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Nachtkalt: Psychothriller (German Edition)

Nachtkalt: Psychothriller (German Edition)

Titel: Nachtkalt: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Franley
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sie ihm in die Augen, »glaubst du, das schaffst du? Es dauert wirklich nicht lange und wenn ich den Job bekomme, kann ich immer zuhause arbeiten.«
    »Mama arbeiten«, bestätigte Gerald, schien dann kurz nachzudenken und fügte hinzu: »Gerald gerne alleine zuhause ... will Bild malen.«
    Besser kann es nicht laufen, dachte Ruth. Sie erhob sich, holte die Malsachen aus dem Wohnzimmer, legte sie vor Gerald auf den Tisch und sagte dann aufmunternd: »Vielleicht ist das Bild ja schon fertig, wenn ich nachhause komme.« Dann warf sie einen erneuten Blick auf die Uhr und stellte fest: »Jetzt muss ich aber wirklich los. Wenn etwas sein sollte, gehst du bitte zu Frau Haagen rüber.« Gerald hob den Arm zum Abschied und schrie: »Jaaa, Mami!«
     
    Nachdem Gerald weitere zehn Minuten abwechselnd auf die Fotos seiner Schwestern gedeutet hatte, entstand draußen am Himmel eine Wolkenlücke und ein gleißend heller Sonnenstrahl fiel genau durch die herbstlichen Blätter der Eiche, die draußen im Garten stand. Fasziniert hob Gerald den Blick und betrachtete das Spiel des Lichtes zwischen den Ästen, dann hellte sich auch seine Miene auf und zu Noras Foto sagte er: »Gerald malen!«
    Da sie in dem letzten Haus der Straße wohnten, endete der Garten hinter dem Haus dort, wo der angrenzende Wald begann. Früher gab es einmal zahlreiche Beete, doch seit Ruths Mann sie verlassen hatte und Gerald ihre komplette Zeit in Anspruch nahm, bestand der Garten nur noch aus einer pflegeleichten Wiese und einigen alten Bäumen. Die Grundstücksgrenze bildeten ein kleiner Bach und zahlreiche Beerensträucher, die jetzt genauso kahl wie die anderen Pflanzen dastanden.
    Fast in der Mitte des Gartens stand ein kleiner Pavillon, unter dem sich zwei rustikal hölzerne Sitzbänke sowie ein schwerer Tisch befanden, und genau dorthin wollte Gerald. Ohne darauf zu achten, dass er nur Socken anhatte und die Wiese nass war, öffnete er die Terrassentür und durchquerte den Garten.
    Mit der Sicht auf die Eiche zufrieden, setzte er sich, öffnete seinen Block und begann zu malen. Ohne dass er groß nachdenken musste, flogen seine Hände über das Papier. Im Grunde hätte es gereicht, wenn er sich den Baum nur einmal angesehen hätte, denn in seinem Gedächtnis war das Bild für immer konserviert.
    Nachdem er Stamm und Krone fertig hatte, folgte der Hintergrund. Erst zeichnete er den kaum sichtbaren Bachlauf, dann ein kleineres Gebüsch und schließlich den nebligen Waldrand, doch hier stutzte er, denn dort standen nicht nur Bäume. Neben der großen Tanne, die Gerald im Winter so gerne betrachtete, stand ein Mann mit grüner Jacke und es schien, als würde ihm dieser beim Malen zusehen. Wie schon in der Küche hob Gerald den Arm und schrie: »Haaallllooo!« Doch beim nächsten Hinsehen war der Mann wieder verschwunden. Da Geralds Kopf das Motiv nun einmal mit dem Mann gespeichert hatte, musste dieser auch mit auf das Bild. Nach weiteren zehn Minuten waren auch alle Feinheiten auf dem Papier verewigt. Penibel packte er seine Malutensilien zurück in die kleine Kindergartentasche, stand auf und ging zurück zu der Terrassentür, hinter der erstaunlicherweise nasse Schuhabdrücke begannen.
    »Mami ärgerlich«, stellte Gerald für sich selbst fest, nahm den Rest der Papiertücher, die er sonst für das Malen benutzte, und wischte die Abdrücke weg.
     
    »Warst du etwa im Garten?« Ruth wusste, dass ihr Sohn kein Unrechtsbewusstsein haben würde, doch bei dem Gedanken, dass er alleine draußen herumlief, zog sich ihr Magen zusammen. Solche Situationen gewohnt, schaffte sie es ruhig zu bleiben und bewunderte das Bild noch einmal, indem sie es etwas besser ins Licht hielt. Gerade als sie anfing, sich über den gemalten Schatten neben der Tanne zu wundern, läutete das Telefon. Sie betonte noch einmal, wie toll das Bild gelungen war, gab es Gerald zurück und ging in den Flur, wo sich die Ladestation des Telefons befand.
    Wie so oft wurden aus einem kurzen Plausch mit Nora fast eineinhalb Stunden und als Ruth endlich auflegte, lag der Garten hinter dem Küchenfenster bereits im dunklen Schatten des Waldes, der den letzten Rest Tageslicht aufzusaugen schien. Ruth brachte das Telefon zurück in den Flur und wollte anschließend nach oben, um sich etwas Bequemeres anzuziehen. Automatisch betätigte sie den alten Kippschalter neben der Treppe, doch das Licht blieb aus. Ruth ging einen Schritt zurück und versuchte es erneut, wieder ohne Erfolg. Das Haus hätte so

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