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Nachtglut: Roman (German Edition)

Nachtglut: Roman (German Edition)

Titel: Nachtglut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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erzählt, Myron?«
    »Du hast gesagt, daß er ein dreckiger Mistkerl war.«
    »Milde ausgedrückt, Myron! Milde ausgedrückt. Da kommt doch unsere Mutter eines Abends mit dieser Flasche im Schlepptau nach Hause und verkündet uns, daß er unser neuer Vater wird. Ein echter Witz! Ich und Cecil haben den Typen von Anfang an gehaßt und kein Geheimnis daraus gemacht. Von dem Tag an, als die zwei geheiratet haben, gab’s Krieg zwischen denen und uns. Cecil und ich, wir haben keinen gebraucht. Wir waren ein gutes Team.«
    Er seufzte schwer. »Aber Delray hat Cecil verpfuscht, wenn du mich fragst. Ich glaub, Cecil hat tatsächlich hin und wieder auf seine Predigten gehört. Verstehst du, der ist mit jedem Tag zimperlicher geworden. Es hat gar nicht lang gedauert, da hat er seinen ganzen Humor und Unternehmungsgeist verloren. So richtig rausgekommen ist das an dem Morgen in Arkadelphia. Da hat er solchen Schiß gekriegt, daß ich diesen Bullen umlegen mußte. So was ist doch kein Bruder, oder?« fragte er angewidert.
    »Danach konnte ich ihm nicht mehr trauen, Myron. Nicht mal bei dieser Riesensache hier. Er hat mir doch dauernd widersprochen,
stimmt’s? Du warst dabei. Du hast’s gehört.« Er sah Myron an und fügte mit ernster Miene hinzu: »Wenn ich mich nach Cecil gerichtet hätte, säßen wir jetzt schon in der Scheiße.«
    »Genau. In der Scheiße.« Myron kratzte an einem Pickel an seinem Kinn und trank Bier aus der Dose, allem Anschein nach völlig unberührt von Carls Vortrag und den beiden Leichen, mit denen sie jetzt die Hütte teilen mußten.
    In mancher Hinsicht beneidete Carl den anderen. Er hätte nichts dagegen, vorübergehend in Myrons Welt gähnender Leere zu schlüpfen, wo nichts wichtiger war als die Befriedigung des jeweils gerade erwachten Triebes. Nur eine kleine Weile. Nur lang genug, um aus diesem Loch wieder rauszukommen. Myron schien es völlig egal zu sein, ja, er schien sich nicht einmal an seine Grausamkeiten zu erinnern, so daß Cecil um den Tod gebettelt und Carl ihm schließlich die Pistole an den Hinterkopf gesetzt hatte.
    Wenn man es mal so betrachtete, hatte er seinem Bruder einen Riesengefallen getan. Er hatte ihm den Gnadenstoß versetzt – das war einfach kein Mord!
    Trotzdem hatte er irgendwie einen üblen Nachgeschmack. Und jetzt die Leichen da rumliegen zu sehen tat seinem Nervenkostüm nicht gerade gut. Er wünschte, er und Myron hätten sie rausgeschafft, oder sie würden schneller verrotten, damit er sie nicht dauernd vor sich sähe. Noch stanken sie nicht – aber wenn’s soweit war, was dann?
    So gleichgültig, als handelte es sich um zwei Kartoffelsäcke, hatte Myron die Leichen in eine Ecke gezerrt, damit man nicht ständig über sie stolperte. Und da bildeten sie jetzt einen Haufen, wie er sie hingeworfen hatte: zwei Bündel blutiger Kleidung und lebloser Glieder.
    Es machte Myron anscheinend nichts aus, Cecils im Tod verzerrtes Gesicht zu sehen, Connies blutüberströmte Beine, die Kette dunkler Male rund um ihren Hals. Myron war ein stürmischer Liebhaber, ohne Raffinesse. Connie
hatte sich bis zum letzten Atemzug gegen ihn gewehrt. Aber sie war eine Hure gewesen. Für niemanden ein Verlust.
    Carl bemühte sich nach Kräften, wenigstens einen Funken Traurigkeit über das Ende seines Bruders aufzubringen; aber das einzige, was er empfand, war Bedauern darüber, daß Cecil so gestorben war, wie er gelebt hatte – feige und schißrig. Wenn er nur ein bißchen Mumm gezeigt hätte, wäre er vielleicht noch da. Statt dessen kratzte er flennend ab wie ein altes Weib – da konnte man nur ausspucken, aber nicht trauern.
    »Der hat nie durchgehalten«, sagte Carl, seine Gedanken laut aussprechend. »Ich könnt dir hundert Beispiele nennen, wie er im letzten Moment jedesmal den Schwanz eingezogen hat. Immer hat er gekniffen, wenn’s brenzlig wurde, und hat mich die Dreckarbeit machen lassen. Aber er war mein Bruder. Er wird mir furchtbar fehlen.«
    Myron, dieser Idiot, nickte, obwohl er von den echten Beziehungen zwischen Geschwistern garantiert null Ahnung hatte.
    Sich aus seiner trüben Stimmung reißend, sagte er: »Dein Anteil an der Knete hat sich soeben verdoppelt, Myron.«
    Dieser bleckte grinsend die Zähne.
    Carl schauderte es. »Mensch, Myron, hast du noch nie was von ’ner Zahnbürste gehört?«
    Das Krachen des Schusses klang wie ein Peitschenknall. Carl und Myron warfen sich zu Boden.
     
    David zielte mit den Fingern zur Zimmerdecke hinauf und feuerte mit

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