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Nachtjaeger

Nachtjaeger

Titel: Nachtjaeger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. T. Geissinger
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sagte sie. »Getrocknete Eiche. Kalkstein.«
    Er hörte, wie sie schneller atmete und ihr Herz in ihrer Brust pochte. Was hatte diese Reaktion ausgelöst? Insgeheim hoffte er, dass sie etwas mit ihm zu tun hatte.
    Oh, Gott, dachte er. Sie ist wunderschön. Diese Haut, diese Lippen, diese zerbrechliche, perfekte …
    »Das war einfach«, entgegnete er ernst, ohne den Blick abzuwenden. Mit der Kuppe seines Zeigefingers strich er ganz leicht über ihren Daumen. Weder bewegte sie sich noch blinzelte sie, doch ihre Pupillen weiteten sich kaum sichtbar.
    »Was noch?«, fragte er, lehnte sich vor und sog den Duft ihrer Haut ein. Die Anspannung in seinen Lenden wurde immer unangenehmer, pulsierender.
    »Spanische Zeder. Anis. Zimt.« Sie hielt inne. »Holzrauch.«
    Er zog die Augenbrauen hoch. »Holzrauch?«
    Ihre Zungenspitze zeigte sich einen Moment, da sie sich die Lippen befeuchtete. Es war so erotisch, dass Leander beinahe aufstöhnte. »Sie glauben mir nicht«, sagte sie.
    Er beugte sich weiter vor und lächelte sie an. Es war ein gefährliches Lächeln, ein hungriges Lächeln. Das wusste er, als er sah, wie sich ihre Augen weiteten. Aber er vermochte nicht, an sich zu halten. Es bedurfte alle seine Willenskraft, sie nicht auf der Stelle zu küssen. »Sie wären überrascht, was ich alles glaube, Jenna«, erwiderte er leise. »Testen Sie mich.«
    Sie biss sich auf die Unterlippe und zögerte einen Moment. Dann hob sie ganz leicht eine Schulter und schien eine Entscheidung zu fällen. »In der Nähe der Reben muss während ihrer Wachstumsphase Holz verbrannt worden sein. Ich glaube, es waren Pflaumenbäume, die in der Blüte standen.«
    Er sah sie an. Ihre Augen leuchteten wie grüne Glut. Offensichtlich befürchtete sie, dass er sie gleich lächerlich machen, dass er ihr nicht glauben würde. Ein Zittern durchlief ihn. Er rückte näher.
    »Windschutz.«
    »Wie bitte?«, fragte sie heiser. Ihr Blick wanderte auf seinen Mund.
    »In den Weinbergen von Pauillac benutzt man Pflaumenbäume als Windschutz«, sagte er, wobei er kaum mehr an sich halten konnte. Wie sie ihn ansah, wie sie seinen Mund betrachtete … »In Frankreich gab es in jenem Jahr eine Reblausplage, von der Tausende von Bäumen befallen waren.«
    Sie blickte zu ihm auf, und er wusste kaum, wie er ihren Augen standhalten sollte. Sie waren so wunderschön und besaßen eine Leuchtkraft, die er bisher noch nie gesehen hatte. Sie waren nicht nur verblüffend grün, sondern die Iris war auch golden umrandet und besaß kleine bernsteinfarbene und zitronengelbe Flecken, welche die smaragdgrünen Seen noch tiefer wirken ließen.
    Er stellte sie sich auf seinem riesigen Himmelbett in Sommerley vor, ihr Körper auf dem schimmernden Fellüberwurf, ihre Augen so begehrlich wie die seinen. In seiner Vorstellung war sie nackt bis auf die Diamanten, die er ihr schenken wollte: an ihrem Hals, um ihre Handgelenke, an ihrem Finger …
    »Man musste alle Bäume in jenem Jahr verbrennen, damit sich die Plage nicht noch weiter ausbreitete«, flüsterte er.
    Das Verlangen in ihm verwandelte ihn schlagartig in ein Tier, das unter seiner Haut zu fauchen und zu kratzen begann. Seine Finger hielten die ihren auf einmal fester, und er öffnete die Lippen, ließ ihren Geschmack auf seiner Zunge wirken.
    »Windschutz also«, murmelte sie und beugte sich mit einem verträumten Blick nach vorn. »Oh … Das also.«
    Mit pochendem Herzen senkte er den Kopf. Noch eine Sekunde … Ein Zentimeter mehr, und seine Lippen würden die ihren berühren …
    In diesem Moment verschleierte sich ihr Blick. Sie begann zu blinzeln. Überrascht runzelte sie die Stirn, und ihre Augen wirkten wieder konzentrierter. »Spüren Sie das auch?« Sie drehte den Kopf und sah sich suchend im Restaurant um. Dann schaute sie zum schwarzen Himmel hinauf, der durch die Fenster zu sehen war.
    Leander fragte sich, ob Jenna sein Verlangen vielleicht riechen konnte. Ihre Sinne waren offensichtlich sehr stark ausgeprägt. Doch dann wandte sie sich mit einer Grimasse wieder zu ihm.
    »Was ist das?« Auf einmal sah sie so aus, als wäre ihr übel. Ihre Finger begannen zu zittern.
    Er war sogleich alarmiert. Panik breitete sich in ihm aus. »Jenna? Geht es Ihnen nicht gut? Was ist los?«
    Doch sie hatte sich bereits vom Tisch erhoben. Ihr Gesicht war bleich, ihre Augen hatten sich geweitet, und sie sah sich unsicher im Raum um. Während sie sich mit einer zitternden Hand an der Rückenlehne der Sitzbank festzuhalten

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