Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nachtglut: Roman (German Edition)

Nachtglut: Roman (German Edition)

Titel: Nachtglut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
Vom Netzwerk:
war nicht in den Kindergarten gekommen.
    Aber wenn er mit der Vorschule anfing, würden sie ihn vielleicht im Schlagballteam aufnehmen oder in der Fußballmannschaft. Er wäre sicher gut, konnte schnell laufen und so. Vielleicht würde er dann zu Geburtstagspartys eingeladen werden wie die Kinder im Fernsehen. Bloß wußte er nicht, was man da eigentlich machte. Wenn die anderen Kinder ihn nicht mochten? Und ihn auch nicht in ihrer Schlagballmannschaft haben wollten? Oder sie würden ihn blöd finden …
    Ach, wenn doch Jack da wäre. Mit Jack konnte man richtig reden. Wenn er mit Mama sprach, sagte sie immer nur so doofes Mamazeug. Sie sagte, daß ganz bestimmt alle ihn nett finden würden und die Lehrerin ihn am liebsten von allen haben würde. Aber woher wollte Mama das wissen?
    Jack verstand das alles besser. Aber er war nicht hier. Er war in seinen Pick-up gestiegen und mit einem der Polizisten davongefahren. Und wenn er nun nicht wiederkam? Nie mehr?
    Moment mal.
    Jack hatte seine Sachen dagelassen! Wie konnte er ohne seine Sachen für immer fortgehen? Er würde zurückkommen, um sie zu holen, richtig?
    Und da hatte David eine großartige Idee.
    Mit einem vorsichtigen Blick auf seine Mutter stellte er fest, daß sie immer noch fest schlief. Ganz behutsam kroch er bis zur Bettkante und ließ sich zum Boden hinunter. Eine
der Dielen knarrte unter seinem Gewicht, und er erstarrte, bis ihm einfiel, daß seine Mutter das ja nicht hörte. Sie würde nur die Schwingungen spüren, deshalb schlich er auf Zehenspitzen durch das Zimmer zur Tür. Dort sah er sich noch einmal nach Anna um. Sie hatte sich nicht gerührt. Er schlüpfte hinaus und zog die Tür hinter sich zu.
    Als er oben durch den Flur lief, fiel ihm auf, wie dunkel es war. Mama schlief aber wirklich lang. Es war doch bestimmt schon Zeit fürs Abendessen. Vielleicht sogar später.
    Auf dem Weg die Treppe hinunter fürchtete er ständig, sie hinter sich kommen zu hören. Wenn er für dieses Unternehmen lange um Erlaubnis bettelte, würde sie wahrscheinlich nein sagen; darum war es besser, das sofort zu erledigen. Er konnte rasch hinüberrennen und wieder zurück sein, ehe sie überhaupt was merkte.
    Anschließend würde er sich nach oben schmuggeln und die Sachen unter seinem Bett verstecken. Dann würde er Mama wecken und sagen, sie wäre eine alte Schlafmütze und er hätte jetzt Hunger, ob’s nicht bald Abendbrot gäbe. Sie hätte keine Ahnung, daß er weggewesen war, und das wäre gut so – weil sie und Opa ihm immer streng verboten hatten, sich allein weiter vom Haus zu entfernen als bis zum Gartenzaun.
    So was Blödes! Wo er doch schon bald alt genug war für die Vorschule.
    Er sperrte die Haustür auf und trat auf die Veranda hinaus. Dort blieb er einen Moment stehen. Alles sah so komisch aus. Irgendwie grün und unheimlich. Der Himmel war auch ganz gruselig. Rundherum blitzte es, und er hörte das Donnern, das folgte.
    Vielleicht wäre es besser zu warten und ein andermal rüberzulaufen?
    Aber so eine gute Chance würde er vielleicht nie wieder kriegen.
    Ehe er sich sein Vorhaben ausreden konnte, sprang er die
Verandastufen hinunter und rannte durch den Garten. Er kroch unter dem Zaun hindurch und schwenkte zum Stall ab. Als er an der Koppel vorbeihuschte, fiel ihm die Unruhe der Pferde auf. Sie schnaubten und stampften, warfen die Köpfe und rollten mit den Augen. Heute würde er keines von ihnen reiten wollen, nicht mal, wenn Jack die Zügel hielte.
    Wieder hielt er an. Vielleicht war er doch eingeschlafen … und träumte? Aber als erneut ein zackiger Blitz über den Himmel schoß, wußte er, daß er wach war.
    Er lief schneller. Wenn er sich nicht beeilte, würde der Regen ihn durchnässen, und dann würde Mama gleich merken, daß er ohne ihre Erlaubnis draußen gewesen war.
     
    Trotz des Sicherheitsgurts lupfte es Jack vom Sitz, als der Pick-up durch ein Schlagloch rumpelte. Er haute sich den Kopf am Verdeck an. »Verdammt noch mal!« Nicht wegen dem Schlagloch und dem unsanften Zusammenprall mit dem Verdeck schimpfte er, sondern ihn ärgerte der Wagen, der – obwohl er das letzte aus ihm herausholte – überhaupt nicht vorwärtszukommen schien.
    Er war in dem Schlagloch gelandet, weil er zum Himmel hinaufblickte und nicht auf die Straße. Den Warnzeichen dort war er früher schon ein paarmal begegnet: einmal in Altus, Oklahoma; einmal in einem kleinen Ort in Missouri, an dessen Namen er sich nicht erinnerte. Wenn der Himmel ein solches

Weitere Kostenlose Bücher