Nachtjäger
gegen das Gewicht und tatsächlich bewegten sich die Räder.
Caroline, die ihren Wurfstern abwischte und Frederic, der sein Kurzschwert und die Pistole einsteckte, gingen zu ihnen, drückten von hinten, und als sie mit dem Sarg zwischen sich in eine der Seitengassen eintauchten, wallten Nebel über dem Platz und die Reste der getöteten Vampire zersetzten sich und sickerten in die Ritzen des Kopfsteinpflasters, auf dem Weg in die Hölle.
Vertrauen
Asburyhouse lag ruhig und still da, während sich die Sonne über die kahlen Bäume schob.
Frederic Densmore, ehemaliger Anwalt und Gatte der Millionenerbin Caroline Asbury-Bailey, nahm einen Drink, ein Glas mit dem schweren Blut eines Wildschweins.
Caroline trank Schweppes und Ludwig einen Whiskey. Madame DeSoussa hockte auf einem Fußschemel aus Leder.
Frederic stellte das Glas ab und Madame DeSoussa zog die Brauen hoch. Es wirkte grausig, wenn der schöne Mann sich die Lippen ableckte. Für sie war und blieb Frederic ein Unhold und es hatte eine Weile gedauert, bis sie begriffen hatte, wie sehr der Vampir sich gegen den letzten Schritt wehrte, der ihn endgültig auf die dunkle Seite ziehen würde. Außerdem war sie von seiner Liebe zu Caroline fasziniert – und ein bisschen auch von dem, was ihr selbst gelungen war, nämlich die junge Frau aus dem Reich der Geister in die Welt der Lebenden zu holen.
»Das war knapp«, sagte Madame DeSoussa.
»Aber es ist gelungen«, fügte Frederic hinzu. »Und das ist das Wichtigste.«
»Jetzt haben wir im Keller den Sarg von Morgos Daargon«, sagte Ludwig. »Wie wir es geplant hatten. Und was tun wir damit?«
Caroline leerte ihr Glas. »Wir töten ihn.«
Frederic nickte. »Wir haben lange recherchiert, bis wir Daargon auf die Spur gekommen sind. Mit ihm würde eine der stärksten Mächte der Vampire sterben. Zwar haben wir dann immer noch genug zu tun, aber wir wären das größte Übel los. Seinen Schwingungen wären auch wir nicht mehr gewachsen gewesen. Man stelle sich vor, was er hätte anrichten können. Das Unterhaus, die gesamte Politik, die Firmenspitzen und viele andere Unternehmungen sind von Vampiren unterwandert. Sie haben viele Jahre daraufhin gearbeitet, um zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort zu sein.«
»Worauf warten wir dann noch?«, fragte Ludwig.
Frederic zögerte und Madame DeSoussa zog misstrauisch die Augenbrauen zusammen. Sie schwieg, aber Caroline ahnte, was die Priesterin dachte. Ihr Misstrauen gegenüber Frederic war noch immer nicht ausgeräumt, aber sie war bei ihnen geblieben, da sie den Kampf gegen das Dunkle unterstützen wollte – und weil sie sich ein bisschen in Ludwig verliebt hatte.
Frederic blickte Caroline an. In seinen dunklen Augen loderte Furcht. »Für euch mag es sich um die Hinrichtung eines Vampirs handeln, aber mir genügt schon seine Präsenz, auch wenn es ein Stockwerk unter uns ist, um eine Erregung zu spüren, die mich erschüttert. Vielleicht ist es ein schlechter Vergleich – aber mir ist, als würde ich meinen eigenen Vater töten.«
Sie sahen sich an und schwiegen.
Frederic räusperte sich und zuckte die Achseln. »Ist schwer zu begreifen, nicht wahr?«
»Nicht unbedingt, Frederic«, sagte Ludwig, der nach ihrem großen Abenteuer vor einem Jahr bei der persönlichen Anrede geblieben war. »Also verlässt du besser das Haus, während wir unseren Job machen.«
»Und was ist, wenn er sich nicht so einfach töten lässt?«, hakte Frederic nach.
»Was sollte geschehen?«, fragte Caroline.
»Weiß ich nicht«, sagte Frederic. »Aber falls er zu früh erwacht, falls etwas nicht klappt, wie ihr euch das denkt, seid ihr ohne mich verloren. Auch du, Caroline, auch mit deinen Fähigkeiten bist du einem Vampir wie Daargon unterlegen. Er würde dich schneller töten, als dein Katzeninstinkt es wahrnimmt. Ganz zu schweigen von dir, Ludwig, oder Ihnen, Madame DeSoussa. Er ist sogar dann, wenn er totenähnlich schläft, sehr mächtig.«
»Wir versuchen es«, sagte Ludwig. »Und du bleibst, wo du bist.«
»Danke für die Belehrung«, sagte Frederic scharf. Sein Mund war ein schmaler Strich und seine Augen färbten sich rot. Mit einem leisen Knistern fuhren seine Zähne aus, doch inzwischen hatte er gelernt, mittels Konzentration diesen Vorgang zu stoppen. Er drehte sich um und blickte aus dem Fenster.
»Du sorgst dich um uns«, sagte Caroline mild. Sie würde Frederic jetzt nicht reizen, denn er balancierte auf einem schmalen Grat. »Aber wir wissen, was zu tun
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