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Nachtglut: Roman (German Edition)

Nachtglut: Roman (German Edition)

Titel: Nachtglut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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Blickwinkeln, ganz auf seine Arbeit konzentriert. Schließlich bemerkte er: »Am Hals ist eine Quetschung.« Er deutete mit der Spitze seines Kugelschreibers auf den blauroten Fleck.
    »Stranguliert?«
    »Könnte sein.«
    »Ist sie vergewaltigt worden?«
    »Möglicherweise. Dieser Rückstand auf ihren Oberschenkeln sieht aus wie Sperma.«
    »Mein Gott!«
    »Ja.«
    Dann kam der Fotograf, ganz versessen darauf, seine Fotos zu schießen. Als er sich der grausigen Realität gegenübersah, schaffte er es gerade noch ins Gebüsch, wo er sein Frühstück von sich gab. Danach hockte er mit dem Kopf zwischen den Knien auf dem Boden und beteuerte ihnen wiederholt, er habe schon häufiger nackte Frauen gesehen – aber noch nie eine tote. Er brauchte eine Weile, um sich soweit wieder zu fangen, daß er die Fotos machen konnte, die Stroud brauchte.
    Nicht weit von der Toten entfernt, stand ein Wagen, der auf Patsy zugelassen war. In seiner Nähe fand Ezzy ein Häufchen Kleider. Mit einer Pinzette hob er jedes einzelne Kleidungsstück auf und musterte es aufmerksam, bevor er es
vorsichtig in einen Plastikbeutel schob: Bluse, Rock, Büstenhalter, Schlüpfer. Die Kleider waren vom Regen durchnäßt, jedoch, soweit Ezzy feststellen konnte, völlig unversehrt  – was vermuten ließ, daß sie Patsy McCorkle nicht mit Gewalt vom Leib gerissen worden waren. Aber sie mußten natürlich noch eingehend untersucht werden.
    Fahrer- und Mitfahrertür des Autos standen offen. Daraus schloß er, daß jemand sie hierher begleitet hatte. Die leeren Schnapsflaschen, eine im Wagen auf dem Fußboden, die andere nicht weit entfernt draußen im Matsch, legten nahe, daß es ein ausgelassener Abend gewesen war.
    »Wie sehen ihre Fingernägel aus, Harvey?«
    »Rotlackiert. Keiner abgebrochen oder eingerissen, kein Blut. Scheint sich auch kein Gewebe unter ihnen zu befinden. Ich werd sie natürlich im Labor prüfen lassen.« Der Coroner wies ferner darauf hin, daß weder an Hand- noch Fußgelenken Schrammen oder Quetschungen waren; nichts wies darauf hin, daß das Mädchen gefesselt oder geknebelt worden war oder ein Kampf stattgefunden hatte.
    Offensichtlich hatte Patsy McCorkle ihrem Begleiter vertraut und überhaupt nicht daran gedacht, daß er ihr etwas antun könnte.
    Als Ezzy sein Funkgerät rumoren hörte, lief er zu seinem Streifenwagen und ergriff das Handmikrofon. »Ja, Jim?«
    »Die McCorkle war gestern abend im Wagon Wheel «, berichtete Deputy Jim Clark.
    Cora und ihre Abstinenzlertruppe versuchten seit Jahren, einen Antrag auf striktes Alkoholverbot im gesamten Landkreis durchzusetzen, und hatten eine Niederlage nach der anderen einstecken müssen. Immerhin aber hatten sie erreicht, daß der Alkoholverkauf innerhalb des Ortes selbst untersagt worden war. Im Gefolge davon pflasterten nun unmittelbar jenseits der Ortsgrenzen Spirituosengeschäfte und Kneipen beide Seiten des Highway. Das Wagon Wheel war eines dieser Lokale.
    »Mit wem haben Sie dort gesprochen?«
    »Mit dem Wirt. Heißt Parker Gee. Er hat gestern abend selbst an der Bar gestanden. Patsy McCorkle sei mehrere Stunden dagewesen und gegen Mitternacht gegangen.«
    »Allein?«
    »Nein, mit den Herbold-Brüdern.«

9
    A ls das Telefon auf seinem Schreibtisch zu läuten begann, drücke Emory Lomax, gereizt über die Störung, auf den Knopf der Sprechanlage. »Wer ist denn das nun wieder, Mrs. Presley?«
    »EastPark Development.«
    Sofort stand er innerlich stramm. »Gut, verbinden Sie.«
    Zwar steckte er bis über beide Ohren in Papierkram, aber das Zeug konnte warten. Seine Zukunft hing nicht von diesem Bankjob ab. Die Bank war Pipifax im Vergleich zu den Riesenprojekten, die EPD in Houston durchzog. Diese Leute konnten den Krämerladen hier hundertmal schlucken, ohne auch nur eine Magenverstimmung davon zu bekommen.
    »Hallo, Glen«, sagte er vollmundig. »Wie läuft’s denn so in …«
    »Ich verbinde mit Mr. Connaught.«
    Verärgert über die brüske Abfertigung durch die Sekretärin und die Tatsache, daß Connaught ihn nicht direkt angerufen hatte, runzelte Emory die Stirn.
    Er mußte sich beinahe drei Minuten lang von Musik berieseln lassen, ehe Connaught endlich an den Apparat kam und ohne ein Wort der Begrüßung oder höflicher Erkundigung fragte: »Lomax, haben Sie die Aufstellung bekommen, die wir Ihnen zugeschickt haben?«
    »Gestern, ja. Sie sieht phanta …«
    »Wie hat Corbett reagiert?«
    »Ich – also, ich hatte noch keine Gelegenheit, mit ihm zu sprechen. Wie

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