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Nachtjäger

Nachtjäger

Titel: Nachtjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vanessa Farmer
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geschieht mit ihm, wenn er das Blut getrunken hat? Es ist Menschenblut! Er wird den Kontakt verlieren. Er wird einer von denen werden. Dann wird sich Regus’ Wunsch erfüllt haben.«
    »Menschenblut?« Die Voodoo-Priesterin wirbelte herum. »Warum mischen Sie sich ein, Butler? Ich habe mich bereit erklärt, dieses Ritual zu vollziehen. Entweder Sie vertrauen mir, oder wir brechen hier und jetzt auf der Stelle ab.«
    »Aber …«, stotterte Ludwig.
    »Gehen Sie!«, zischte die Frau. »Verschwinden Sie, verdammt noch mal. Ich weiß, was ich tue!«
    Frederic machte Ludwig ein Zeichen und der alte Mann gab nach. Er setzte sich auf einen Grabstein und versenkte sein Gesicht in die Handflächen. Im Unterholz raschelte es. Kaninchen, die aufgeschreckt worden waren, huschten hin und her und Ringelnattern wischten über feuchte Blätter. Es roch nach Moder, Tau und Endgültigkeit.
    Frederic hob die Kalebasse und trank erneut. Er schloss seine Augen und ließ die süße, schmackhafte Flüssigkeit über seinen Gaumen tropfen, spürte, wie sie ihn mit Kraft erfüllte, völlig anders, als trinke er tierisches Blut. Bleiern und schwer lag ein Duft in der Luft, in seinem Hirn explodierten Sinne, die er zuvor nicht besessen hatte, eröffneten ihm eine neue Sicht auf die dunkle Welt und tausend Stimmen wisperten, hunderte Hände rissen an ihm, zerrten, so dass er gänzlich zu Boden stürzte, seine Finger sich in das schwarze Erdreich gruben und seine Tränen vom Grabesboden aufgesaugt wurden.
    »Caroline«, flüsterte er und spürte weichen Schlamm zwischen seinen Lippen. »Caroline.«
    »Götter der Dunkelheit«, setzte die Voodoo-Priesterin zu einem Singsang an. »Gebt ihm, was er begehrt, hört seinen Trauergesang, öffnet euch und empfindet Mitleid mit dieser Kreatur. Gebt ihm Kraft für das, was nun geschieht.«
    Alle anderen Worte verschwanden hinter einer Mauer des Rauschens und Frederic versuchte, sich hochzustemmen, was nicht gelang. Noch einmal versuchte er es, keuchend, ächzend, nun war er auf den Knien, die Handflächen flach vor sich aufgestützt, den Kopf gesenkt und eine Woge Kraft legte sich über ihn, denn etwas veränderte sich.
    Ein helles Licht riss die Dunkelheit auseinander, ein waberndes Grün, dampfend, nicht mehr als einen Meter im Durchmesser. Es kam nicht aus dem Himmel, nein, es entstand nur wenige Meter über ihnen.
    Ludwig sprang auf und schrie etwas.
    Frederic schnellte hoch und war erstaunt über seine zurückkehrende Kraft, die deutlich größer zu sein schien als zuvor.
    Madame deSoussa hatte den Kopf in den Nacken gelegt, ihre Augen waren geschlossen, ihre Lippen murmelten tonlose Sätze, Schweiß lief über ihr Gesicht, ihr schwerer Körper zuckte krampfhaft.
    Der Lichtstrahl wogte hin und her, wurde orange, wieder grün und färbte sich anschließend weiß. Ein Schemen nur, aber er war da, liebe Güte, ja, ein Schemen zeigte sich darin, gewann Konturen, immer mehr Konturen, wurde zu einem Schattenriss, eine menschliche Gestalt, die ihre Arme ausbreitete, ebenfalls den Kopf in den Nacken gelegt hatte …
    »Caro …«, hauchte Frederic.
    … und im Gleichklang mit Madame deSoussa wisperte, murmelte, bis das Bild in einem gleißenden Blitz implodierte, sich zusammenzog, mit einem unspektakulären Puffen versiegte und die Gestalt in sich zusammensackte, sich wieder erhob, ein paar taumelnde Schritte machte, die Arme ausstreckte, den Kopf suchend hin und her bewegte, Frederic fand, einen Schritt, noch einen Schritt ging und in die Arme des Vampirs fiel.
    Frederic fing sie auf und starrte über ihre Schulter ungläubig erst zu Ludwig, dann zu Mambo hin. »Ein Wunder …« hauchte er.
    »Er ist da!«, schluchzte die junge Frau. »Er ist da. Er beobachtet dich. Er ist da!«
    Madame deSoussa hatte sich währenddessen aus ihrer Trance gelöst und kam mit schweren Schritten zu Frederic und Caroline herüber. Sie nahm sich der jungen Frau an, drehte sie mit dem Gesicht zu sich herum und legte den Kopf schief, wobei ihre schwarzen struwweligen Haare über ihre Augen fielen. Sie warf das Krähennest mit einer ruckartigen Kopfbewegung zurück, blinzelte, als traue auch sie ihren Augen kaum und sagte: »Es ist gelungen. Die Sorge um deinen Frederic hat dich aus dem Bann der Dunkelheit gelöst. Du wusstest, was er sich antat, als er die Mixtur trank. Du hast dich um ihn gefürchtet, hast befürchtet, ihn dann endgültig zu verlieren, nicht wahr?«
    Caroline lächelte, während Tränen über ihre Wangen

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