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Nachtklinge: Roman (German Edition)

Nachtklinge: Roman (German Edition)

Titel: Nachtklinge: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Courtenay Grimwood
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Schlosses. Alexa würde Rosalie vor dem Tageslicht beschützen. Im Flur standen immer noch dieselben Wachposten, und der Doge stand am Fenster und beobachtete die Möwen. »Venedig«, sagte er, und deutete auf die Vögel, die sich um einen Bissen zankten. Es kostete ihn sichtlich Überwindung, die nächste Frage zu stellen.
    »Soll ich Euch zum Verhör begleiten?«
    »Nein, Hoheit, es ist am besten, wenn ich die Befragung allein durchführe.«
     
    Die Mauern aus istrischem Stein schützten das Verlies zwar vor Überflutungen, verhinderten aber nicht, dass Feuchtigkeit zwischen den Steinblöcken eindrang und durch den angeblich wasserdichten Mörtel sickerte.
    In Rom standen die steinernen Anlegestellen am Tiber seit tausend Jahren, aber das Geheimnis der römischen Baukunst war verloren gegangen. Die baulichen Leistungen Venedigs waren fast ebenso gut, und der Wärter erwartete, dass Tycho sich von dem wasserdichten Gefängnis beeindruckt zeigte.
    Mit Blick auf die verschlossene Tür fragte Tycho: »Drinnen herrscht absolute Dunkelheit?«
    »Völlige Finsternis. Die Mauern sind besonders dick und tragen sogar den Vorratsspeicher darüber.«
    »Das Licht aus dem Korridor fällt nicht in die Zelle?«
    Der Wärter wusste, wer vor ihm stand.
    Er konnte die Anschläge zwar nicht lesen, auf denen tausend Dukaten für Tychos Gefangennahme geboten wurden, aber die Priester hatten den Aufruf von den Kanzeln verlesen. Nun stand der Gesetzlose vor ihm, in der Uniform der Palastwache, frei, unerschrocken und in Erwartung einer Antwort. »Fällt ein Lichtstrahl unter der Tür hindurch?«, wiederholte Tycho.
    »Ein schmaler Lichtstrahl, ganz unten.«
    »Gibt es hier Sandsäcke?«
    Jedes öffentliche Gebäude in Venedig hatte Sandsäcke zum Schutz gegen die jährlichen Überflutungen.
    »Bring mir ein paar davon, bevor du gehst.«
    »Aber Herr, ich dachte, Ihr hättet meine Hilfe nötig.« Er warf einen Blick auf Tychos Uniform. »Eure Kleidung könnte schmutzig werden.«
    »Sehr schmutzig sogar«, gab Tycho zurück.
    Seine ungerührte Stimme und die dunklen Augen machten den Wärter nervös. Tycho spürte seine Furcht. In den vielen Dienstjahren hier unten war die Seele des Mannes verkümmert.
    »Ich habe nach einem Schwarzkreuzler geschickt«, sagte der Wärter.
    »Der ist jetzt überflüssig.«
    Diese Antwort grenzte für den Wärter an Gotteslästerung. Er verneigte sich knapp und erschien kurz darauf mit drei Sandsäcken. Anschließend zog er sich zurück und schloss die Tür zum Gang. Den Riegel der Kerkerzelle ließ Tycho offen. Niemand hier würde irgendwohin gehen.
    Er holte tief Luft und trat ein.
    Drinnen herrschte undurchdringliche Finsternis – vorausgesetzt, man war nicht selbst Teil dieser Dunkelheit wie Tycho. Es stank nach Fäkalien, und auf den Mauern lag eine dicke Schicht des Leidens und der Schmerzen. Tycho spürte, wie die Bestie sich in ihm regte, wie sie an den Gittern ihres Gefängnisses, seinen Rippen, rüttelte.
    Er achtete nicht darauf.
    »Ich sage kein Wort.«
    Ein Mamelucke, dachte Tycho. Vielleicht auch ein Grieche. Der Mann sprach gebrochenes Italienisch mit südländischem Akzent.
    »Glaub mir, du hast keine Wahl.«
    Der letzte Überlebende der Angreifer starrte suchend ins Dunkel. Seine Ausbildung befähigte ihn, den Feind zu orten, aber da Tycho sich lautlos bewegte, war das unmöglich. Die Füße des Gefangenen waren an einen schweren Holzblock genagelt, und selbst wenn er sich hätte befreien können, hätte er es niemals mit Tycho aufnehmen oder sich auf das, was ihm bevorstand, vorbereiten können.
    »Ich weiß sowieso nichts.« Das war nicht einmal gelogen, trotzdem wusste er mehr, als er selbst ahnte.
    »Ich nehme, was du hast.«
    Die Decke war gewölbt, die Mauern aus riesigen Steinquadern zusammengesetzt.
    Sklaven hatten das Verlies erbaut und dabei ihr Leben gelassen, dachte Tycho. Ihre Geister hatten diesen Ort bevölkert, noch ehe der erste Gefangene hier gestorben war. Er sah sich prüfend um und wartete, um den Gefangenen in Angst zu versetzen. Der Mann war auf Schmerzen gefasst, auf Stille jedoch nicht. Beide Männer öffneten zugleich den Mund.
    Der eine, um zu flehen, der andere, um seinen Hunger zu stillen.
    Die Wände erstrahlten, als habe jemand glühende Kohle in die Zelle geschaufelt. Fleisch schmolz unter Tychos Hundefängen. Flammen züngelten am feuchten Mauerwerk empor und umschlossen Tychos Körper, ohne ihn zu verbrennen.
    Schmerzgeheul vermischte sich mit wilden

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