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Nachtjaeger

Nachtjaeger

Titel: Nachtjaeger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. T. Geissinger
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ein einzelner Blitz die Luft.
    »Ich dachte, Kaviar wäre schwarz«, sagte Jenna zu dem Fenster und fragte sich, ob das Gewitter ein schlechtes Omen war. »Oder rot.«
    »Nur der billige«, erwiderte Morgan mit einem Achselzucken, das den schwarzen Taft ihrer Bluse zum Rascheln brachte. Die Bluse war tief ausgeschnitten, eng anliegend und wies vorne eine Reihe feiner Perlenknöpfe auf. Sie entblößte mehr als nur die Andeutung eines Dekolletés, während ihr winziger Rock gebräunte, nackte Beine zeigte, die gefühlte zehn Kilometer lang waren. Mit ihren hohen Wangenknochen, den glänzenden, zobelschwarzen Haaren über einer Schulter und ihrem kirschroten Schmollmund war sie einschüchternd schön.
    »Je älter der Stör, desto heller ist der Kaviar, und desto exquisiter ist sein Geschmack. Das hier ist Almas vom Caviar House & Prunier in London. Das ist der beste, den man kriegen kann.« Sie schluckte ein weiteres Stückchen gebutterten Toast mit dem Kaviar herunter und seufzte zufrieden. »Es ist einfach himmlisch. Probier ihn mal.«
    Sie schob den winzigen Perlmuttlöffel in die Kristallschale, die vor ihr auf dem Esstisch stand. Die Luft roch jetzt schwach nach Salzwasser und Haselnüssen.
    Aber Jenna hatte keine Lust, etwas zu sich zu nehmen.
    Es war nicht der elfstündige Flug von Los Angeles in Leanders Privatjet, der sie störte. Sie hatte eine Art von Luxus kennengelernt, wie er ihr nie zuvor begegnet war: Esstische und Schreibtische aus Walnussholz, Ledersessel in Schokoladenbraun und Beige, die so weich wie die Ohren eines Lammes waren, der riesige Flachbildschirm an der Wand über dem Sofa. Selbst der Teppichboden unter ihren Füßen war wunderschön – weich und dick und in der Farbe von Wüstensand.
    Das offene und elegant möblierte Innere der Kabine ahmte den Salon eines luxuriösen Landsitzes nach. Es gab sogar einen Butler.
    Nein, all das störte sie nicht. Was ihr Sorgen machte, war die einstündige Fahrt vom Flughafen Heathrow nach Hampshire.
    Leander hatte kein Wort mit ihr gewechselt, seitdem sie an Bord gegangen waren. Nur einmal hatte er erklärt, dass der Butler ihr alles bringen würde, was sie wollte. Dann hatte er sich in die hinterste Ecke der Kabine zurückgezogen und den gesamten Flug über gelesen. Sein Gesicht war stets versteinert, wenn sie es wagte, einen heimlichen Blick in seine Richtung zu werfen.
    Es hätte ihr nichts ausmachen sollen. Es machte ihr nichts aus. Doch jetzt, da sie zu viert weiter nach Sommerley fahren würden, alle im gleichen Auto, würde sie gezwungen sein, mit ihm zu reden. Möglicherweise müsste sie sogar neben ihm sitzen.
    Sie würde eine Gefangene seines Dufts sein. Seiner Nähe. Ihres unterdrückten, quälenden Verlangens.
    Sie streckte sich auf ihrem Sitz und wandte den Blick zum Fenster ab, als sich der Pilot über Lautsprecher meldete. Er erklärte, dass sie jeden Moment in London landen würden und sich deshalb anschnallen und bis zum endgültigen Halt der Maschine auf ihren Plätzen verweilen sollten.
    Verdammt. Sie hatte gerade aufspringen und ein paar Schritte gehen wollen. Wieder einmal.
    Morgan musterte sie von unten herauf und legte den Löffel voll Kaviar in die Kristallschale zurück. »Entspann dich«, murmelte sie so leise, dass man sie kaum verstand. »Wenn wir erst in Sommerley sind, wirst du ihm nicht mehr so nahe sein müssen. Du wirst deine eigenen Räumlichkeiten haben. Das Haus ist wirklich riesig. Vermutlich wirst du ihn tagelang gar nicht zu Gesicht bekommen.«
    Sie warf ihr ein wissendes Lächeln zu und zwinkerte.
    Jenna spürte, wie ihr das Blut in die Wangen schoss. »Ich weiß nicht, was du meinst.«
    Morgan schob das Tablett von sich, auf dem die Schale mit Kaviar, der gebutterte Toast und ein geeistes Glas Wodka standen, und begann, ihre Sachen von dem Sitz neben ihr zusammenzusuchen: Ein schwarzer Kaschmirmantel, eine Kelly-Lackledertasche sowie ein Stapel Hochglanzmagazine.
    »Ich meine damit, dass er uns gesagt hat, warum du einverstanden warst, mit uns zu kommen. Und was du von ihm verlangt hast.«
    Jenna fiel nichts Geistreiches ein, was sie darauf hätte antworten können. »Oh.«
    »Genau: Oh«, machte sich Morgan freundlich über sie lustig. Ein warmes Lächeln erhellte ihr Gesicht. »Und ich verstehe das ganz und gar. Er kann wirklich wahnsinnig unerträglich …«
    Sie brach ab und warf einen Blick in Leanders Richtung. Gemächlich schlug er eine Seite seines Buchs um und ignorierte die beiden. Morgans Stimme wurde

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