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Nachtglut: Roman (German Edition)

Nachtglut: Roman (German Edition)

Titel: Nachtglut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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schon gesagt, ich habe die Unterlagen ja selbst erst gestern erhalten. Bis jetzt konnte ich sie mir noch
nicht genau ansehen.« Das Schweigen am anderen Ende der Leitung war beklemmend. »Aber ich habe mit seiner Schwiegertochter geredet. Sie war mit einer persönlichen Besprechung einverstanden. Ich werde noch heute abend das gesamte Material studieren. Und auswendig lernen, wenn es sein muß. Alle sechsundvierzig Seiten.«
    Wenn diese Typen ernstlich glaubten, er würde einen ganzen Abend seiner Zeit dafür opfern, diesen ganzen Quatsch über Planungen, Bauphasen, Kostenanalysen und dergleichen mehr durchzuackern, waren sie auf dem Holzweg. Er konnte ihnen diesen Deal easy an Land ziehen, ohne all die langweiligen Einzelheiten wissen zu müssen.
    »Sie verstehen, was ich meine, Glen«, sagte er in seinem beredsamsten Ton. »Es ist besser, Corbett keinen Spielraum zu lassen. Ehe ich mit der Sache an ihn herantrete, möchte ich den Sachverhalt von A bis Z kennen. Dann kann ich jedem Einwand, den er vielleicht vorbringt, mit Fakten begegnen, die ihm den Wind aus den Segeln nehmen.«
    »Wenn Sie der Angelegenheit nicht gewachsen sind, dann sagen Sie’s lieber gleich!«
    Emory erschrak. »Aber davon kann keine Rede sein.«
    »Wir haben uns an Sie gewandt, weil das für uns das Bequemste war. Sie betreuen Corbetts Konten. Sie sind mit seinen finanziellen Angelegenheiten bestens vertraut. Mit anderen Worten, wir wollten uns einen Umweg sparen, indem wir Sie beauftragen. Aber wenn Sie damit nicht fertig werden, müssen wir Sie ersetzen.«
    »Bitte, Glen. Die Sache ist für mich ebenso wichtig wie für Sie.«
    »Das bezweifle ich. Wann werde ich also von Ihnen hören?«
    »Bald.« Nicht gut genug. »Sehr bald.« Immer noch nicht gut genug. »Sobald ich mit Corbett gesprochen habe.«
    »Ich erwarte Ihren Anruf.« Und damit war Schluß.
    Emory starrte einen Moment den Hörer an, aus dem kein
Piep mehr kam; dann legte er ärgerlich auf, schwang seinen Drehsessel herum und blickte zum Fenster hinaus zur Hauptstraße von Blewer.
    Das Bankgebäude hatte ein oberes Stockwerk, aber sein Büro war im Erdgeschoß, und das paßte ihm. Die Fensterscheiben erlaubten den Blick hinaus, ohne daß man selbst gesehen wurde. Wenn er draußen die Fußgänger beobachtete, amüsierte er sich damit, Leuten, die er nicht mochte, obszöne Zeichen zu machen und hübsche Frauen mit Blicken zu entkleiden. Fast keine schaffte es vorüberzugehen, ohne ihr Spiegelbild im getönten Glas zu mustern. Und wenn sie attraktiv war, bildete er sich gern ein, sie sähe ihn an.
    Gestern hatte er schon von weitem Anna Corbett mit ihrem kleinen Jungen kommen sehen. Auf ihrem Weg die Straße hinunter waren sie immer wieder vor Schaufenstern stehengeblieben, und der Kleine hatte gelacht, wenn sie mit den Händen mit ihm redete.
    Emory hatte sie beim Überqueren der Straße und beim Sichnähern beobachtet. Es war ein Kinderspiel für ihn gewesen, sie im Foyer zu erwarten. Klasse, die Frau! Stramme kleine Figur. Knackiger Hintern. Mit den Titten war nicht viel los, aber auf die Kälte der Klimaanlage im Inneren der Bank hatten sie erfreulich sichtbar reagiert.
    Und das alles hatte sich der Alte unter den Nagel gerissen. Jeder wußte, daß er mit ihr schlief. Die beiden lebten jetzt seit sechs Jahren da draußen unter einem Dach. Klar, daß er sie bumste.
    Er wär ja blöd, wenn er’s nicht täte. Aber wieso gab sie sich mit diesem knurrigen alten Knacker zufrieden? Wahrscheinlich weil sie taub war, überlegte Emory. Ja, das mußte der Grund sein. Sie meinte, was Besseres als ihren Schwiegervater hätte sie nicht zu erwarten. Na, er – Emory – würde ihr da schon ein Licht aufstecken.
    Bei dem Gedanken mußte er grinsen.
    Aber lange hielt das Grinsen nicht. Die Braut mußte erst
mal warten. Vorher mußte er EastPark Development liefern, was er versprochen hatte. Mit Freundlichkeit war das nicht zu schaffen. Das hatte er versucht. Seine Bemühungen, sich zu Corbetts Finanzberater und Vertrautem aufzuschwingen, hatten keinen Erfolg gehabt.
    Connaught und die anderen begannen, ungeduldig zu werden. Die Zeit wurde knapp. Aber solange Corbett regelmäßig die Zahlungen auf seinen Kredit leistete, konnte er ewig durchhalten. Emory fürchtete, daß die Leute von EastPark Development sich entweder einen anderen Vermittler suchen oder das Projekt ganz aufgeben und ihr Angebot zurückziehen würden. Wenn das passierte, wäre er erledigt. Dann würde er als kleiner

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