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Nachtkalt: Psychothriller (German Edition)

Nachtkalt: Psychothriller (German Edition)

Titel: Nachtkalt: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Franley
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Karl offenbar für unnötig noch mehr zu erzählen. Stattdessen deutete er ein Nicken an, sagte: »Ich muss dann mal weitermachen.« und verschwand durch die Milchglasscheibe der Notaufnahme.
    »Wie sympathisch«, stellte Nora kopfschüttelnd fest und fragte an Anja gewandt: »Weißt du, wo sie liegt?«
     
    Zehn Minuten später betraten alle drei das kleine Krankenzimmer und trotz der Umstände stieß Lukas ein erfreutes »Oma!« aus, als er sie in einem der beiden Betten erkannte. Es dauerte einige Sekunden, bis Ruth aus ihrem Dämmerschlaf erwachte, doch dann schaffte sie ein Lächeln und streckte ihren linken, nicht durch Infusionsnadeln behinderten Arm nach ihrem Enkel aus.
    »Hallo, Mum«, begann Nora, »wie hast du das denn geschafft?«
    »Hallo, ihr drei.« Ruths Stimme war leise und Anja erkannte an ihrem Blick, dass sie unter dem Einfluss starker Schmerzmittel stand, daher fragte sie wissend: »Reicht die Dosis?«
    Wieder lächelte ihre Mutter: »Ja, mein Kind. Ich spüre nur noch ein Ziehen in der Hüfte, aber das ist erträglich.« Dann wurde ihr Blick sorgenvoll. »Was ist mit Gerald? Ich kann mich nur noch erinnern, dass er mir das Telefon in den Keller gebracht hat.«
    »Alles gut«, beruhigte sie Nora. »Ich habe gerade Frau Haagen angerufen. Gerald ist bei ihr und sie hat es tatsächlich geschafft, ihn dazu zu bringen, sich hinzulegen.« Es folgte eine kurze Pause, dann fragte Nora erneut: »Aber sag, was ist passiert?«
    Ihre Mutter schien erst darüber nachdenken zu müssen, bis sie schließlich zögerlich zu erzählen begann: »Nach unserem Telefonat wollte ich das Licht im Flur anmachen, doch es funktionierte nicht. Also dachte ich, dass wie so oft eine der alten Sicherungen durchgebrannt ist, und bin in den Keller. Tja, und was soll ich sagen, auf einer der letzten Stufen habe ich wohl den Halt verloren und bin den Rest hinuntergestürzt.« Ruth machte eine Pause und wie um zu unterstreichen, dass sie es nicht mehr wusste, fügte sie noch hinzu: »Mehr weiß ich leider nicht mehr. Entweder bin ich auf den Kopf gefallen oder der anschließende Schmerz war so stark, dass ich kurz ohnmächtig geworden bin. Irgendwann stand Gerald vor mir und brachte mir das Telefon.«
    »Aber warum bist du denn ausgerutscht, Oma?«, fragte Lukas mit der noch dünnen Stimme eines Fünfjährigen.
    Da Ruth nicht wollte, dass man Gerald Vorwürfe machte, versuchte sie ein Lächeln. »Ach weißt du, ältere Leute stolpern schon einmal über ihre eigenen Füße.« Anschließend sah sie wieder zu ihren Töchtern und ihr Blick wurde wieder ernster. »Wie machen wir das mit eurem Bruder?«
    Mehr brauchte Ruth nicht zu sagen; alle wussten, was diese Umstände bedeuteten. Eine von beiden würde vorübergehend in ihr Elternhaus ziehen müssen. Anja ergriff zuerst das Wort: »Mach dir jetzt darüber mal keine Sorgen, wir bekommen das schon hin. Viel wichtiger ist, dass du wieder auf die Beine kommst und die Operation morgen früh gut verläuft.«
    Nora wollte noch etwas dazu sagen und Anja ahnte auch schon, was es war, doch sie arbeitete schon lange genug im Krankenhaus, um zu erkennen, dass es ihrer Mutter immer schwerer fiel, den Schmerz zu ignorieren, daher fiel sie ihrer Schwester sofort ins Wort und sagte bestimmend: »Alles Weitere können wir nachher noch besprechen!«
    Als ihre Mutter wenige Minuten später immer wieder in einen kurzen Dämmerzustand verfiel, verabschiedeten sich die drei und verließen das Krankenzimmer.
     
    Nachdem sich Anja noch schnell in ihrer Abteilung abgemeldet hatte, traten sie in die Dunkelheit hinaus und Nora zündete sich eine Zigarette an. An Lukas gewandt sagte sie: »Schau mal, da drüben ist ein Karussell, das macht nachts bestimmt doppelt so viel Spaß.« Darauf fragte ihr Sohn, aufgrund der späten Stunde, erstaunt: »Darf ich?«
    Nora bestätigte das mit einem Nicken in Richtung des kleinen Spielplatzes, sog noch einmal Rauch ein und begann dann fast schon aggressiv: »Also, wie stellst du dir das vor?«
    Anja sah ihre Schwester bewusst nicht an, sondern starrte, ohne es richtig wahrzunehmen, auf einen Mann, der einige Schritte entfernt an einer Laterne lehnte und ebenfalls rauchte. Dass dieser sein Handy genau in diesem Moment etwas zu hoch und in ihre Richtung hielt, fiel ihr zwar auf, doch ihre Gedanken waren ganz bei dem Problem, das sie nun hatten.
    Ebenfalls mit fester Stimme antwortete sie: »Mir war von vornherein klar, dass du Gerald nicht beaufsichtigen wirst, also lass uns

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