Nachtkrieger: Ewige Begierde
nicht mehr weit bis Nottingham ist.«
»Ich könnte mir vorstellen, dass es heute Nacht ein paar mehr sind.«
»Nur noch einer, Mylord, ein junger
jongleur,
der seit zwei Tagen bei uns ist.«
Während Steinarr wegen der nächtlichen Unterkunft verhandelte, ging Matilda vor zu dem Vorhang, um zwischen den Bahnen einen Blick in die belebte, fröhliche Halle zu werfen. Ein munteres Feuer prasselte im Kamin, und blütenweiße Tücher bedeckten die Tische, die reichlich gedeckt waren, obwohl nur zu Abend gegessen wurde. Auf der Estrade saß ein junger Mann, ganz in Grün und Braun gekleidet – kein
jongleur,
den sie kannte, den Heiligen sei Dank – an der Hohen Tafel und unterhielt den Lord und die Lady. Die Gutsherrin hatte den Kopf abgewandt, doch ihre Gestik kam Matilda bekannt vor, und so beobachtete sie sie interessiert.
»Sie wird also bei den Frauen Eurer Herrin schlafen?«, hörte Matilda Steinarr sagen.
»Selbstverständlich, Mylord«, versicherte der Haushofmeister. »Lady Nichola ist an der Keuschheit all unserer Frauen und weiblichen Gäste gelegen, selbst wenn sie zu den Ärmsten gehören.«
»Nichola?« Der Name und die Gestik fügten sich zu einem vollständigen Bild zusammen. »Nichola de Markham?«
Die Frau drehte sich um und sah blinzelnd zur Tür. »Habe ich da meinen Namen gehört? Wer ist dort? Steward, bringt unsere Besucher zu mir.«
»Jawohl, Mylady.« Der Steward schlug den Vorhang zur Seite und ging voraus.
»Wir wurden gemeinsam erzogen«, sagte Matilda. »Sie ist kurzsichtig, aber sie hat Ohren wie ein Luchs.«
»Das stimmt«, sagte Lady Nichola und lächelte herzlich. »Und jetzt, wo ich diese Stimme deutlich höre, erkenne ich sie. Maud!«
Sie erhob sich und ging Matilda entgegen, um sie am Fuß der Estrade in die Arme zu schließen. »Ich kann es gar nicht glauben! Ich dachte, ich würde dich nie wiedersehen, und hier schon einmal gar nicht. Gemahl, das ist Ma…«
Matilda begann heftig zu husten, trocken und keuchend, so wie sie es getan hatte, als sie auf Baldwin getroffen waren.
»Oje. Verzeih mir«, sagte Nichola. »Du bist triefend nass. Komm, lass uns zusehen, dass wir dir diese Sachen ausziehen. Ich hätte es sogleich merken müssen. Hodde, ein heißes Bad und trockene Kleidung. Lass auch etwas Met aufwärmen und eine Mahlzeit hinaufbringen. Sofort. Entschuldige uns, Gemahl.« Sie legte die Arme um Matilda und führte sie die Treppe hinauf, während die Dienerinnen sich sputeten.
»Aber natürlich, mein Herz. Ich unterhalte mich unterdessen mit Sir …«
»Steinarr.« Er sah hinüber zu Matilda, die die Treppe hinaufging. »Steinarr Fitzburger. Verzeiht, Mylord, aber ich muss mich um dringende Angelegenheiten kümmern. Ich kann nicht lange bleiben.«
»Bei diesem Wetter?«, fragte Lord Peter.
»Ich habe nur Rast gemacht, um einen sicheren Schlafplatz für meine Cousine zu finden. Ich wusste nicht, dass sie hier einer Freundin begegnen würde, aber ich bin froh darüber. Wenn …«
Die Tür des herrschaftlichen Gemachs wurde geschlossen, so dass die Stimmen der Männer nicht mehr zu hören waren, und Nicholas Dienerinnen umringten Matilda, um die Schnürungen zu lösen und sie auszuziehen. Eine der Frauen trocknete sie ab, und eine andere hüllte sie in eine Decke, während eine Dritte Holz auf das Feuer legte und Holzkohle in eine Kohlenpfanne schaufelte, um den Raum schneller aufzuheizen. Ein Zuber stand schon in der Nähe der Feuerstelle bereit, halbgefüllt mit Wasser.
»Wärm deine Hände auf«, drängte Lady Nichola. »Du musst ja vollkommen durchgefroren sein. Und dann dieser Husten.«
»Das war nur ein Kratzen im Hals. Ein Staubkörnchen. Oh, ist das schön, ein vertrautes Gesicht zu sehen!« Matilda riss Nichola in ihre Arme, zog sie an sich und flüsterte ihr zu: »Aber du
musst
mich Marian nennen. Bitte. Ich werde es dir später erklären, wenn wir ungestört sind.«
Nichola wich zurück und zog besorgt ihr hübsches Gesicht in Falten, doch sie nickte. »Und es ist schön, dich zu sehen, … Marian.«
Dienstboten strömten herein und hinaus und brachten warmen Met, trockene Kleidung sowie Eimer für Eimer heißes Wasser, frisch aus der Küche. Ein Dreibeinkessel wurde ins Feuer gestellt, für neues frisches heißes Wasser, und ein Wandschirm aufgestellt, um den Badezuber mit der Wärme zu umschließen. Hodde sah wachsam zu, wie der letzte Eimer heißes Wasser in den Zuber ausgeleert wurde, steckte dann ihren Arm hinein, um es zu durchmischen.
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