Nachtjaeger
zurück, bis sie an den Schreibtisch stieß, der an einer Wand stand. Leander blieb nicht stehen, was sie dazu zwang, um den Schreibtisch herumzugehen und sich noch weiter vor ihm zurückzuziehen. Schließlich drückten ihre Schultern gegen die weiche Seidenbespannung der hinteren Wand.
»Stopp!« Ihre Stimme klang panisch. Er lächelte auf bedrohliche Weise, während er näher rückte. Verängstigt schossen ihre Augen durchs Zimmer, um irgendetwas zu finden, was sie packen, womit sie ihn verletzen konnte. Da lag dieses Messer auf dem Schreibtisch – nein, es war ein Brieföffner.
Doch in diesem Moment stand er direkt vor ihr. Zwischen ihnen befand sich nur noch ein Hauch einer hoch aufgeladenen Luft.
Jenna erstarrte. Sie spürte die brennende Glut und die Anspannung der Muskeln seines Körpers, das Bewusstsein der gegenseitigen Anziehungskraft. Es fiel ihr schwer, weiterhin ruhig zu atmen und die Schmetterlinge in ihrem Bauch zu ignorieren – ebenso wie furchtlos stehen zu bleiben und ihm in die Augen zu sehen.
Was sie dort sah, brachte die Schmetterlinge in ihrem Bauch noch mehr zum Tanzen.
»Ich denke, du wolltest Antworten«, murmelte er und stützte sich mit beiden Händen an der Wand hinter ihr ab, sodass sich ihr Kopf zwischen seinen Armen befand. Sie drehte das Gesicht weg und versuchte, sich noch enger gegen die Wand zu pressen, um dem zu entkommen, was zwischen ihnen passierte. Dieser leidenschaftlichen, düsteren Glut.
»Ich verstehe nicht, wie das …« Sie brach ab, als er den Kopf senkte und mit der Nasenspitze langsam von einem Punkt unter ihrem Ohrläppchen bis zu der Kuhle ihres Halses, wo ihr Puls schlug, wanderte.
Er holte tief Luft und gab ein leises, höchst männlich klingendes Geräusch von sich.
»… eine Antwort sein soll.« Sie schaffte es, den Satz zu Ende zu sprechen, nachdem sie wieder zu Atem gekommen war. Die Lust, die seine Berührung in ihr auslöste, war kaum mehr zu ignorieren, als sie einer Flut gleich durch ihren Körper rollte.
Er lachte leise und belustigt. Ohne den Kopf zu heben – sein Atem noch immer warm auf ihrer Haut –, redete er weiter. »Es ist auch keine Antwort«, gab er zu. »Es ist nur ein großes Vergnügen.«
»Dann hör damit auf. Jetzt«, fügte sie streng hinzu und bemühte sich, irgendwie überzeugend zu klingen.
Er legte den Kopf zurück, betrachtete sie durch halb geschlossene Augen und lächelte. Ein Lichtstrahl, der durch die Fenster hereinfiel, spielte mit seinen Haaren und ließ nerzbraune und schokoladenfarbene Schattierungen auf seinen dichten, ebenholzschwarzen Strähnen erscheinen.
»Willst du das wirklich?«, flüsterte er, wobei sein Lächeln noch strahlender wurde. Seine Augen funkelten grün, und das Licht spielte nun mit seinen Wangenknochen. Jetzt konnte Jenna sehen, wie perfekt porenlos und goldbraun seine Haut war.
»Wunderschönes Mädchen«, flüsterte er und blickte ihr tief in die Augen. »Sag die Wahrheit.«
Jenna bevorzugte es, die Wahrheit zu sagen. Sie hatte ihr ganzes Leben damit verbracht, diese zu verbergen. Doch diesmal – zum zweiten Mal an diesem Tag – schätzte sie den Wert einer guten Lüge.
»Ja, ich will, dass du aufhörst«, erklärte sie kühl und mit so viel Überzeugungskraft, wie sie aufzubringen vermochte.
»Verstehe«, erwiderte er unbeeindruckt. Sein Lächeln wurde sogar noch breiter, und er wirkte erneut amüsiert. »Dann hättest du also etwas dagegen, wenn ich zum Beispiel so etwas mache.«
Er senkte das Gesicht und strich mit seinen Lippen über die ihren. Es war eine kaum spürbare, sinnlich leichte Berührung, die doch nicht hätte intensiver sein können.
Jenna hielt den Atem an und versuchte, den Kopf abzuwenden. Doch er umfasste ihr Kinn und drehte ihr Gesicht so, dass ihr nichts anderes übrig blieb, als ihn anzusehen.
Sogleich tauchten vor ihrem inneren Auge Bilder auf, die nicht die ihren waren. Ihre Haut brannte an den Stellen, wo er sie berührte, und sie spürte seinen Herzschlag, sein Verlangen, seine Erinnerungen, seinen innersten Kern. »Aufhören«, rief sie.
»Du kannst lernen, es zu kontrollieren, Jenna«, sagte er heiser und strich wieder mit den Lippen über ihren Mund. Er presste seinen Körper gegen sie, sodass sie seine heiße Haut durch ihre Kleidung hindurch spürte. Sie schien ihre Brust, ihren Bauch und ihre Schenkel zu verbrennen. Ihr Körper drückte sich an die Wand und dann gegen ihn. Auch ihr Körper war voller Begehren und Verlangen – das ließ sich
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