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Nachtglut: Roman (German Edition)

Nachtglut: Roman (German Edition)

Titel: Nachtglut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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hängenlassen. Es schien höchst unwahrscheinlich, daß er jetzt plötzlich damit anfangen sollte. Immerhin stand seine Zuverlässigkeit auf dem Spiel.
    Emorys Kleinmut konnte jedem oder allen dieser mildernden Umstände zugeschrieben werden. Oder dem ungewohnten Alkoholgenuß beim Mittagessen. Oder der drückenden Hitze am gestrigen Nachmittag. Oder einem geistigen Aussetzer. Ganz gleich.
    Hauptsache, er durchschaute endlich das Theater des Cowboys! Anna Corbetts Rinderhirte war eifersüchtig auf ihn, deshalb hatte er seine Muskeln spielen lassen. Na toll!
    Aber es ging immer noch um das große Geschäft, den Erwerb der Corbett-Ranch. Er würde sich ganz sicher nicht durch ein paar plumpe Drohungen aus dem Mund eines Mannes, der es nicht mal wert war, ihm die Stiefel zu putzen, von seinem Ziel abbringen lassen.
    Heute morgen war er zwar mit einem elenden Kater erwacht, aber mit klarem Kopf und Verstand für die Aufgabe, die ihn erwartete. Die Eroberung Anna Corbetts konnte nicht aufgeschoben werden. Sie mußte heute in Angriff genommen werden.
    Möglicherweise zeigte sie ihm zunächst weiterhin die kalte Schulter – aber wenn sie ihn erst kennenlernte, würde sie schon weich werden. Und dafür war es erforderlich, ihr Zeit zu widmen. Genau das hatte er vor. Heute würde er ihr einen Anstandsbesuch machen. Er wollte ihr seine Dienste offerieren und sie im Lauf der kommenden Wochen mit Gefälligkeiten geschäftlicher und persönlicher Natur überschütten.
    Wenn sie sich dann an seine Großzügigkeit und Herzensgüte gewöhnt hatte, würde er seinen Charme zur Hochform auflaufen lassen und sie glauben machen, sie würde heiß umworben – aber nur bis das Geschäft abgeschlossen war. Natürlich hätte er nichts dagegen, von der Ware zu kosten – aber nie im Leben würde er sich eine Taubstumme und ihren verwöhnten Fratz aufhalsen.
    Cowboy Jack hatte ihn gewarnt, ihr fernzubleiben. »Ach du liebe Güte, hab ich eine Angst!« höhnte er laut. Was wollte der Kerl denn groß tun? Ihm die Kehle durchschneiden? Ihn verprügeln? Emory lachte verächtlich. Nichts als Einschüchterungstaktik. Darauf würde ein Mr. Lomax bestimmt nicht reinfallen.
    »Drück so einem Cowboy ein abgefahrenes Messer in die Hand, und er bildet sich ein, er wär Jack Bowie«, murmelte er und bremste gleichzeitig ab.
    Da vorn am Straßenrand stand ein Wagen. Soweit er
sehen konnte, saß nur eine Person darin, auf der Beifahrerseite. Der Himmel wußte, daß Emory nicht am Helfersyndrom litt – aber er war schlau und berechnend. Er bildete sich einiges darauf ein, sich stets nach allen Seiten abzusichern. Wenn der Wagen eine Panne hatte und der Mann darin ein Bankkunde war, der später erzählte, Emory Lomax sei vorbeigeprescht, ohne seine Hilfe anzubieten, würde sich das schlecht machen. Zumal seine Beziehung zum Präsidenten des Hauses ohnehin schon gespannt war.
    Wenn dieser Herr aber als barmherziger Samariter gepriesen wurde, der keine Unbequemlichkeit gescheut hatte, um einem Mitbürger Beistand zu leisten, würde ihm das einige dringend benötigte Sternchen einbringen.
    Mit einem gütigen Lächeln auf den Lippen hielt er neben dem geparkten Wagen an.
     
    »Du hättest anrufen können.«
    Coras Stimme klang eisig, aber in seiner derzeitigen Gemütsverfassung traf Ezzy das nicht im mindesten. Am liebsten hätte er gesagt ›Laß deinen Ärger woanders aus‹ und dann aufgelegt.
    »Schließlich hast du gewußt, daß ich mir Sorgen machen würde«, sagte sie vorwurfsvoll.
    »Hab ich das?«
    Die Bemerkung saß, sie seufzte tief gekränkt. »Ich hab nicht angerufen, um mich mit dir zu streiten, Ezzy. Sogar hier draußen haben wir von den fürchterlichen Stürmen in Ost-Texas gehört. Im Fernsehen hieß es, daß ein Tornado Blewer parktisch dem Erdboden gleichgemacht hat. Seit Stunden versuche ich, dich anzurufen, und bin erst in der Nacht durchgekommen. Dann hast du dich zu Hause nicht gemeldet – Herrgott noch mal, versetz dich doch mal in meine Lage! Würde es dich unter solchen Umständen nicht beunruhigen, nichts von mir zu hören? Ich habe mir schon die gräßlichsten Dinge vorgestellt.«
    »Der Sheriff hat gestern abend mit mir telefoniert und gefragt, ob ich aushelfen könnte.«
    »Und da hast du alles stehen- und liegengelassen und bist sofort losgefahren!«
    Ihr Ton war so sarkastisch, als hielte sie ihn für ein erbärmliches Würstchen, das ohne Stolz und Selbstachtung jede Gelegenheit ergriff, sich selbst zu beweisen, daß er

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