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Nachtkalt: Psychothriller (German Edition)

Nachtkalt: Psychothriller (German Edition)

Titel: Nachtkalt: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Franley
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diese Diskussion am besten gleich beenden.«
    »Es geht ja auch nicht«, nun klang Nora fast schon schnippisch, »wie soll ich denn von Weisenbrunn aus den Kindergarten, meinen Job und Gerald unter einen Hut bringen?« Anja wusste, dass ihre Schwester recht hatte, doch Nora hatte sich nie groß um Gerald gekümmert und dass sie sich auch dieses Mal wieder aus der Affäre zog, machte sie wütend. Schärfer und lauter als gewollt, erwiderte sie zynisch: »Es fragt doch auch keiner, ob es bei mir geht. Aber es ist ja auch egal, wenn ich das Semester wiederholen muss, dann verlängert sich eben mein lustiges Studentenleben.« Anja blickte erneut zu dem Mann, der gerade eine Nachricht in sein Handy zu tippen schien, und sagte mit unterdrückter Wut: »Es ist besser, du nimmst jetzt Lukas und fährst nachhause, der Junge muss ins Bett.«
    »Und Gerald?«, fragte Nora vorsichtig.
    Anja hatte zwar wirklich noch keine Ahnung, wie sie das machen sollte, antwortete aber leise: »Ich kümmere mich um ihn.« Dann setzte sie noch ein bitteres »Wie immer« dahinter. Anschließend verabschiedete sie sich von ihrem Neffen und ging zurück an ihren Arbeitsplatz. Nach einem Anruf bei der Nachbarin ihrer Mutter brachte sie ihre Schicht zu Ende, sah noch einmal kurz nach ihrer schlafenden Mutter und fuhr dann nachhause, wo sie erst kurz vor Mitternacht ankam.

10
    Glücklicherweise gab es noch Nachbarn wie Frau Haagen. Sie ließ Gerald die ganze Nacht bei sich schlafen und setzte ihn am nächsten Morgen in den Kleinbus, der alle Lehrlinge der Behindertenwerkstatt einsammelte. So konnte Anja wenigstens noch in Ruhe einige Sachen packen und in der Uni die erschwerten Umstände erklären. Anschließend rief sie in Dr. Karls Abteilung an und erfuhr, dass ihre Mutter gerade operiert wurde und es keinen Sinn hatte, sie vor 15 Uhr zu besuchen.
    Obwohl alles recht zügig ging, stieg Anja erst gegen Mittag aus dem Bus, der unweit ihres Elternhauses hielt. Nach einem kurzen Besuch bei Frau Haagen durchquerte sie das kurze Waldstück und stand kurz vor 13 Uhr endlich vor dem Haus am Ende der Sackgasse.
    Sooft sie hierherkam – heute wirkte das Gebäude irgendwie verändert. Die Stille in den Räumen erzeugte eine Beklemmung in ihr, die sie hier noch nie gespürt hatte. Vielleicht lag es auch an dem sich ständig verändernden Licht. Anja erinnerte sich daran, dass Gerald einmal zu einem typischen Herbsthimmel »Der ist ja ganz zerrissen.« gesagt hatte. Auch heute jagten an diesem zerrissenen Himmel immer wieder große dunkle Wolken vorüber und wenn es die Sonne überhaupt schaffte, sahen die vereinzelten Sonnenstrahlen aus wie die Laserstrahlen einer unbekannten Macht.
    Gerade als Anja die Haustür hinter sich schloss, schob sich eine besonders große Wolke über das Haus und es war, als hätte jemand das Licht ausgeschaltet. Fast schon panisch griff sie nach dem Lichtschalter, doch nichts rührte sich. Dann fiel ihr wieder ein, warum ihre Mutter in den Keller gegangen war, und eine erneute Welle der Beklemmung überkam sie. Auch wenn sie sonst keine Probleme damit hatte ... dieser Keller hatte ihr schon als Kind Angst gemacht und das hatte sich nicht geändert. Aber es half alles nichts, früher oder später musste sie diese verfluchte Sicherung austauschen, dann lieber jetzt am Tag.
    Da sich hier in all den Jahren nichts geändert hatte, lag die alte Taschenlampe noch immer in der kleinen Kommode, die gleich neben der Haustür stand, und erstaunlicherweise waren auch die Batterien noch funktionstüchtig. Anja stellte die schwere Reisetasche ab, behielt aber ihre Jacke an und folgte den Stufen hinunter in die Dunkelheit. Da sie sich nicht sicher war, ob ihre Mutter einfach nur gestolpert war oder doch etwas herumlag, leuchtete sie jede der Stufen an, bevor sie einen Schritt weiterging. Nach der Kehre hielt sie kurz inne und zog den Fuß wieder zurück. Zuerst dachte sie auf dem Holz der nächsten Stufe etwas erkannt zu haben, aber es war einfach nur etwas heller als die anderen. Ohne weiter darauf zu achten, brachte sie noch die restlichen Stufen hinter sich und endlich unten angekommen, versuchte sie ihre Angst auszublenden. Zielstrebig ging sie auf den Sicherungskasten zu, öffnete ihn und tatsächlich, eine der alten Keramiksicherungen war eindeutig defekt. Allerdings war das kleine Sichtfenster, an dem man erkennen konnte, wenn etwas durchgebrannt war, nicht einfach dunkel. Fast sah es so aus, als hätte jemand einen Nagel

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