Nachtjaeger
anders und zutiefst verstörend.
Er begann damit, dass ihr jemand ihren Namen ins Ohr flüsterte.
Die Stimme klang vertraut und fremd zugleich – und seltsam beruhigend. Sie wandte sich ihr zu und streckte sich mit einem Seufzer danach aus. Ihre Fingerspitzen berührten weiche Haut über einem kraftvollen Kinn, ehe sie über volle Lippen fuhren. Doch ihre Augenlider fühlten sich so schwer an, dass es ihr unmöglich war, sie zu öffnen und das Gesicht unter ihrer Hand zu sehen. Die Lippen bewegten sich auf sie zu, strichen über ihre Stirn, ihre Schläfen und ihre Wange. Dann drückten sie sich sanft auf ihren Mundwinkel. Sie erbebte. Ein Duft von Gewürzen, Rauch und Sommerhitze spielte um ihre Nase.
»Ja«, murmelte Jenna in die Dunkelheit. Dann spürte sie die Hände.
Eine Hand mit kräftigen, kühlen Fingern legte sich um ihren Nacken und umfasste ihren Kopf. Die andere strich über ihre Wange und wanderte dann ihren Hals entlang bis zu jenem Punkt, wo ihr Puls heiß und kraftvoll unter der Haut schlug. Sie spürte, wie die Lippen sie dort berührten. Dann wurde ihr Name erneut geflüstert.
Sie drückte den Rücken durch und gab einen leisen, heiseren Laut von sich, ehe sie flüsterte: »Ja, bitte.«
Die Finger griffen in ihre Haare und zogen ihren Kopf sanft zurück, sodass ihr Hals ganz entblößt war. Ein federleichter Kuss auf ihrem Nacken verwandelte sich in ein stärkeres Saugen, als sich der warme Mund auf ihre Haut drückte. Jenna stöhnte, während sich ungezügeltes Verlangen zwischen ihren Beinen ausbreitete.
»Sag mir, dass du mich willst«, flüsterte die Stimme heiser, liebevoll, sexy. Lippen wanderten über ihre Haut.
»Ja, ja«, erwiderte sie. Ihr Herz begann schneller zu schlagen, ihr Atem ging rascher.
»Sag es«, befahl die Stimme sanft.
Jenna zitterte vor rasendem Verlangen. Gänsehaut bildete sich auf ihrem ganzen Körper und erhärtete die Brustwarzen, sodass sie sich wie ein einziges Nervenbündel anfühlten, das sich nach seiner Zunge und dem sanften Druck seiner Zähne sehnte.
»Ich will dich, ich will dich, ich will …«
Doch ihre geflüsterte Antwort wurde durch die Lippen erstickt, die sich auf die ihren pressten. Finger vergruben sich in das Fleisch ihrer Hüften, und ihre Hände streckten sich aus, zogen das Gesicht näher heran. Ihre Finger wühlten in dicken, seidigen Locken.
Dann presste sie ihren Körper gegen eine feste Brust. Sie wollte mehr, so viel mehr. Doch plötzlich war der Kuss vorbei, die Hände waren verschwunden, und es blieb nichts anderes als ein leises, heiseres Lachen, das verklang, als sie hellwach hochschnellte. Zitternd und keuchend saß sie im dunklen Zimmer.
Sie brauchte Stunden, ehe sie wieder einschlafen konnte.
Als sie am nächsten Morgen die Augen öffnete, lag sie auf der Seite, die Knie angewinkelt, die Hände unter einer Wange gefaltet. Die Bettlaken waren um ihre Taille gewickelt. Sonnenlicht drang durch einen Spalt der schwarzen Rollos und bildete einen goldenen Fleck auf dem beigen Teppich.
In der Ferne schrie eine einsame Möwe, und der Geruch von heißem Espresso aus der Nachbarküche stieg ihr in die Nase. Sie sah den Wecker auf dem Nachtkästchen neben der Leselampe sowie ein gerahmtes Foto ihrer Mutter, die zur Abwechslung einmal gelächelt hatte. Im Hintergrund stand ihr Schreibtisch mit dem Computer und dem Telefon.
Das Buch, das sie gerade las, lag offen auf dem Nachtkästchen, obwohl sie sich genau daran erinnerte, dass sie es zugeklappt hatte, ehe sie das Licht ausgeschaltet hatte und eingeschlafen war.
Jenna runzelte die Stirn und starrte es einen Moment lang an. Dann setzte sie sich auf. Sie hatte es garantiert geschlossen. Das wusste sie. Sie konnte sich noch daran erinnern, wie sie gedacht hatte, dass sie ein Buch aus der Bibliothek auf keinen Fall mit einem Eselsohr versehen durfte. Jetzt nahm sie das Buch und sah es an. Vielleicht war sie auch nur zu müde gewesen, um sich noch an irgendetwas genau zu erinnern. Mit einem Schulterzucken legte sie es wieder auf das Nachtkästchen, gähnte und streckte sich.
Mühsam schwang sie die Beine aus dem Bett und stand auf. Zuerst spürte sie den weichen Teppichboden und dann die kühlen Kacheln unter ihren Füßen, als sie das Badezimmer betrat. Ihr Spiegelbild zeigte, was für eine unruhige Nacht sie verbracht hatte. Ihre Haare waren zerzaust und verknotet, und ihre Augen gerötet. Die Lider waren aufgedunsen, und sie hatte tiefe Schatten darunter.
Sie schnitt eine
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