Nachtjäger
ist. Habe Vertrauen.«
Frederic nickte und schwieg. Seine Schultern waren angespannt, seine Finger ballten sich zu Fäusten und entspannten sich wieder. Eine Übung, die ihn wieder zu den Resten seiner Menschlichkeit zurückbrachte.
»Also halten wir uns nicht zu lange auf«, sagte Ludwig. »Haben Sie alles vorbereitet, meine Liebe?«
Madame DeSoussa lächelte. »Wie immer, geschätzter Ludwig.«
»Gut.«
Caroline drückte sich sanft an Frederics Rücken. »Ich liebe dich. Und ich werde zu dir zurückkehren. Wir haben oft genug besprochen, wie wir es machen.«
»Ich wollte, ich könnte euch helfen«, murmelte der Vampir.
»Du hilfst uns, indem du vertraust.«
»Ach Liebste …«
Sie küsste seine Haare und folgte Ludwig und Madame DeSoussa.
Zukunfts-Rock
Frederic blickte auf Caroline hinab. Im Gegensatz zu ihr brauchte er nur wenig Schlaf. Er setzte sich auf die Bettkante und stellte den Digitalwecker aus. »Ich hasse dieses Geräusch. Es quält meinen feinen Gehörsinn.«
Sie reckte sich und ihre festen Brüste schimmerten durch das zarte Nachthemd. Sie umarmte ihn, zog ihn zu sich und küsste ihn. Frederic hatte keine Probleme damit, dass sie sich die Zähne noch nicht geputzt hatte. Seine Sinnlichkeit lag auf einer Ebene, die solche Belanglosigkeiten nicht zuließ. Dann machte sie sich frei und setzte sich auf. »Ich habe von ihm geträumt.«
»Von ihm?«
»Von Morgos Daargon, Liebster.«
»Liebe Güte – wieso das?«, lachte er. »Das ist so lange her. Mehr als hundertdreißig Jahre.«
»… in denen ich keinen Tag gealtert bin, ebenso wenig, wie du«, sagte Caroline und strich sich über die Spitzen ihrer Brüste.
Er grinste schräg. »Bei dir mag das Sinn machen, bei Ludwig bin ich mir da nicht so sicher und Madame DeSoussa …«
»Du bist ein Ekel. Sie hat abgenommen und ist eine attraktive Frau.«
»Schlank schon, aber ihre Haare …« Er schüttelte sich.
»So redet man nicht über Menschen, mit denen man zwei Menschenleben lang befreundet ist, Frederic.« Sie kicherte. »Außerdem solltest du dir endlich angewöhnen, Madame DeSoussa Lilou zu nennen, wie sie es seit ungefähr achtzig Jahren wünscht.«
»Und wie ich es oft genug tue.«
Er erhob sich. In der modischen Jeans und dem hellen Leinenhemd sah er attraktiver aus denn je. Caroline hatte viele Jahrzehnte der Mode erlebt, doch die des 21. Jahrhunderts fand sie besonders anziehend. Man konnte schlichtweg tragen, was man wollte und sah – mit ein bisschen Geschmack – stets gut aus. Kein Bild der Vergangenheit würde peinlich wirken, keine Schulterpolster, für die man sich später schämte, keine Föhnwellen, die einen peinlich berührten, keine Rüschen, keine Mieder, keine Leggins, in denen man aussah wie eine farbige Pellwurst. Heute war alles erlaubt und das passte zu dieser spannenden Zeit. Toleranz war angesagt.
Frederic schlug das Oberbett zurück und betrachtete ihre Beine, die er liebte. Unverändert schlank, allerdings im Vergleich zur Vergangenheit rasiert und glatt. Schon morgens duftete man, was nicht immer so gewesen war. Oh ja – Reinlichkeit war von Jahr zu Jahr wichtiger geworden und inzwischen schüttelte es Caroline, wenn sie an die mangelhafte Hygiene der Viktorianischen Zeit zurückdachte.
Und dennoch hatte man sich geliebt. Hatte man sich geatmet. Menschliche Gerüche waren ein Aphrodisiakum der besonderen Art gewesen, was heutzutage undenkbar schien.
Frederic ließ sie alleine und sie duschte ausgiebig. Danach, noch im Bademantel, ging sie nach unten, wo Ludwig das Frühstück gerichtet hatte und Lilou mit dem Staubwedel durchs Haus wirbelte.
Sie bewohnten eine Villa im Süden Deutschlands am Rande des Bodensees. Wie so oft lag dicker Nebel über dem Wasser, während die Sonne erste Strahlen auf das flauschige Weiß warf. Es war ein schöner Sommertag und Caroline ging auf die Terrasse, von der aus man einen wunderbaren Blick über den See hatte. Sie besaßen einen eigenen Bootsanleger und die kleine Jacht war zwar zu groß für den See, sorgte jedoch für manch schönen Tag.
Sie hatten fast überall auf der Welt gelebt, stets in Sorge, man könne merken, dass sie nicht starben, stets mit neuen Identitäten, doch diese Gegend, wie auch das Land, hatten es ihnen angetan.
Deutschland war ein reiches Land.
Und vielleicht das Land, welches man noch am ehesten als Demokratie ansehen konnte. In Amerika hatte sich nach dem 11. September zu viel geändert, der Commission Report strotzte vor
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