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Nachtglut: Roman (German Edition)

Nachtglut: Roman (German Edition)

Titel: Nachtglut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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Ankündigungen erfüllen sollte.
    In seinem Dilemma bemerkte er gar nicht den Mann, der die ganze Zeit Rücken an Rücken mit ihm in der Nachbarnische gesessen hatte.

36
    W enn Freunde und Angehörige ihre fotografischen Arbeiten gelobt hatten, hatte Anna diese Komplimente stets als unsachlich abgetan. Aber Pete Nolens Meinung über ihre Arbeit war fachlich begründet. Er war Experte und konnte gute Qualität von schlechter unterscheiden. Der Mann hatte genau verstanden, was sie mit dem Foto von dem Bauernhaus hatte sagen wollen. Jack natürlich…
    Ach, Schluß damit – es machte sie traurig, an Jack zu denken, und diesen Moment wollte sie sich durch nichts trüben lassen. So unwahrscheinlich es schien, sie hatte einen Fan. Und genoß das begeisterte Lob Nolens. Nur gab es leider niemanden, dem man davon erzählen, mit dem man die Freude teilen konnte.
    Zu Hause angekommen, war sie so aufgedreht, daß sie sofort einen Film in ihren Apparat einlegte, ihre Ausrüstung nahm und mit David nach draußen ging, um ihn auf der Schaukel, Jacks Geschenk an ihn, zu fotografieren.
    Aber die Hitze war mörderisch, die Luft so feucht, daß man das Gefühl hatte, sie klebte einem auf der Haut. David wurde schnell quengelig und verlor alle Lust an dem Unternehmen. Schließlich kapitulierte sie vor der Witterung und der Widerspenstigkeit ihres Sohnes. Als sie zum Haus zurücktrotteten, sah sie am nordwestlichen Horizont bauschige weiße Gewitterwolken und dachte, wie gut ein erfrischender Regenguß täte.
    Zum Mittagessen machte sie David einen Käsetoast und erlaubte ihm, sich einen Videofilm über Dinosaurier anzusehen, während er im Wohnzimmer auf dem Boden hockte
und seinen Toast vertilgte. Sie selbst ging nach oben in ihr Zimmer, um einen Moment allein sein zu können.
    Nach Deans Tod hatte sie den Raum neu eingerichtet – sie wollte nicht jedesmal, wenn sie es betrat, an die Tage und Nächte erinnert werden, als ihr Mann hier im Bett gelegen und in ständiger Todesangst um jeden Atemzug gerungen hatte.
    Die sanften Farben, Apricot- und Elfenbeintöne, waren freundlich und beruhigend. Babyfotos von David standen auf Nachttisch und Kommode. Ein paar Bilder von Dean und ihr. Eines von Delray und Mary. Ihre Lieblingsbücher versammelten sich im Regal in der Ecke; zwischen Bett und Fenster, mit einem Schaukelstuhl davor, lag eine helle Brücke. Das Zimmer war sehr persönlich, aber nicht überladen. Es hatte nichts Verspieltes und wirkte trotzdem feminin.
    Fast zu feminin, zu keusch.
    Manchmal überfiel sie des Abends ein Gefühl der Einsamkeit, so dicht, daß sie meinte, es greifen zu können. Sie schlief nicht gern allein – sehnte sich danach, einen Menschen an ihrer Seite zu wissen, den sie berühren konnte. Wie würde sie sich freuen über den Hauch eines anderen Atems auf ihrer Haut, die Wärme eines anderen, die Gewißheit, daß sie nicht allein war in der dunklen Stille.
    An anderen Abenden waren ihre Sehnsüchte eher sexueller Art. Erregende erotische Träume suchten sie heim und weckten sie manchmal mitten in der Ekstase des Orgasmus auf. Wenn die Erfüllung ihr in ihren Träumen jedoch versagt blieb, war sie den Rest der Nacht fiebrig und ruhelos.
    Ja, die körperliche Liebe fehlte ihr.
    Jack Sawyer hatte ihr zu Bewußtsein gebracht, wie sehr.
    Sie schüttelte die Gedanken ab und setzte sich an ihren Toilettentisch. Aufmerksam sah sie sich im Spiegel an, und was ihr da entgegenblickte, erschreckte sie: eine Frau, die sechs Jahre lang freiwilllig stumm geblieben war.
    Nach Deans Tod hatte sie keinen Sinn mehr darin gesehen,
ihre Sprechfertigkeit zu üben – schade! Alles, was sie gelernt hatte, war ihr jetzt wahrscheinlich abhanden gekommen und würde vielleicht nicht wiedererworben werden können. Aber sie mußte es versuchen.
    Das Gespräch heute morgen mit dem Beamten im Sheriff’s Office war ärgerlich und demütigend gewesen, aber heilsam. Es hatte ihr eines klar vor Augen geführt: Wenn sie die Ranch allein betreiben, wenn sie Verträge mit Holzverwertungsgesellschaften und anderen Firmen aushandeln und landgierige Opportunisten wie Emory Lomax abwimmeln wollte, wenn sie ihre Fotografien verkaufen und der Ignoranz und Voreingenommenheit von Leuten begegnen wollte, die sie wegen ihrer Behinderung herablassend behandelten, mußte sie wieder sprechen lernen.
    Sie unterschätzte nicht die Schwierigkeit der Aufgabe, die sie sich da stellte. Über die Grenzen, die ihr gesetzt waren, wußte sie Bescheid und

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