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Nachtglut: Roman (German Edition)

Nachtglut: Roman (German Edition)

Titel: Nachtglut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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Lasergeschützen auf die herabschwebenden Außerirdischen. Es waren schleimige, eklige Wesen mit triefenden Rotznasen und Hexenwarzen auf den Köpfen. Sie hatten Hände mit Schwimmhäuten und lange Zungen – die töten konnten, weil sie giftig waren. Nicht einmal die Rocket Rangers waren vor ihnen sicher. Also auch er selber nicht, Rocket Ranger XT3. Er als Anführer mußte natürlich
der mutigste von allen sein. Die Außerirdischen fürchteten ihn.
    »Peng! Peng!« Er feuerte aus seiner Laserwaffe und zerriß den warzenbedeckten Schädel des feindlichen Befehlshabers. Jetzt waren sie alle tot. Er hatte sie weggeblasen!
    ›Rocket Ranger XT3, hier Basis Zero, Zero, Neun. Geben Sie Ihre Position durch. Rocket Ranger XT3, hören Sie?‹
    David stellte seine imaginären Kopfhörer ein. ›Zero, Zero, Neun, hier Rocket Ranger XT3. Auftrag ausgeführt.‹
    Er warf einen Blick auf seine Mutter, die mit dem Rücken zu ihm auf der Seite lag. Sie war nach unten gekommen und hatte gesagt, er müsse einen Mittagsschlaf halten. Heftig hatte er widersprochen, er sei nicht müde. Nur Babys müßten Mittagsschlaf halten. Die Kinder im Fernsehen müßten nie mittags ins Bett. Und Rocket Rangers schon gleich gar nicht. Aber ein Rocket Ranger hatte auch keine Mama, die ihn böse anschaute und ihm drohte, daß es Ärger geben würde, wenn er nicht auf der Stelle gehorchte.
    Also war David hinter ihr die Treppe hinaufgetrottet und hatte dabei lauter häßliche Worte wie verdammt und Scheiße gesagt, die sie nicht hören konnte.
    Wenigstens ein Vorteil, wenn man eine Mutter hatte, die taub war: Man konnte freche Bemerkungen machen, ohne daß sie es mitkriegte. Und man konnte tun, als schliefe man, bis sie selbst eingeschlafen war – dann konnte man Raketen abfeuern und Krieg spielen, und der Krach weckte sie nicht, weil sie eben nichts hörte.
    Aber er hatte die angreifenden Außerirdischen getötet, und jetzt war ihm langweilig.
    Er begann, Zungenschnalzen zu üben. Mal sehen, wie laut er es schaffte. Opa hatte immer geschimpft, wenn er das gemacht hatte, und gesagt, es gehöre sich nicht und ginge anderen auf die Nerven. Aber Jack hatte es nichts ausgemacht. Jack und er hatten sogar gewettet, wer besser war im Schnalzen.
Jack konnte es wahnsinnig laut. Lauter als jeder, den er kannte.
    Bei dem Gedanken an Jack wurde er wieder traurig. Am liebsten hätte er geheult, aber er verkniff es sich, schließlich war er ja kein Baby. Er wälzte sich auf die Seite und starrte über den Rand seines Kopfkissens ins Leere. Mama hatte gesagt, Jack würde vielleicht nicht wiederkommen – lieber Gott, mach, daß das nicht stimmt! Wenn nämlich die Polizisten im Fernsehen jemanden mitnahmen, kam der fast nie zurück. Entweder wurde er getötet oder ins Gefängnis gesteckt oder so was.
    Wenn Jack nicht zurückkäme, würde es überhaupt nie mehr lustig sein. Dann würde alles so weitergehen wie immer, nur Opa wäre auch nicht mehr da. Bloß noch er und Mama …
    Mama war in Ordnung. Sie konnte leckeres Essen kochen. Außerdem gewann er meistens, und trotzdem spielte sie mit ihm. Wenn es ihm nicht gutging, nahm sie ihn auf den Schoß und wiegte ihn, obwohl sie sagte, er wäre ja beinahe schon so groß wie sie. Oder wenn er Angst hatte – und manchmal auch einfach so, ohne Grund –, gefiel es ihm, sich von Mama in den Arm nehmen zu lassen und den Kopf an ihre Brust zu legen.
    Aber Mama war eine Frau. Sie hatte dauernd Angst, daß er ertrinken oder sich verlaufen oder was brechen würde, so ein Quatsch! Wenn sie dabei war, durfte er nicht mal draußen pinkeln.
    Als er heute geweint hatte, weil Jack fortgegangen war, hatte sie ihm erklärt, er würde Jack sicher nicht mehr vermissen, wenn er erst zur Schule ginge. Sie hatte gesagt, es wäre aufregend, jeden Tag dort zu sein.
    Sie hatte gelächelt und ihm bedeutet: »Da lernst du lesen.«
    Er hatte sie daran erinnert, daß er schon lesen konnte.
    »Ja, aber da lernst du es besser. Und du wirst ganz schnell viele Freunde haben.«
    Insgeheim wünschte er sich schon lange einen Freund. Einmal hatten Mama und Opa darüber gestritten, ob er in den Kindergarten gehen sollte oder nicht. Er hatte die Zeichen und Gebärden nicht alle verstanden, aber doch die meisten – und falls seine Mama siegen würde, würde er in den Kindergarten gehen dürfen. Aber sein Opa hatte gesagt, Mama könne ihm auch zu Hause alles beibringen, was er wissen müßte – die Schule beginne für ihn noch früh genug. Und er

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