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Nachtjaeger

Nachtjaeger

Titel: Nachtjaeger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. T. Geissinger
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versuchte, stammelte sie ein paar Worte.
    »Diese Vibration. Diese … Anspannung … Elektrizität …«
    Sie stieß einen leisen Schrei aus und wankte.
    Ehe sie zu Boden stürzte, stand er neben ihr und hielt sie fest. Mit einem Arm zog er sie an sich und drückte sie an seine Brust. Ihr Herz schlug rasend schnell. Sie fühlte sich wie Satin und Feuer in seinen Armen an. Ihre nackten Arme waren von Gänsehaut überzogen und unnatürlich heiß. Sein Herz begann ebenfalls panisch zu schlagen, als sie ein leises Stöhnen von sich gab und ihre Knie nachgaben. Ihre Augen waren riesig und schienen nichts mehr zu sehen.
    Etwas stimmte nicht. Etwas stimmte ganz und gar nicht. Dann begann das Erdbeben.

7
    Morgan hatte den Rodeo Drive entdeckt.
    Nicht nur als Touristin, die fasziniert vom Dach eines Doppeldeckerbusses darauf heruntergestarrte. Nein, sie hatte sich mitten ins Geschehen geworfen und wie eine Einheimische benommen.
    Vielleicht nicht ganz wie eine Einheimische. In Beverly Hills schien nämlich niemand zu Fuß zu gehen – außer den Touristen, während sie die vergangenen drei Tage von Valentino zu Prada, von Bulgari zu Armani, von Dior zu Tiffany gelaufen war.
    Sie liebte es zu laufen. Sie hatte ihr ganzes Leben damit verbracht, durch den New Forest zu streifen, die besten Plätze aus feuchter, duftender Erde und mit spektakulären Ausblicken zu finden, soweit dies die vielen Bäume zuließen. Es war ihr ein tiefes Bedürfnis, sich zu bewegen, und es fiel ihr nicht schwer, kilometerweit zu Fuß zu gehen. Sie trug ihre Einkaufstüten, während die Sonne in ihr Gesicht schien und der Wind mit ihren Haaren spielte. Was ihr schwerfiel, war in dem goldenen Käfig des Four-Season-Hotels eingesperrt zu sein.
    Seit Jahren war sie schon nicht mehr so lange am Stück in ihrer menschlichen Gestalt gewesen.
    Um sich also von der unangenehmen Tatsache abzulenken, dass sie ihre animalische Seite unterdrücken musste, ging sie shoppen. Ihre Einkäufe begannen, einen Großteil ihrer Suite im Hotel in Beschlag zu nehmen. Rote Pappkartons, große schwarze Tüten, aus denen türkisfarbenes Seidenpapier ragte, schlichte weiße Päckchen mit den Logos der teuersten Boutiquen. Und dann diese perfekten, hübschen puderblauen Boxen mit den weißen Schleifen. Ihre Lieblinge.
    Sie konnte es kaum erwarten, alles noch einmal anzuprobieren.
    Die Tatsache, dass alles mit der Kreditkarte bezahlt worden war, die Leander ihr gegeben hatte – nur für Notfälle , Morgan –, machte das Ganze noch befriedigender. Anscheinend hatte seine kleine, schwarze Karte kein Limit.
    Morgan stand barfuß auf dem weichen, karamellfarbenen Teppich und betrachtete ihre Schätze. Sie war ziemlich zufrieden. Wieder hatte sie sich von dem herrlichen kleinen französischen Café am anderen Ende der Straße ein Frühstück kommen lassen – ein weiterer Luxus, den sie der schwarzen Karte verdankte. Die Überreste eines Omeletts aus Speck, Gruyère und Apfel standen noch auf dem Esstisch neben einer Kanne heißen Kaffees und einigen Stücken Gebäck.
    Wahrscheinlich würde sie es nicht auf den Balkon schaffen, selbst wenn sie es wollte. Die Schiebetür war hinter einem Stapel von Ralph-Lauren-Schachteln verborgen, die kinnhoch gestapelt waren. Einen Moment lang fragte sie sich, wie sie das alles nach Sommerley zurückbringen sollte. Doch dann zuckte sie mit den Schultern und stemmte die Arme in die Hüften. Leander würde schon eine Lösung für sie finden. Das tat er immer.
    Er war der Alpha. Das war sein Job.
    Sie begann, vergnügt zu lächeln.
    In genau dieser Verfassung fand Leander sie vor, als er zur Tür hereinstürzte. »Ich brauche dich«, fuhr er sie ohne Umschweife an. Ein Stapel Päckchen, der auf dem Tisch im Foyer stand, fiel um, als Leander an ihm vorbeirauschte. Eine Hermès-Handtasche aus Krokodilleder, die viertausend Dollar gekostet hatte, fiel auf den weißen Marmorboden.
    »Schon mal etwas von Klopfen gehört?«, beschwerte sich Morgan und warf ihm einen verärgerten Blick zu.
    »In meine Suite. Sofort.«
    Er wirkte so angespannt, wie sie ihn noch nie erlebt hatte. Normalerweise bewegte er sich mit einer Eleganz, die sowohl anmutig als auch gefährlich wirkte. Doch jetzt war er sichtlich aufgewühlt. Er war nervös, grimmig und unrasiert. Morgan schürzte also nur die Lippen und schluckte ihre Empörung herunter.
    »Was ist los?« Ohne ihr zu antworten, riss er die Tür wieder auf und verschwand. Seine Haare, die sich rabenschwarz gegen sein

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