Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nachtglut: Roman (German Edition)

Nachtglut: Roman (German Edition)

Titel: Nachtglut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
Vom Netzwerk:
Gesicht bekam und die ganze Welt aussah wie grün verschleiert, dann war ein Tornado im Anzug.
    An seiner Umgebung erkannte er, daß er nur noch wenige Kilometer vor sich hatte. »Komm schon, komm«, sagte er, das Gaspedal durchdrückend. Ein Glück, daß das Motoröl nachgefüllt worden war.
    Die ersten dicken Regentropfen klatschten an die Windschutzscheibe. Ein plötzlicher Wirbel fegte durch die unnatürliche Stille. Dann noch einer, stärker als der erste. Und
keine Minute später begann es in den Bäumen, die den Highway säumten, zu toben. Abgerissene Äste und Blätter verfingen sich in den Scheibenwischern. Der Regen wurde stärker. Er sah zum brodelnden Himmel hinauf und fluchte wieder.
    Diese Wasserfluten nach monatelanger Trockenheit machten die Straße gefährlich glitschig. Als er endlich das Zufahrtstor der Ranch erreichte und auf die Bremse trat, geriet der Pick-up ins Schleudern. Erst dreißig Meter hinter der Einfahrt schaffte er es, ihn zum Stehen zu bringen. Er legte den Rückwärtsgang ein, fuhr zurück, schaltete und schoß durch den eisernen Torbogen.
    Als erstes fiel ihm auf, daß das ganze Haus im Dunkeln lag. Wieso brannte nirgends Licht? Wo waren sie? Hielten sie sich hier auf? Oder war Anna aus Besorgnis und Angst vor den drohenden Gewittern in die Stadt gefahren, um dort abzuwarten? Vielleicht bei Marjorie Baker?
    Jack nahm sich nicht einmal die Zeit, die Wagentür zu schließen. Sobald er den Motor ausgeschaltet hatte, sprang er aus dem Pick-up und rannte die Treppe zur Veranda hinauf. Ohne lange zu läuten, stieß er die Haustür auf. Der Wind riß sie ihm aus der Hand und schlug sie krachend an die Wand.
    Obwohl der Lärm gereicht hätte, Tote zu wecken, schrie er laut: »Anna? David?« und hechtete ins Wohnzimmer. Leer. Der Fernseher aus. Von Zimmer zu Zimmer laufend, rief er immer wieder nach David. Er riß die Kellertür auf und brüllte hinunter, aber er konnte in der Finsternis nicht einmal das Ende der Treppe erkennen. Außerdem hätte David sich gemeldet, wenn er dort Schutz gesucht hätte.
    »Wo, zum Teufel, seid ihr?«
    Von der Diele aus nahm er in großen Sätzen die Stufen treppauf. Davids Kammer war leer. Er lief weiter und öffnete Annas Tür. Sie lag auf dem Bett. »Hallo!« Mit drei Schritten war er bei ihr und rüttelte sie wach.
    Erschrocken fuhr sie in die Höhe, offensichtlich aus tiefem Schlaf gerissen, verwirrt, ihn in ihrem Schlafzimmer zu sehen.
    Da er zweifellos wie ein Wilder aussah, hielt er beschwichtigend beide Hände hoch. »Wo ist David?«
    Sie blickte auf die zerknautschten Laken an ihrer Seite und schüttelte beunruhigt den Kopf.
    »Gleich kommt ein Riesengewitter«, sagte Jack. »Wir müssen David finden. Schnell!«
    Auch wenn sie nicht alles mitbekam, weil er so hastig sprach, spürte sie die Dringlichkeit seiner Worte. Mit einem Satz war sie aus dem Bett und eilte mit ihm los. Sie sahen in Delrays Zimmer nach, auf dem Speicher, noch einmal in Davids kleinem Raum. Nirgends gab es eine Spur von dem Jungen.
    Jack packte sie bei den Schultern. »Wo kann er sein?«
    Verzweifelt schüttelte Anna den Kopf.
    Sie stürzten die Treppe hinunter. »Hier unten hab ich schon nachgesehen, aber tun wir’s sicherheitshalber noch mal!« Er nahm sich die Zeit, ihr ins Gesicht zu sehen, damit sie jedes seiner Worte lesen konnte. »Ich suche auf dieser Seite und komme gleich hierher zurück.«
    Keine sechzig Sekunden später standen sie wieder in der Diele. Anna war der Hysterie nahe. Jack stürmte zur Haustür hinaus, lief zum Ende der Veranda und blickte nach Nordwesten.
    Und da sah er es.
    Einen gewaltigen Finger der Zerstörung, der aus einem Wolkenwirbel Richtung Erde drohte!
    »Scheiße!«
    Er packte Anna bei der Hand und sprang, sie mit sich ziehend, von der Veranda. Sie schaffte es, auf den Füßen zu landen. Schon rannte er zum Schutzkeller, der sich, wie er wußte, auf der anderen Seite der Koppel befand. Delray hatte ihn ihm am Anfang des Arbeitsverhältnisses gezeigt.
    Jack sah, daß die Pferde stark verängstigt waren, und bedauerte es, nichts für sie tun zu können; aber sie waren auf der Koppel sicherer als im Stall, der möglicherweise über ihnen einstürzen konnte. Und selbst wenn das nicht zutraf, bestand seine erste Pflicht darin, für die Sicherheit Annas und Davids zu sorgen.
    Aber Anna spielte nicht mit. Störrisch blieb sie stehen, als sie sich dem Keller näherten. Er hielt an und drehte sich nach ihr um. »Gehen Sie dort runter«, schrie er in

Weitere Kostenlose Bücher