Nachtjäger
sie los, ein zweiter Hieb riss ihm den Unterkiefer ab und ihre Finger zuckten nach vorne und drückten ihm die Augen in die Höhlen. Sofort war Frederic heran, musste sich jedoch um einen Vampir kümmern, der in die Höhe geschnellt war und wie eine Kanonenkugel mit angezogenen Beinen in seinen Rücken krachte.
Caroline kam hinter den verletzten Vampir, umfasste dessen Kopf und brach ihm mit einem Ruck das Genick. Das war nicht genug. Der Vampir würde sich erholen, würde gesunden, würde …
Ludwig rannte über den Platz, in der Linken das Gewehr, in der Rechten ein Kurzschwert, mit dessen Klinge er den Vampir enthauptete.
»Was tust du hier?«, rief Caroline, die zwar ahnte, dass die ersten Schüsse von Ludwig gekommen waren, dies jedoch nicht guthieß.
Ludwig achtete nicht auf Caroline, sondern fiel hin und rollte sich gerade noch rechtzeitig in Sicherheit, als ein Vampir ihn wie ein Raubtier ansprang, um ihm die Kehle zu zerfetzen.
Ludwig, der Frederic Densmore von Kind auf als Butler zur Seite gestanden hatte, war älter als sechzig, doch nichts wies darauf hin.
Frederic unterlief den Angriff des Vampirs, der ihm in den Rücken getreten hatte, und schnellte zur Seite. Er nahm Ludwig das Schwert aus der Hand und die Klinge surrte. Ludwig, der inzwischen wieder stand, hob sein Gewehr und schoss einem angreifenden Vampir eine Kugel direkt ins Gesicht. Der Vampir kreischte und Qualm kam aus seinem Maul. Er zuckte und hielt sich den Schädel, als befürchte er, dieser könne ihm abfallen. Mit einem Flatsch !, barst der Kopf auseinander und Knochensplitter bohrten sich in Carolines Wildlederkleidung.
»Verschwinde, Ludwig!«, donnerte Frederic.
Der alte Butler lief wieselflink davon. Niemand folgte ihm. Er hatte sein Leben aufs Spiel gesetzt und erkannte, wann er genug getan hatte.
»Der Sarg, denke an den Sarg«, rief Ludwig über seine Schulter.
Bis auf zwei Vampire hatten sie ihre Gegner erledigt. Der Platz glich einem Schlachthaus, obwohl nur wenige Überreste an Menschenähnliches erinnerten. Es sah vielmehr aus, als wäre ein Fleischmarkt veranstaltet worden, nach dem die Stadtreinigung einiges zu tun hatte und die Hunde sich um Überreste rauften.
Die zwei Vampire dachten nicht daran, zu fliehen. Immer wieder sahen sie zu dem Sarg, vermutlich waren sie die Wache für Morgos Daargon.
»Haut ab oder ihr werdet sterben wie eure Brüder«, sagte Caroline.
Sie zitterte am ganzen Körper, ihre Nerven waren bis aufs Äußerste gespannt.
Ein Fehler!
Das war ein Fehler!
Verschone nie im Kampf einen Vampir, denn er wird sich an dich erinnern und Rache üben!, hörte sie Frederics Stimme und als hätte ihr Liebster ihre Gedanken gelesen, war er bei ihr, und sein Kurzschwert surrte durch die von Gewalt geschwängerte Luft.
Die wachenden Vampire waren schnell wie der Wind. Sie wichen Frederics Waffe aus und teilten sich auf. Einer von links, der Andere von rechts, rasten sie auf ihn zu, wobei sich ihre Schädel in die Länge zogen und ihre Raubtiergebisse bereit waren, die Mörder ihrer Kameraden in Fetzen zu reißen.
Hinter einigen Fenstern wurde es hell und Gesichter drückten sich an die rußigen Scheiben. Die Erwachten würden Schatten sehen, die miteinander rangen und nicht begreifen, was auf dem Platz vor sich ging. Sie würden den Wagen sehen und darauf den Sarg und ein Kreuz schlagen. Sie würden sich abwenden und beten oder hoffen, aus diesem seltsam realen Albtraum zu erwachen.
Frederic klebte wie eine Fledermaus unter dem Dachfirst eines Backsteinhauses, ließ sich fallen und verschoss seine letzte Kugel. Sie riss einen der Angreifer von den Beinen, während der andere mit einem immensen Sprung bei Frederic war, der sich nur mit Mühe aus der Reichweite rasiermesserscharfer Klauen brachte.
Caroline griff in ihren Gürtel. Es war Zeit, den Wurfstern, eine sternförmige metallene Scheibe mit scharf geschliffenen Rändern und Spitzen, einzusetzen. Sie hatte zwei davon. Katzengleich huschte sie hinter den Vampir, der Frederic angriff - und warf. Die Scheibe durchschnitt die Nacht und traf genau. Sie ragte aus dem Hinterkopf des Vampirs, der aufbrüllte und zu zucken anfing, als habe ihn ein Blitz getroffen, während Frederic ohne zu zögern nachsetzte und den Verletzten köpfte.
»Der Sarg!«, rief jemand. Ludwig tauchte wieder auf, Madame DeSoussa hinter ihm. Die Voodoopriesterin und der alte Butler liefen zu dem Karren und hakten die Griffe unter ihre Achseln. Sie stemmten sich wie Gäule
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