Nachtjäger
wurden wie Sprungfedern.
Über Caroline krachte es. Ein Körper rumpelte über die Ziegel und knallte direkt neben ihr auf den Kopfstein. Es war der Angreifer, dessen Kopf verrenkt war. Er hatte sich das Genick gebrochen. Mit einem Sprung war Frederic neben Caroline. Im selben Moment schnellte der vom Dach gestürzte Vampir hoch, renkte sich mit einem hölzernen Krachen den Nacken ein und der Kampf ging weiter.
Liebe Güte, sie hatten sich verhalten wie Anfänger, wie Kinder, die das Gespräch eines Nachbarn belauschten und vom Apfelbaum plumpsten.
Die Gruppe der Vampire schien sich ihrer so sicher zu sein, dass sie gelassen auf Caroline und Frederic zukamen. Neun, nein zehn Gestalten, die ohne Furcht waren. Keiner von ihnen machte Anstalten anzugreifen, vielmehr wirkten sie wie Bauern, die einen Jungen beim Äpfelklauen erwischten und sich vergewissern wollten, wie viel Mut in dem Knaben steckte.
Frederic war wie eine gespannte Sehne, bereit, jederzeit zuzuschlagen.
Caroline neben ihm spürte seinen Atem, seine Energie und wie stets, vereinte sich ihre mit seiner Kraft. Sie waren ein eingespieltes Team, das manchen Kampf bestritten hatte. Niemand wusste, wer sie waren. Sie gaukelten der Öffentlichkeit eine bürgerliche Existenz vor. Ihre Arbeit begann in der Nacht:
Tagsüber waren sie ein verheiratetes Paar mit Butler und Hausmädchen.
Sie eine reiche Erbin, er ein ehemaliger Advokat, der privatisierte.
Nachts waren sie der Schrecken der Vampire und heute konnte es sein, dass ihr mühsam errichtetes Kartenhaus in sich zusammenfiel. Heute waren sie ohne Ludwig losgezogen. Sie wollten nicht, dass er sich in Gefahr begab und das war sicherlich gut so. Vermutlich suchte der eine oder andere Vampir schon die Nebengassen ab.
»Wer treibt sich da auf dem Dach herum?«, fragte einer der Vampire, wie alle anderen mit einem unter der Kapuze verborgenen Gesicht. »Haltet ihr uns für so dumm, dass wir euch nicht gespürt haben?«
Frederics Kiefer krachte, als er ihn aufriss und fauchte.
»Aha – einer von uns«, sagte der Vampir mit leichter Stimme.
»Und wer ist sie?«, fragte ein anderer.
»Ich fühle eine große Kraft, aber sie trinkt kein Blut«, sagte der Sprecher.
Caroline, die sich noch immer wie ein ertapptes Kind fühlte, schwieg. In ihrem Kopf ratterte es. Es gab Vampire, die Gedanken lesen konnten. Wenn dieser dazugehörte, befanden sie sich in größter Gefahr. Sie versuchte, sich zu verschließen, doch das war schwierig, denn es lähmte auch ihre eigene Wahrnehmung.
»Morgos Daargon«, sagte Frederic ruhig.
Caroline zuckte zusammen.
Der Sprecher stand still, seine Begleiter ebenso. Der Sarg auf dem Karren war vereinsamt, das Licht über ihm erloschen.
»Ihr wisst davon?«, säuselte der Sprecher und der Vampir neben ihm ächzte.
»Sollten wir nicht?«, fragte Frederic. Seine Klauen baumelten an seinen langen Armen. »Es ist ein offenes Geheimnis …«
Ein Schuss blitzte über den Platz und einer der Vampire brach gurgelnd zusammen. Aus seiner Brust kräuselte Rauch, er bäumte sich auf und sein Oberkörper platzte auseinander wie eine reife Tomate. Ein weiterer Schuss riss dem Vampir, der schräg hinter dem Sprecher stand, den Kopf ab und aus dem Rumpf schoss ein Lichtstrahl, bevor der Körper anfing, sich zu zersetzen, während weißer Schleim durch die Nacht spritzte. Der abgeschossene Schädel zerstob in tausend Teile.
Der Sprecher stürzte sich auf Frederic, der mit einer Bewegung, schneller als es ein menschliches Auge wahrnahm, zehn Fuß weiter neben dem Sarg stand, eine Handfeuerwaffe aus der Jacke zog und eine Silberkugel in den Rücken des Sprechers schoss. Der Vampir taumelte, riss die Arme hoch und stürzte der Länge nach hin, während die von Madame DeSoussa mit magischen Kräften versehene Kugel ihr erbarmungsloses Werk tat.
Caroline wurde von Klauen gefasst und gegen die Hauswand geschleudert. Der Schlag war so dumpf, dass ihre Zähne aufeinander schlugen. Sie heulte auf wie eine Katze und ihre Fingernägel rissen dem Angreifer die Haut vom Gesicht. Der Vampir schien ungerührt, denn seine Zähne näherten sich ihrem Hals, während er versuchte, sie zu greifen, wobei er ihr sicherlich die Knochen gebrochen hätte. Caroline verbog sich und huschte unter seinen Ellenbogen weg, wobei sie einem anderen Vampir in die Arme lief, der sie mit stahlhartem Griff umfasste. Sein saurer Atem wehte über ihre Wange. Carolines Bein krachte dem Vampir zwischen die Beine und das Wesen ließ
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