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Nachtglut: Roman (German Edition)

Nachtglut: Roman (German Edition)

Titel: Nachtglut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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zu einigen und nicht mit solchen Lappalien das Telefon zu blockieren. Das kam bei dem Mann, der sowieso schon in Rage war, nicht gut an. Als er anfing, Ezzy zu beschimpfen, legte der einfach auf.
    Sein Wohlwollen war erschöpft, seine Toleranzgrenze längst überschritten. Er hatte die Nase gestrichen voll. Gleich der nächste Anrufer bekam seine Übellaunigkeit zu spüren.
    »Sheriff’s Office«, belferte er unwirsch.
    »Wer spricht da bitte?«
    »Ezzy Hardge.«
    Pause. »Sind Sie nicht im Ruhestand?«
    »Was kann ich für Sie tun, Madam?«
    »Das weiß ich selbst nicht genau. Natürlich haben Sie alle furchtbar viel zu tun, und wahrscheinlich ist es albern von mir anzurufen. Aber es …«
    »Darf ich nach Ihrem Namen fragen, Madam?«
    »Oh, entschuldigen Sie. Ella Presley – von der Bank. Ich bin die Sekretärin von Emory Lomax.«
    Du Ärmste, dachte Ezzy. »Hat die Bank denn heute offen?«
    »Nein, nein. Wir haben ja keinen Strom, und außerdem sind mehrere Fenster kaputt. Aber wenigstens funktioniert das Telefon wieder. Nein, wir sind heute nur reingekommen, um bei den Aufräumungsarbeiten zu helfen.«
    »Sie sind doch nicht etwa ausgeraubt worden?« fragte er mehr aus Jux.
    »Nein, nein, nichts dergleichen. Ich rufe wegen Mr. Lomax an. Er ist vor einer Weile gegangen, und jetzt will der Präsident heute nachmittag um vier eine Besprechung mit allen Angestellten abhalten – bloß ich kann Mr. Lomax nirgends erreichen, um ihm Bescheid zu geben.«
    Ezzys Geduldsfaden würde gleich reißen. Was war nur heute mit den Leuten los? Hatte ihnen der Tornado allen gesunden Menschenverstand aus dem Hirn gesogen?
    »Mrs. Presley, ich wüßte nicht, wie…«
    »Ich hätte Sie wirklich nicht belästigt, aber hören Sie, normalerweise ist Mr. Lomax immer erreichbar. Zu jeder Tages- und Nachtzeit. Entweder über sein Handy oder seinen Piepser. Aber er hat sich auf keinen meiner Anrufe gerührt.«
    »Vielleicht hat er die Apparate abgestellt?«
    »Das würde er nie tun. Ich bin vor allem deshalb besorgt, weil er zur Corbett-Ranch hinaus wollte. Mrs. Corbett – Sie wissen schon, die junge Frau, die taubstumm ist? –, also sie ist bei uns Kundin, und Mr. Lomax betreut ihr Konto. Er wollte nach ihr sehen, weil er meinte, sie würde sich ohne Strom und Telefon besonders schwer tun.«
    Ezzy mußte lächeln über Ella Presleys Naivität. Lomax hatte Handy und Pager abgestellt, weil er bei Anna Corbett nicht gestört werden wollte. Und Ezzy konnte es ihm nicht verübeln, wenn es ihm auch rätselhaft erschien, wieso eine Frau mit soviel Klasse sich für eine Pfeife wie Lomax interessierte.
    »Bestimmt wird er bald wieder auftauchen«, sagte er unbekümmert. »Ich würde mir an Ihrer Stelle kein Kopfzerbrechen machen.«
    »Das würde ich auch nicht tun, wenn nicht der Vorfall von gestern wäre.«
    Ezzy unterdrückte ein Gähnen. »Was denn für ein Vorfall?« Er stützte den Kopf in die Hand und schloß die Augen.
    »Am Nachmittag kam ein Mann in die Bank und wollte zu Mr. Lomax. Als ich ihm erklärte, daß Mr. Lomax noch nicht aus der Mittagspause zurück sei, sagte er, er würde warten, und marschierte einfach an mir vorbei in Mr. Lomax’ Büro.«
    »Und wer war der Besucher?«
    »Er und Mr. Lomax behaupteten, sie wären Studienfreunde  – aber eine der Schalterangestellten erklärte mir später – wir waren in der Kaffeepause –, wenn der ein Studienfreund von Mr. Lomax sei, würde sie einen Besen fressen. Sie sagte, er helfe draußen auf der Corbett-Ranch mit und hätte wahrscheinlich noch nie eine Universität von innen gesehen.«
    Ezzy machte die Augen wieder auf und spitzte die Ohren. Das klang schon interessanter. »Und warum sollen die beiden so getan haben, als wären sie alte Kommilitonen?«
    »Das ist es ja, Sheriff. Ich hatte den Eindruck, daß sie ganz und gar nicht befreundet waren. Im Gegenteil! Ihre Stimmen drangen durch die Tür, so laut und heftig, als würden sie streiten. Mir wollten sie weismachen, das Ganze wäre nur ein Spaß, aber die Sache mit dem Messer…«
    »Was für ein Messer?«
    »Hab ich das noch gar nicht gesagt?«
    »Nein.« Ezzy griff nach Block und Stift. »Aber ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie jetzt noch mal von vorne anfingen.«

46
    E zzy hatte für Emory Lomax nichts als Verachtung übrig. Es war absurd, an diesen Schleimer auch nur einen Gedanken zu verschwenden, geschweige denn, ihm eine ganze Stunde kostbarer Zeit zu opfern. So lange würde er brauchen, um zur Corbett-Ranch

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