte. Der Mann redete mit ihr wie mit einem Kind – mit einem etwas beschränkten.
    »Ich möchte keine Anzeige gegen Mr. Sawyer erstatten«, schrieb sie auf ihren Block. »Erst möchte ich persönlich mit ihm sprechen, um zu sehen, ob er wirklich schuldig ist.«
    »Sie können das gar nicht entscheiden, Mrs. Corbett.«
    »Aber es waren meine Rinder«, schrieb sie. »Mein Schwiegervater hatte beschlossen, die Sache selbst zu bereinigen.«
    »Das spielt keine Rolle. Wenn Sawyer was Kriminelles angestellt hat, sind persönliche Beschlüsse irrelevant. Der Staat leitet auf jeden Fall ein Strafverfahren ein.«
    Er nutzte einen Anruf, der gerade hereinkam, als Vorwand, um sie abzuwimmeln. Man werde sie benachrichtigen, wenn sich in dem Fall etwas Neues ergeben sollte, sagte er und schlug vor, sie solle jetzt ›mal lieber nach Hause fahren‹, wobei das Wörtchen ›brav‹ in seinem Ton mitschwang. Dann wandte er sich dem Telefon zu und nahm keine Notiz mehr von ihr.
    Anna ging. Sie hatte Mühe, den wild protestierenden David zur Tür hinauszubugsieren. Draußen, in der drückenden Hitze, blieb sie stehen und überlegte ihren nächsten Schritt. In bezug auf Jack Sawyer schien sie im Moment gar nichts tun zu können. David verharrte in Trotz und Jammer. Die Aussicht auf einen langen Nachmittag verzweifelter Bemühungen, ihn von seinem Kummer abzulenken, hatte wenig Verlockendes. Kino? Sie sah auf ihre Uhr. Selbst für die Vormittagsvorstellung war es noch zu früh. Mittagessen? Auch das kam erst später in Frage.
    Unschlüssig sah Anna die Straße hinauf und hinunter, da fiel ihr Blick auf den Laden. Natürlich war sie schon oft an ihm vorbeigekommen, aber in diesem Moment sprang sein Name sie an wie ein grelleuchtendes Neonschild. Die Anziehung war unwiderstehlich. Entschlossen nahm sie
David bei der Hand und ging raschen Schritts die Straße hinunter.
    Das Geschäft bot Kühle und Stille. Die Waren lagen übersichtlich geordnet in Regalen und Vitrinen. Immer ein waches Auge auf David gerichtet, damit er nicht etwa ein Unheil anrichtete, sah Anna sich mit fachmännischem Blick die neue Generation von Fotoapparaten und Objektiven an.
    Der Laden hatte schon vor einigen Jahren aufgemacht. Anna war von Anfang an neugierig gewesen, hatte sich aber bis zu diesem Tag nicht hineingewagt. Ja, sie gestattete sich kaum mal einen Blick ins Schaufenster zu werfen, weil sie stets fürchtete, die Versuchung würde sie überwältigen.
    Da dies das einzige Fotogeschäft in Blewer war, zeichnete es sich durch ein sehr breitgefächertes Warensortiment aus. Das Angebot von raffinierten technischen Spielereien und Zubehörteilen war verwirrend. Zu gern hätte sie die Apparate ausprobiert, die in den Glasvitrinen eingeschlossen waren; aber selbstverständlich überstiegen die Preise ihr Budget bei weitem. Solange sie nicht mit ihren Fotos etwas Geld verdiente, würde sie sich mit ihrer altmodischen Ausrüstung begnügen müssen.
    Lediglich einige Rollen Schwarzweißfilm und eine Neuerscheinung über die Technik des Fotografierens kaufte sie.
    »… diesen Film zum Entwickeln wegschicken«, sagte der Mann an der Kasse. »In Blewer gibt es kein Schwarzweißlabor mehr.«
    Sie nickte.
    »Sind sie zum erstenmal hier? Ich kenne eigentlich alle meine Kunden.«
    Jetzt winkte sie David zu sich und bedeutete ihm, dem Mann an der Kasse zu erklären, daß sie taub war. Der Mann reagierte weder verlegen noch irritiert, wie die meisten Leute sonst. Statt eine Entschuldigung zu stammeln, lächelte er voller Interesse.
    »Darf ich Sie nach Ihrem Namen fragen? Sie sind nicht zufällig Anna Corbett?«
    Ganz spontan reichte sie ihm über den Verkaufstisch hinweg die Hand.
    »Pete Nolen«, sagte er und lachte erfreut, als er ihre Rechte schüttelte. »Das ist ja wirklich eine tolle Überraschung … muß ich meiner Frau erzählen. Ich habe immer gehofft, ich würde Sie mal kennenlernen. Kommen Sie, ich zeig Ihnen was.«
    Er kam um die Theke herum und führte sie zu einer Wand, an der Dutzende gerahmter Fotografien ausgestellt waren.
    »Da!

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