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Nachtglut: Roman (German Edition)

Nachtglut: Roman (German Edition)

Titel: Nachtglut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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ruhig.
    »Na prima. Es gibt ja auch keine Probleme, oder? Ich mein, es sollte keine geben. Wir sind eine Familie. Und da ich gerade auf dem Weg nach Süden war, hab ich mir gedacht  – hey, du kannst doch diese Gelegenheit nicht verstreichen lassen, deinen Neffen und deine Schwägerin kennenzulernen.« Anna erhielt ein breites Grinsen. »Keine Blutsverwandtschaft zum Glück!« Sein Blick glitt über sie hin. »Dean hat immer schon ein gesegnetes Händchen gehabt. Ich schwör’s, alles, was der Bursche angefaßt hat, ist zu Gold geworden – das gilt auch für dich, Schätzchen!«
    »Was wollen Sie, Herbold?«
    Er wandte sich Jack zu. »Das geht dich einen Scheißdreck an.« Aber dann siegte die Eitelkeit, und er neigte beinahe kokett den Kopf zur Seite. »Du hast mich bei meinem Namen genannt. Kennst du mich?«
    »Soll das Ihr Ernst sein?«
    Carl lachte und verneigte sich leicht. »Ja, ich bin eine
echte Fernsehgröße, was? Und du – laß mich raten –, du bist der angebliche Ranchhelfer?«
    Jack schwieg.
    »Ja, ja, Cecil hat mir schon von dir erzählt.«
    »Hat er Ihnen auch von Delray erzählt?«
    »Daß er am Abkratzen ist?«
    »Er ist tot.«
    »Ehrlich?« Carl sah ihn skeptisch an.
    »Ich kann Ihnen den Nachruf in der Zeitung zeigen«, bot Jack an.
    »Nicht nötig.« Nachdenklich rieb er sich mit dem Pistolenlauf die Wange. »Tut mir richtig gut, die Vorstellung, daß der alte Scheißkerl jetzt in der Hölle schmort.« Er genoß das Bild einen Moment, dann wandte er sich wieder Jack zu. »Und – was ist mit dir, hm?«
    »Nichts ist mit mir.«
    »Cecil hat’s mir anders erzählt. Er hat gesagt, daß du ein Bulle bist. FBI möglicherweise!«
    Beinahe hätte Jack gelacht, aber der Schmerz in seiner Seite hinderte ihn daran. »Irrtum.«
    Es war offensichtlich, daß Carl ihm nicht glaubte. »Du bist also nur ein Helfer.«
    »Richtig.«
    »Und jetzt, wo Delray ins Gras gebissen hat, übernimmst du den Laden hier?«
    »Nein. Ich bleibe nur so lange, bis Mrs. Corbett alles im Griff hat.«
    Carl grinste. Er maß Jack mit einem bedächtigen Blick von oben bis unten, musterte Anna auf ähnliche Weise und konzentrierte sich dann wieder auf Jack. »Es macht aber einen etwas anderen Eindruck. Ihr seid doch ganz dicke miteinander! Ich mein, Picknickausflüge und so.« Er deutete auf den Korb, den Jack bei der jähen Attacke fallenlassen hatte. Carl bückte sich und hob einen Apfel auf, der herausgerollt war, und biß krachend hinein. »Hast du sie schon gevögelt?«
    Jack sagte nichts. Eindeutig versuchte Carl, ihn zu reizen, um einen Vorwand zu bekommen, ihn aus dem Weg zu räumen. Wahrscheinlich wollte er ihn ohnehin umbringen, aber solange er – Jack – das hinauszögern konnte, hatten sie noch eine Chance, sich zu retten.
    Anna beobachtete ihn, bemüht, seinem Dialog mit Carl soweit wie möglich zu folgen. Er hoffte, sie sähe auch seine rechte Hand, die er am Gürtel bewegte. Jeden einzelnen Buchstaben bildete er langsam und vorsichtig, damit er ja nicht Carl Herbolds Aufmerksamkeit erregte.
    Um Zeit zu gewinnen und Carl abzulenken, bemerkte er: »Ihr Bruder ist ja gar nicht bei Ihnen.« Seine Finger formten den Buchstaben ›M‹.
    »Nein, Cecil konnte heut nicht.«
    »Wo ist er denn?« ›E‹.
    Carls Lächeln trübte sich. »Und du willst mir weismachen, daß du kein Bulle bist? Dafür stellst du aber einen Haufen Fragen über Dinge, die dich nichts angehen.«
    Jack hoffte, er würde Carl in Schach halten können, bis Anna bemerkte, was er tat, und seine Zeichen las. ›S‹. »Ich würde sagen, Cecil ist tot.«
    »Halt’s Maul!«
    »Na so was, Carl«, höhnte Jack. »Warum denn so empfindlich?« ›S‹. »Was haben Sie getan? Haben Sie ihn umgebracht, damit Sie das ganze Geld von dem Überfall für sich behalten können?«
    Carl drohte Jack mit der Pistole. »Ich warne dich! Halt jetzt endlich die Klappe!«
    ›E‹. Jack machte sich über die Gefährlichkeit Carl Herbolds keine Illusionen. Aber selbst der hartgesottenste Kriminelle besaß gewöhnlich eine Achillesferse. Carls hatte er auf Anhieb gefunden. Brudermord war eine schwere Gewissenslast, selbst für einen abgebrühten Killer.
    ›R‹, signalisierte er Anna. Er hatte keine Ahnung, ob sie sah, was er tat. Reagiert hatte sie bisher nicht. Deshalb begann
er noch einmal von vorn. ›M‹. »Was ist mit der Frau? Wie heißt sie gleich wieder, die Bankangestellte, die bei dem Überfall mitgemacht hat?« ›E‹. »Wo ist sie, Carl? Oder haben Sie

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