Nachtglut: Roman (German Edition)
unbehagliche Blicke.
Emory, der das bemerkte, fügte hastig hinzu: »Natürlich würde ich lieber nicht zu solchen Mitteln greifen. Das wäre höchstens ein allerletzter Ausweg. Ich würde lediglich im Notfall davon Gebrauch machen und auch dann selbstverständlich nur nach vorheriger Absprache mit Ihnen.«
»Eines ist Ihnen sicher klar, Mr. Lomax«, sagte einer der Wasserträger. »Wenn Ihr Name jemals mit einem Verbrechen in Verbindung gerät, wird die EastPark jegliche Kenntnis davon bestreiten. Kriminelle Aktivitäten können wir nicht dulden.«
Quatsch mit Soße. Connaught widmete sich wahrscheinlich schon vor dem Frühstück jeder Menge krimineller Aktivitäten. Emory wußte es, und Connaught wußte, daß er es wußte. Dennoch nickte Emory zustimmend. »Genau. Ich hab jetzt nur mal so ins Blaue hinein geredet. Die meisten dieser Optionen werden nicht wahrgenommen werden. Vor allem zähle ich auf unsere persönliche Beziehung.«
Das weckte, wie er gehofft hatte, augenblickliches Interesse. Man konnte förmlich sehen, wie Connaught die Ohren spitzte.
»Was für eine persönliche Beziehung?«
»Zu Mrs. Corbett.«
»Ich wußte gar nicht, daß da eine besteht.«
Emory zog seinen Arm von der Rückenlehne der Sitzbank und zuckte wie verlegen die Achseln. »Ich hielt es für besser, das für mich zu behalten. Sie sollten mein Interesse an dem Projekt nicht falsch auffassen. Normalerweise achte ich immer darauf, Geschäftliches und Privates strikt getrennt zu halten. Aber in diesem Fall bin ich sowohl als geschäftlicher
Berater Mrs. Corbetts – Annas – wie auch als ihr Freund davon überzeugt, daß sie einen Riesenfehler machen würde, wenn sie Ihr Angebot ausschlüge. Das werde ich ihr mit allem Nachdruck erklären. Und wenn sie nicht auf den Finanzberater hört«, fügte er augenzwinkernd hinzu, »muß ich sie eben auf andere Weise überzeugen.«
Wieder tauschten die drei Männer besorgte Blicke. »Mr. Lomax, die Gesetze für diese Art des Landerwerbs sind sehr streng. Und die Bundesbehörden achten auf genaue Einhaltung.«
»Das weiß ich natürlich«, beteuerte Emory mit ernster Miene.
Der Mann neben Connaught sagte: »Wir fordern unbedingt, daß Sie Ihre Beziehung zu unserem Unternehmen nicht vermengen mit Ihrer Tätigkeit an der Bank, bei der Sie angestellt sind.«
Wofür hielten ihn diese Arschlöcher eigentlich? Emory Lomax kannte die Regeln des Spiels; er spielte es seit Jahren. Aber obwohl ihn die Beleidigung seiner Intelligenz, die in der Bemerkung steckte, ärgerte, behielt er seine devote Haltung bei. »Richtig« versicherte er. »Das war von Anfang an klar.«
»Noch wichtiger ist, daß nichts Sittenwidriges oder Unmoralisches…«
»Hey, Moment mal!« Emory hob abwehrend beide Hände. »Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen.«
Er beugte sich über den Tisch und senkte die Stimme. »Es ist nicht so, daß ich die Frau erst verführen müßte. Anna ist … lassen Sie mich überlegen, wie drücke ich das am taktvollsten aus? – Sie kann sich über Sprache nicht verständigen und hat sich ein anderes Kommunikationsmittel ausgesucht. Verstehen Sie?«
»Sie wollen sagen, daß Sie beide bereits eine intime Beziehung unterhalten?«
Emory hatte genug von dem hochtrabenden Geschwätz.
»Nein, ich will sagen, daß ich seit ungefähr zwei Jahren mit ihr schlafe.
Angefangen hat’s fast genau an dem Tag, an dem ich die Corbett-Konten übernahm. Zuerst hab ich gedacht, der Alte treibt’s mit ihr. Das haben die Leute hier getuschelt, und es kann gut sein, daß sie recht hatten. Wie auch immer! Bei mir ist sie jedenfalls so scharf rangegangen, daß ich mir gedacht hab, zum Teufel, warum nicht? Ich bin nicht verheiratet. Sie ist eine klasse Frau. Und…« Er beugte sich so weit vor, wie die Tischkante es zuließ. »Wissen Sie, was das Beste ist? Sie kann nicht reden. Na, ist das ein Traumfick?«
Sogar Connaught, dieser sture Bock, mußte grinsen.
Emory sagte: »Alles Weitere folgt, meine Herren. Die Sache müßte in ein paar Tagen im Sack sein.«
Damit war die Besprechung zu Ende. Emory ließ genug Bargeld auf dem Tisch liegen für Essen und Bier. Das Trinkgeld, das übrigblieb, war mickrig. Während er unter viel Schulterklopfen und Händeschütteln seine Gäste zur Tür begleitete, versicherte er ihnen immer wieder, er habe alles im Griff, obwohl ihm gleichzeitig Schweißströme aus den Achselhöhlen flossen und er sich hektisch fragte, wie, um alles in der Welt, er seine prahlerischen
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